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War ich gut Schatz

Titel: War ich gut Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russo Andrea
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vorher ellenlange Listen zu schreiben. Wir packen beide Dinge in den Wagen, Daniel legt aufs Band, ich räume ein. Vielleicht muss ich mir das öfter mal vor Augen halten. Immerhin erstaunlich, weil wir uns ja erst so kurz kannten, bevor wir zusammengezogen sind. Außerdem hat bisher noch nie eine Beziehung bei mir länger als drei Jahre gehalten. Und immer war ich diejenige, die gegangen ist. Vielleicht mache ich es mir zu einfach? Daniel ist mein Ehemann. Für immer und ewig, das haben wir uns damals geschworen. Irgendwie muss es doch zu machen sein, dass er seinen Krempel langsam auf die Reihe bekommt und mal Verantwortung übernimmt.
    Wie sagte Katharina doch gleich? Ich solle ihn loben, wenn er was gut gemacht hat? Vielleicht fange ich gleich nachher damit an und erzähle ihm, wie toll er im Fitnessstudio auf mich als Trainer gewirkt hat. Eventuell bekomme ich so den Dreh, um ihm klarzumachen, wie gut er dann erst als Sportlehrer in einer Schule ankommen wird. Am besten wäre natürlich, er käme von selbst darauf. Dann hat er nicht gleich wieder das Gefühl, ich würde ihn drängen. Aber bei meinem Glück würde Daniel nach diesem Kompliment für immer und ewig Fitnesstrainer bleiben wollen, also lasse ich es lieber …
    Ich pelle gerade die zweite Zwiebel aus ihrer Schale heraus, als es plötzlich an der Tür klingelt. Katharina oder Sam kommen eigentlich nie, ohne sich kurz vorher telefonisch anzumelden. Bestimmt hat Daniel wieder mal seinen Schlüssel vergessen. Ich schiebe die Taucherbrille hoch auf
meine Haare, wische meine Hände kurz ab, gehe zur Tür und drücke den Türöffner. Da höre ich auch schon ein »Wuff« aus dem Hausflur.
    Mit der Gewissheit, Adele und Helmut vor der Tür stehen zu haben, öffne ich sie. Prompt begrüßt mich der Pudel schwanzwedelnd und mit einem feuchten Schlecken über meinen Fußknöchel, obwohl ich mich heute gar nicht eingecremt habe. Aber es ist nicht Adele, die mich gerade mit den Worten: »Guten Tag, Frau Blum, bitte nicht erschrecken«, begrüßt, vor mir steht ein Sanitäter oder ein Arzt. Auf jeden Fall ein Kerl in orangefarbener Hose und weißem T-Shirt. Ein gut aussehender Kerl ganz genau genommen. Zum Glück habe ich das Geschirrhandtuch mitgenommen, mit dem ich mir noch schnell den Zwiebelsaft abgewischt habe. Das halte ich mir jetzt schützend vor meinen halbnackten Oberkörper.
    Dass Helmut hier mit einem fremden Kerl vor meiner Tür steht, ist kein gutes Zeichen. Mein etwas ungewöhnliches Aussehen und dass der Typ mich unverschämt angrinst, ist mir in dem Moment egal, als mir das bewusst wird. »Nicht erschrecken«, das hatte meine Mutter damals auch zu mir gesagt, als ich nichtsahnend aus der Schule kam und die vielen gestapelten Kisten und den gepackten Koffer vor der Tür stehen sah. Mein Vater hat die Sachen später abgeholt und sich noch nicht mal von uns verabschiedet. Augenblicklich macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit.
    Â»Frau Grimmelsberg schickt mich. Sie meinte, Sie würden bestimmt auf ihren Hund aufpassen, solange sie im
Krankenhaus sei. Es ist nichts Ernstes, wahrscheinlich nur eine Fraktur des Schienbeines. Aber das wissen wir erst nach dem Röntgen.«
    Arme Adele! Und armer Helmut! Und arme Anna … So schnell kann man Frauchen eines Vierbeiners werden. Adele ist barfuß auf den nassen Fliesen ihres Badezimmers ausgerutscht, wie mich der Sanitäter informiert. Und dann ist sie auf dem Po durch die ganze Wohnung bis zum Telefon gerutscht, weil sie das Bein nicht belasten konnte.
    Natürlich kümmere ich mich um Helmut. Ich will doch nicht, dass sie den armen Kerl ins Tierheim verfrachten. Und außerdem habe ich ja Urlaub, da ist Helmut wenigstens nicht den ganzen Tag alleine. Adele ist schon mit dem Wagen ins Krankenhaus unterwegs. Der Sanitäter ist doch kein Sanitäter, sondern ein Arzt, der sich um ein Ersatzzuhause für Helmut kümmert. Er hat einen Namen, den man nicht so schnell vergisst: Dr. Kreideweiß. Witziger Name für einen Arzt. Aber nett ist er. Er hilft mir noch, die nötigen Sachen für Helmut aus Adeles Wohnung zu holen. Natürlich habe ich mich vorher in Jeans und Shirt geschmissen. Als er sich verabschiedet, lacht er mich an.
    Ich mache mich auf die Suche nach Helmut, der sich auf Entdeckungstour durch unsere Wohnung gemacht hat. Er residiert im Schlafzimmer. Seiner Rasse

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