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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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Blick. Schließlich holt Julie tief Luft und steht auf. »In jedem Fall musst du heute Nacht hierbleiben. Bis wir wissen, was wir mit dir machen. Ich wärme ein bisschen Reis auf. Willst du welchen, Nora?«
    »Nee, ich hatte erst vor neun Stunden Carbtein.« Sie sieht mich unsicher an. »Hast du, äh, Hunger, R?«
    Ich schüttele den Kopf. »Mir geht’s … gut.«
    »Ich weiß nämlich nicht, wie wir es mit deinem Diätplan halten sollen. Ich meine, du kannst nichts dazu, Julie hat mir alles von dir erzählt, aber wir haben kein …«
    »Echt«, unterbreche ich sie. »Mir geht’s gut.«
    Sie wirkt verunsichert. Ich kann mir den Film in ihrem Kopf ganz gut vorstellen. Ein dunkler Raum voller Blut. Ihre Freunde sterbend am Boden. Ich, der ich mit roten, ausgestreckten Händen auf Julie zukrieche. Julie mag sie davon überzeugt haben, dass ich ein besonderer Fall bin, aber über nervöse Blicke darf ich mich nicht wundern.
    Nora beobachtet mich ein paar Minuten lang schweigend. Dann reißt sie sich los und dreht sich einen Joint.
    Als Julie mit dem Essen wiederkommt, leihe ich mir einen Löffel, nehme einen kleinen Bissen Reis und lächele beim Kauen. Wie üblich schmeckt er wie Styropor, aber es gelingt mir, ihn runterzuschlucken. Julie und Nora schauen erst sich und dann mich an.
    »Wie schmeckt’s?«, fragt Julie zaghaft.
    Ich verziehe das Gesicht.
    »Okay, aber du hast seit langem keine Menschen mehr gefressen. Glaubst du, dass du dir das abgewöhnen könntest … Lebendfutter zu essen?«
    Ich lächele gequält. »Wenn ich … muss .«
    Julie muss grinsen. Teils über meinen ungewohnten Sarkasmus, teils über die unausgesprochene Hoffnung, die sich dahinter verbirgt. Ihr ganzes Gesicht hellt sich auf, wie ich es noch nie gesehen habe, und umso mehr hoffe ich, dass ich recht habe und dass es stimmt. Ich hoffe, dass ich nicht gerade das Lügen gelernt habe.
    Gegen eins fangen die Mädchen an zu gähnen. Im Arbeitszimmer stehen Liegen aus Segeltuch, aber niemand hat Lust, sich aus Julies Zimmer zu wagen. Dieser farbenprächtig angestrichene kleine Würfel ist wie ein warmer Bunker in der frostigen Leere der Antarktis. Nora nimmt das Bett, Julie und ich den Boden. Nora kritzelt noch etwa eine Stunde lang an ihren Hausaufgaben, dann knipst sie die Lampe aus, und bald schnarcht sie wie eine zarte Kettensäge. Julie und ich liegen unter einer dicken Decke auf dem Rücken, den steinharten Boden haben wir mit ihren Klamotten gepolstert. Es ist ein komisches Gefühl, ihr so nah zu sein. Ihr lebendiger Geruch ist überall. Sie ist auf mir und unter mir und neben mir. Es ist, als wäre das ganze Zimmer aus ihr gemacht.
    »R«, flüstert sie und schaut zur Decke. Da oben sind in Leuchtfarbe Worte und Schnörkel hingeschmiert.
    »Ja.«
    »Ich hasse diesen Ort.«
    »Ich weiß.«
    »Bring mich woanders hin.«
    Ich halte still, sehe zur Decke. Ich wünschte, ich könnte lesen, was sie da geschrieben hat. Stattdessen tue ich so, als wären die Buchstaben Sterne, die Worte Sternbilder.
    »Wohin willst … du gehen?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwo weit weg. Irgendein weit entfernter Kontinent, wo nichts von all dem passiert ist. Wo die Menschen einfach in Frieden leben.«
    Ich verfalle in Schweigen.
    »Einer von Perrys älteren Freunden war Pilot, wir könnten deinen Hausjet nehmen! Das wäre, als würde man einen Winnebago fliegen, wir könnten überall hin!« Sie rollt sich auf die Seite und grinst mich an. »Was meinst du, R? Wir könnten auf die andere Seite der Welt.«
    Ich winde mich unter der Begeisterung in ihrer Stimme. Ich hoffe, dass sie das grimmige Leuchten in meinen Augen nicht sieht. Ich bin mir nicht sicher, aber in letzter Zeit liegt etwas in der Luft, eine tödliche Stille, wenn ich durch die Stadt und ihre Außenbezirke gehe. Etwas, das mir sagt, dass die Tage des Weglaufens gezählt sind. Es wird keine Ferien mehr geben, keine Ausflüge, keine tropischen Fluchten. Die Seuche hat die ganze Welt im Griff.
    »Du hast gesagt«, fange ich an und putsche mich auf, um einen komplexen Gedanken in Worte zu fassen. »Du hast gesagt … dass …«
    »Komm schon«, ermutigt sie mich. »Gebrauch deine Worte.«
    »Du hast gesagt … dass das Flugzeug … keine Welt … für sich ist.«
    Ihr Grinsen stockt. »Was?«
    »Kann nicht … über dem … Chaos … schweben.«
    Sie runzelt die Stirn. »Das habe ich gesagt?«
    »Dein Dad … Beton … Mauern … Waffen … Weglaufen … nicht besser … als verstecken. Schlimmer …

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