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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Timbres und harten Rhythmen. Ich höre Julie. Julie und ein anderes Mädchen, die etwas bereden, in Tönen, die flirren und ihren Rhythmus ändern wie Jazz. Ich schwanke ein bisschen, merke ich, wiege mich zum Beat ihres Gesprächs.
    Schließlich bricht die Unterhaltung ab, und Julie erscheint auf dem Balkon. Sie ist erst seit einem Tag fort, aber das Gefühl der Wiedervereinigung ist so stark, als wären es Jahrzehnte gewesen. Sie stützt die Ellenbogen auf das Geländer, und in dem weiten schwarzen T-Shirt über ihren nackten Beinen sieht sie aus, als würde sie frieren. »Da bin ich wieder«, sagt sie, offenbar zu niemandem außer dem Himmel. »Dad hat mir den Rücken getätschelt, als ich durch die Tür bin. Hat mir echt wie ein verdammter Footballtrainer auf den Rücken geklopft. Hat nicht mehr gesagt als ›Bin ja so froh, dass du okay bist‹ und ist zu einem Projektmeeting oder so was abgehauen. Ich kann nicht fassen, wie sehr er … ich meine, er ist nie wirklich kuschelig gewesen, aber …« Ich höre ein leises Klicken, und einen Moment lang spricht sie nicht. Dann noch ein Klicken. »Bis ich ihnangerufen habe, muss er angenommen haben, dass ich tot bin, oder? Ja, er hat Suchtrupps losgeschickt, aber wie oft kommen Menschen wirklich von so was zurück? Also muss ich für ihn … tot gewesen sein. Vielleicht bin ich zu hart, aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass er um mich geweint hat. Wer immer ihm auch die Nachricht überbracht hat, wahrscheinlich haben sie sich gegenseitig auf den Rücken geklopft und gesagt ›Weitermachen, Soldat!‹. Und dann sind sie zurück an die Arbeit gegangen.« Sie sieht zu Boden, als sähe sie bis in den höllischen Kern der Erde. »Was ist nur los mit den Menschen?«, sagt sie so leise, dass ich es fast nicht hören kann. »Fehlt ihnen was von Geburt an, oder haben sie es unterwegs verloren?«
    Eine Weile schweigt sie, und ich bin drauf und dran, mich zu zeigen, da lacht sie plötzlich auf, schließt die Augen und schüttelt den Kopf. »Ich vermisse sogar diesen blöden … ich vermisse R! Ich weiß, dass es verrückt ist, aber ist es wirklich so verrückt? Nur weil er … was immer er ist? Ist ›Zombie‹ nicht bloß ein dummer Name für einen Zustand, den wir nicht verstehen? Namen sind Schall und Rauch, oder? Wenn wir … Wenn es eine Art …« Sie verstummt, bricht ab, hebt den Arm und starrt auf ein Diktiergerät. »Scheiß auf das Teil«, murmelt sie. »Tapetagebuch ist nichts für mich.« Sie schmeißt das Gerät über das Balkongeländer. Es prallt von einer Kiste ab und landet genau vor meinen Füßen. Ich hebe es auf, stecke es in die Tasche meines Hemdes und presse meine Hand so fest darauf, dass sich seine Kanten in meine Brust graben. Wenn ich jemals zu meiner 747 zurückkehre, wird dieses Erinnerungsstück in den Stapel kommen, der meinem Schlafplatz am nächsten ist.
    Julie hockt sich auf die Balkonbrüstung und wendet mir den Rücken zu. Sie kritzelt in ihr altes abgenutztes Notizbuch.
    Tagebuch oder Gedichte?
    Beides, dummes Zeug.
    Komme ich drin vor ?
    Ich trete aus dem Schatten. »Julie«, flüstere ich.
    Sie schreckt nicht auf. Sie dreht sich langsam um, und ein Lächeln wie Tauwetter im Frühling wärmt ihr Gesicht. »O mein Gott!« Halb kichert sie, dann rutscht sie vom Geländer und wirbelt herum, um mich anzusehen. »R! Du bist hier! O mein Gott!«
    Ich grinse. »Hallo.«
    »Was machst du hier?«, zischt sie und versucht ihre Stimme zu dämpfen.
    Ich zucke mit den Schultern. So unnütz diese Geste auch ist, hat sie doch ihre Berechtigung. In einer so unaussprechlichen Welt wie unserer kann sie gar lebensnotwendig sein.
    »Wollte … dich sehen.«
    »Aber ich musste nach Hause, hast du das vergessen? Du solltest Auf Wiedersehen sagen. Goodbye.«
    »Don’t know why you … say goodbye. I say … hello.«
    Ihre Lippen beben, wissen nicht, wohin, am Ende aber lächelt sie widerwillig. »Gott, bist du ein Schleimer. Aber im Ernst, R –«
    »Jules!«, ruft eine Stimme im Haus. »Komm her, ich will dir was zeigen.«
    »Gleich, Nora«, ruft Julie zurück. Sie sieht zu mir herab.
    »Das ist verrückt, okay? Die bringen dich um. Es ist egal, wie verändert du bist, den Leuten, die hier das Sagen haben, ist das egal. Die hören nicht zu, die erschießen dich einfach. Kapierst du?«
    Ich nicke. »Ja.«
    Ich klettere die Regenrinne hoch.
    »Mensch, R! Verstehst du mich?«
    Ich bin etwa einen Meter über dem Boden, als ich feststellen muss, dass ich

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