Warcraft - 2
gewesen.
Nun aber, selbst wenn sie zu zweit gegen ihn standen, würde er triumphieren, so lange er diszipliniert seiner Strategie und nicht dem Lockruf der Blutgier folgte.
Sein Arm bewegte sich wie von selbst und schlug immer wieder zu. Selbst als seine Füße wegrutschten und er stürzte, konnte er dies zu seinem Vorteil nutzen. Er drehte seinen Körper, sodass er einen Angreifer traf und streckte gleichzeitig den Arm aus, um den zweiten mit einem Schlag von den Beinen zu holen. Sorgsam achtete er darauf, ihn mit dem stumpfen Ende des Beils und nicht mit der Klinge zu treffen. Er wollte diese Orks nicht töten, er wollte nur den Kampf gewinnen.
Beide schlugen hart auf. Der Ork, den Thrall mit dem Beil erwischt hatte, hielt seine Beine umklammert und heulte frustriert, weil sie beide gebrochen schienen. Der andere Ork kam taumelnd hoch und versuchte Thrall mit dem Breitschwert zu durchbohren.
Thrall traf seine Entscheidung. Er bereitete sich auf den Schmerz vor, ergriff die Klinge mit beiden Händen und riss daran. Der Ork verlor das Gleichgewicht und fiel Thrall entgegen. Thrall drehte sich und begann den Ork zu würgen.
Drück zu! , schrie sein Instinkt. Drück zu! Töte Blackmoore für das, was er dir angetan hat!
Nein! , dachte er. Das hier war nicht Blackmoore. Das hier war ein Angehöriger seines Volkes, des Volkes, das er so verzweifelt gesucht hatte. Er erhob sich und streckte dem unterlegenen Ork seine Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen.
Der Ork starrte die Hand an. »Wir töten«, sagte Iskar. Seine Stimme war so ruhig wie zuvor. »Töte deinen Gegner, Thrall. Das würde ein richtiger Ork tun.«
Thrall schüttelte langsam den Kopf, ergriff den Arm seines Gegners und zog den geschlagenen Feind auf die Beine. »Im Krieg, ja.
Ich würde meinen Feind in der Schlacht töten, sodass er sich nicht ein weiteres Mal gegen mich erheben kann. Aber ihr seid mein Volk, ob ihr mich nun annehmt oder nicht. Wir sind so wenige, dass ich ihn nicht töten sollte.«
Iskar sah ihn mit merkwürdigem Gesichtsausdruck an. Er schien auf etwas zu warten. Schließlich sagte er: »Deine Erklärung ist nach-vollziehbar. Du hast unsere drei besten Kämpfer ehrenvoll besiegt.
Du hast den ersten Test bestanden.«
Ersten? , dachte Thrall und legte eine Hand auf seine blutende Seite. Er befürchtete plötzlich, dass es egal sein könnte, wie viele
»Tests« er bestand, denn sie würden ihn nie zu Hellscream fuhren.
Vielleicht war Hellscream gar nicht hier.
Vielleicht lebte Hellscream gar nicht mehr.
Aber Thrall wusste in seinem Herzen, dass er lieber hier sterben würde, als noch einmal in sein altes Leben unter Blackmoores Knute zurückzukehren.
»Was ist die nächste Herausforderung?«, fragte er leise. Seine ruhige Art schien die anderen Orks zu beeindrucken.
»Eine Prüfung des Willens«, sagte Iskar. Ein leicht abfälliges Lä-
cheln lag auf seinem breiten Gesicht. Er machte eine Geste, und aus einer der Höhlen trat ein Ork hervor. Er trug etwas auf dem Rücken, was auf den ersten Blick wie ein schwerer Sack aussah. Aber als er den »Sack« einfach auf den Steinboden warf, erkannte Thrall, dass es sich um einen kleinen Menschenjungen handelte, der an Händen und Füßen gefesselt und dessen Mund geknebelt war. Das schwarze Haar des Jungen war verfilzt. Er war schmutzig, und wo der Dreck seine weiße Haut nicht bedeckte, sah Thrall blaue und grüne Prel-lungen. Er hatte die gleiche Augenfarbe wie Thrall, aber seine Pupillen waren angstgeweitet.
»Du weißt, was das ist«, sagte Iskar.
»Ein Kind, ein menschliches Kind«, antwortete Thrall irritiert. Sicherlich wollten sie nicht, dass er gegen den Jungen kämpfte.
»Ein männliches Kind. Es wird aufwachsen und zum Ork-Mörder werden. Es ist unser natürlicher Feind. Wenn du tatsächlich unter der Peitsche und dem Knüppel gelitten hast und Rache an denen nehmen willst, die dich versklavten und dir sogar einen Namen gaben, der deinen niederen Rang im Leben beschreibt, dann nimm diese Rache jetzt . Töte den Jungen, bevor er erwachsen wird und dich tötet.«
Die Augen des Jungen weiteten sich noch mehr, denn Iskar hatte in der Menschensprache gesprochen. Er wand sich verzweifelt und stieß dumpfe Laute aus. Der Ork, der ihn getragen hatte, trat ihm desinteressiert in den Bauch. Der Junge rollte sich zusammen und stöhnte durch den Knebel.
Thrall starrte ihn an. Das konnten sie nicht ernst meinen. Er sah zu Iskar, der ihn ohne zu blinzeln beobachtete.
»Das ist
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