Warcraft - 2
Momente gefolgt, in denen er sich Blackmoores verhöhnende Fratze vorgestellt hatte, während er im Ring kämpfen musste. Er dachte an Blackmoores lallende Sprache und die Schmerzen, die ihm dessen Tritte und Schläge gebracht hatten. Er dachte an die Furcht auf Tarethas Gesicht, wenn sie vom Herrn über Durnholde sprach.
»Ja«, sagte er mit fester, tiefer Stimme. »Ich würde es tun. Wenn es ein Wesen gibt, das den Tod verdient, dann ist es Aedelas Blackmoore.«
Hellscream lachte. Es klang seltsam und wild. »Gut. Zumindest würdest du also jemanden töten. Ich hatte mich schon gefragt, ob ich die richtige Wahl getroffen habe.« Er zeigte auf den Stoff-Fetzen, der in Thralls Gürtel steckte. »Das sieht nicht aus, als sei es von Menschen gemacht.«
Thrall zog das Wickeltuch hervor. »Das ist es auch nicht. In diesem Tuch fand mich Blackmoore als Säugling.« Er reichte es Hellscream.
»Mehr weiß ich nicht.«
»Ich kenne dieses Muster«, sagte Hellscream. Er breitete das Tuch aus und betrachtete das Symbol des weißen Wolfskopfes auf blauem Grund. »Das ist das Zeichen des Eiswolf-Clans. Wo hat Blackmoore dich gefunden?«
»Er hat mir erzählt, es sei nicht weit von Durnholde gewesen«, sagte Thrall.
»Dann war deine Familie weit weg von ihrer Heimat. Ich frage mich, wieso.«
Thrall spürte Hoffnung. »Habt Ihr sie gekannt? Wisst Ihr, wer meine Eltern waren? Es gibt so viel, was ich erfahren will.«
»Ich weiß nur, dass dies das Symbol des Eiswolf-Clans ist, und dass sie weit entfernt irgendwo in den Bergen leben. Sie wurden von Gul'dan ins Exil geschickt. Ich habe nie erfahren, weshalb. Durotan und seine Leute wirkten auf mich loyal. Es heißt, sie hätten sich mit den wilden weißen Wölfen verbündet, aber man sollte nicht alles glauben, was man hört.«
Aus Hoffnung wurde Enttäuschung, aber Thrall wusste dennoch jetzt mehr als zuvor. Er strich mit seiner großen Hand über das Tuch und war erstaunt, dass er jemals klein genug gewesen war, um hin-einzupassen.
»Ich habe eine weitere Frage, die Ihr vielleicht beantworten könnt«, sagte er. »Als ich jünger war, trainierte ich draußen, und ein Wagen, in dem sich mehrere …« Er stockte. Was war der richtige Ausdruck? Insassen? Sklaven? »… Orks auf dem Weg in die Lager befanden, kam an. Einer der Orks befreite sich und griff mich an. Er schrie einen Satz immer wieder. Ich habe nie erfahren, was er bedeutete, doch ich habe mir geschworen, die Worte nie zu vergessen.
Vielleicht könnt Ihr sie mir übersetzen.«
»Sprich, und wir werden es erfahren.«
»Kagh! Bin mog g'thazag cha!« , sagte Thrall.
»Das war kein Angriff, mein junger Freund«, sagte Hellscream.
»Die Worte bedeuten, Lauf! Ich werde dich beschützen!'«
Thrall starrte ihn an. Er hatte immer geglaubt, man habe ihn angegriffen, und jetzt …
»Natürlich, die anderen Kämpfer …«, sagte er. »Wir waren in einer Kampfübung. Ich trug weder Rüstung noch Schild und stand in einem Kreis von Männern … Er starb, Hellscream. Sie schlugen ihn in Stücke. Er dachte, sie würden mich angreifen, und dass ich gegen zwölf Gegner gleichzeitig kämpfen müsse. Er starb, um mich zu beschützen .«
Hellscream sagte nichts. Er aß ruhig weiter, während er Thrall beobachtete. Obwohl er ausgehungert war, ließ Thrall den guten Fleischsaft achtlos zu Boden tropfen. Jemand hatte sein Leben gegeben, um einen ihm unbekannten jungen Ork zu beschützen …
Langsam und ohne die Freude, die er gerade noch empfunden hatte, biss er in das Fleisch und kaute. Eines Tages würde er den Eiswolf-Clan suchen und herausfinden, wer er wirklich war.
ELF
Noch nie in seinem Leben hatte Thrall solche Freude kennen gelernt.
Während der nächsten Tage feierte er mit dem Warsong-Clan, sang dessen wilde Schlachtlieder und lernte, während er zu Hellscreams Füßen saß.
Thrall erfuhr, dass die Orks nicht die geistlosen Mordmaschinen waren, als die die Bücher sie darstellten. Sie waren ein edles Volk.
Ja, sie waren Meister des Schlachtfelds und genossen die Gischt des Blutes und das Krachen zerberstender Knochen, aber ihre Kultur war reich und vielschichtig. Hellscream erzählte von einer Zeit, als jeder Clan eine separate Einheit bildete, mit eigenen Symbole und Sitten und sogar einer eigenen Sprache. Es gab spirituelle Führer, die man Schamanen nannte und die mit der Magie der Natur arbei-teten und nicht mit der bösen Magie dämonischer, übernatürlicher Mächte.
»Ist Magie denn nicht Magie?«,
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