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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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nach Reihen aufgeteilt in Projektgruppen: eine der Gruppen repariert Generatoren, eine filtert Benzin, eine weitere reinigt Gewehre, schärft Messer, näht Wunden. Genau am Rande, ganz nah am Fenster, durch das ich starre: eine Gruppe, die Leichen seziert. Außer, dass es natürlich keine Leichen sind. Als ein achtjähriges Mädchen mit blonden Zöpfen das Fleisch vom Mund ihrer Leiche pellt und das schiefe Grinsen darunter offenlegt, schlägt diese die Augen auf und schaut sich um, wehrt sich einmal kurz gegen ihre Fesseln und entspannt sich dann wieder, erschöpft und angeödet. Flüchtig sieht sie zum Fenster hinüber, und einmal tauschen wir kurz noch einen Blick, bevor das Mädchen ihr die Augen rausschneidet.
    Wir haben versucht, hier eine schöne Welt zu schaffen , murmeln die Stimmen. Da waren die, die das Ende der Zivilisation als Chance begriffen haben, von vorn anzufangen und die Fehler der Geschichte rückgängig zu machen – die schwierige Jugend der Menschheit noch einmal zu durchleben, mit all der Weisheit unserer modernen Zeit. Doch alles ging so schnell.
    Vom anderen Ende des Gebäudes höre ich den Lärm einer wüsten Schlägerei, Schuhe, die über Beton schrammen, Ellbogen, die gegen Blech schlagen. Dann ein tiefes, schmatzendes Stöhnen. Ich laufe an den Gebäudemauern entlang, auf der Suche nach einem besseren Beobachtungspunkt.
    Außerhalb unserer Mauern waren Horden von Menschen und Monstern, die rauben wollten, was wir besaßen, und drinnen kochte unser eigener Wahnsinn, so viele Kulturen und Sprachen und unvereinbare Werte in einem so winzigen Topf. Unsere Welt war zu klein, um sie friedlich zu teilen; zum Konsens kam es nie, Harmonie war unmöglich. Also haben wir unsere Ziele angepasst.
    Durch ein anderes Fenster spähe ich in einen großen offenen Raum, der wie eine Lagerhalle aussieht, schwach beleuchtet und voller kaputter Autos und Trümmerteile, als würde hier drinnen simuliert, wie es draußen vor der Stadt aussieht. Eine Horde älterer Kinder steht um einen Pferch aus Maschendraht und Betonsperren. Das Bild erinnert an die Absperrungen, mit denen man Demonstranten von politischen Großveranstaltungen fernhielt, doch statt Plakate schwenkender Dissidenten sind in diesem Käfig nur vier Gestalten: ein Teenager, der von Kopf bis Fuß im Panzer einer Schutzausrüstung steckt, und drei übel ausgedorrte Tote.
    Sind die Ärzte des finsteren Mittelalters schuld an ihren Methoden? Am Aderlass, den Blutegeln, den Löchern in den Schädeln? Sie suchten sich blind ihren Weg, krallten sich in einer Welt ohne Wissenschaft an Mysterien, doch die Pest saß ihnen im Nacken; irgendetwas mussten sie tun. Als wir an die Reihe kamen, war es nicht anders. Trotz aller Technik und Aufklärung, unserer Laserskalpelle und unserer Sozialdienste war es nicht anders. Wir waren genauso blind und genauso verzweifelt.
    So wie die Toten in dieser Arena taumeln, weiß ich, dass sie am Verhungern sind. Sie müssen wissen, wo sie sind und was mit ihnen geschehen wird, doch das bisschen Selbstkontrolle, das sie je hatten, haben sie schon lange verloren. Sie stürzen sich auf den Jungen, und er richtet sein Gewehr auf sie.
    Die Welt draußen war bereits in einem Meer aus Blut versunken,und jetzt brachen die Wellen dieser See sich an unserer letzten Festung – wir mussten die Deiche verstärken. Uns wurde klar, dass die Überzeugung der Mehrheit uns der objektiven Wahrheit so nah wie möglich brachte, also wählten wir die Mehrheit und ignorierten die anderen Stimmen. Wir beriefen Generäle und Unternehmer, Polizisten und Ingenieure; wir verwarfen jedes unwesentliche Ornament. Wir schmolzen unsere Ideale in großer Hitze und unter großem Druck, bis die weichen Teile verbrannt waren, und was herauskam, war ein gehärteter Rahmen, starr genug, um unter der Last der Welt, die wir geschaffen hatten, nicht zu zerbrechen.
    »Falsch!«, schreit der Ausbilder den Jungen im Käfig an, als der auf die vorrückenden Toten feuert, Löcher in ihre Brustkörbe bläst und ihre Finger und Füße zerfetzt. »Auf den Kopf! Vergiss den Rest!« Der Junge feuert zwei weitere Salven ab, die samt und sonders danebengehen und in die schwere Sperrholzdecke schlagen. Der schnellste der drei Zombies packt seinen Arm, reißt ihm die Waffe aus der Hand, kämpft einen Moment lang mit dem Abzug, der mit einer Pulskontrolle gesichert ist. Schließlich schmeißt er die Waffe zur Seite, drängt den Jungen gegen den Zaun und beißt wütend in den

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