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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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»Hoffnung.«
     
    Das Stadion scheint am Horizont auf. Die Toten taumeln voran. Es überragt die meisten Gebäude in der Umgebung und nimmt mehrere Blocks ein, ein protziges Mahnmal aus einer Ära des Exzesses, einer Welt der Verschwendung und der Lust – und der fehlgeleiteten Träume, mit der es jetzt ein für alle Mal vorbei ist.
    Unser Kadaverkader ist seit etwas mehr als einem Tag unterwegs, unterwegs auf den leeren Straßen wie ein Kerouac ohne Spritgeld. Die andern sind hungrig, und es kommt zu einer kurzen, vor allem wortlosen Auseinandersetzung zwischen M und dem Rest, bevor sie an einem alten, verbarrikadierten Reihenhaus haltmachen. Ich warte draußen. Ich kann mich nicht erinnern, seit wie vielen Tagen ich nichts mehr gegessen habe, aber ich bin seltsam zufrieden. In meinen Adern ist ein neutrales Gefühl, genau zwischen hungrig und satt. Die Schreie der Menschen in dem Haus klingen schriller als in der ganzen Zeit meines aktiven Tötens, dabei bin ich nicht mal in ihrer Nähe. Ich stehe weit weg auf der Straße, halte mir die Ohren zu und warte, dass es vorbeigeht.
    Als sie wieder auftauchen, kann M mich nicht ansehen. Mit dem Handrücken wischt er sich das Blut vom Mund und wirft mir nur einen schuldbewussten Blick zu, bevor er an mir vorbeihastet. Die anderen sind noch nicht so weit, sie haben nicht einmal Ms Bewusstheitsgrad erreicht, aber ein bisschen was ist auch an ihnen anders. Sie nehmen keine Reste mit. Sie trocknen ihre blutigen Hände an ihren Hosen. Ihr Schweigen ist unbehaglich. Das ist ein Anfang.
    Als wir nahe genug am Stadion sind, um die Lebenden erstmals zu wittern, gehe ich den Plan nochmal durch. Ein richtiger Plan ist es eigentlich nicht. Er ist absolut simpel, aber falls er funktioniert, dann vielleicht deshalb: So was hat noch keiner versucht. Keiner von uns hatte je genug Willen.
    Ein paar Häuserblöcke vor dem Tor machen wir halt in einem verlassenen Haus. Ich gehe ins Badezimmer und betrachte mich im Spiegel, so wie es der vorherige Bewohner Tausende von Malen getan haben muss. Im Kopf gehe ich die ewig selben geisttötenden morgendlichen Verrichtungen durch, finde in meine Rolle. Wecker-Dusche-Kleider-Frühstück. Sehe ich gut aus? Hab ich an alles gedacht? Bin ich für die Welt da draußen hinter der Tür gerüstet?
    Ich schmiere mir ein bisschen Gel ins Haar. Ich spritze mir ein bisschen Aftershave ins Gesicht. Ich richte meine Krawatte.
    »Fertig«, sage ich zu den andern.
    M mustert mich von oben bis unten. »Nicht … schlecht.«
    Wir nehmen Kurs auf das Tor.
     
    Nach ein paar Häuserblöcken raubt uns die Witterung fast den Atem. Es ist, als wäre das Stadion eine gewaltige Teslaspule, in der ganze Stürme duftender rosa Lebensblitze knistern. Jeder von uns starrt es ehrfürchtig an. Manche sabbern ungehemmt. Wenn sie nicht gerade gefressen hätten, wäre unser dürftiger Plan schon vergessen.
    Bevor wir in Sichtweite sind, biegen wir in eine Seitenstraße ab und verstecken uns an einer Kreuzung hinter einem UPS-Laster. Ich wage mich ein Stück weit vor und spähe um die Ecke. Weniger als zwei Blocks entfernt stehen vier Wachen vorm Haupttor, Schrotgewehre über der Schulter, und reden. Ihre barschen, militärischen Sätze kommen mit noch weniger Silben aus als unsere.
    Ich sehe M an. »Danke. Dass ihr … das macht.«
    »Klar«, sagt M.
    »Nicht … sterben.«
    »Will’s … versuchen. Fertig?«
    Ich nicke.
    »Schau … lebendig aus … da draußen.«
    Ich lächele. Ich streiche mir noch einmal das Haar zurück, hole tief Luft und laufe, so schnell ich kann.
    »Hilfe!«, schreie ich und rudere mit den Armen. »Hilfe, sie sind … gleich … hinter mir!«
    So gerade und ausbalanciert ich kann, laufe ich auf die Tore zu. M und die anderen Toten taumeln hinter mir her und stöhnen dramatisch.
    Die Wachen reagieren instinktiv: Sie reißen die Waffen hoch und feuern auf die Zombies. Ein Arm fliegt weg. Ein Bein. Einer der namenlosen Neun verliert den Kopf und geht zu Boden. Aber nicht eine einzige Waffe ist auf mich gerichtet. Julie vor Augen sprinte ich mit olympischer Konzentration. Meine Bewegungen stimmen, ich kann es spüren, ich sehe normal aus, lebendig , und füge mich sauber in eine Kategorie: »Mensch.« Zwei weitere Wachen tauchen auf, die Waffen im Anschlag, aber sie sehen mich kaum an. Sie blinzeln, nehmen ihr Ziel ins Visier, und sie schreien. »Lauf! Geh rein da, Mann!«
    In meinem Rücken gehen zwei weitere Zombies zu Boden. Als ich durch die Tore

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