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Warm Bodies

Warm Bodies

Titel: Warm Bodies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Marion
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meine schwarz-weiße Haut. Als sie fertig sind, starre ich erstaunt in den Spiegel.
    Ich lebe.
    Ich bin attraktiv, jung, glücklich, erfolgreich und bei bester Gesundheit, ich komme gerade aus einem Meeting und bin auf dem Weg ins Fitnessstudio. Ich lache laut los. Ich gucke mich im Spiegel an, und der fröhliche Wahnwitz des Ganzen sprudelt heraus.
    Gelächter. Es ist das erste für mich.
    »O mein …«, sagt Nora. Sie tritt zurück, um mich anzusehen, und Julie sagt: »Huh.« Sie legt den Kopf schief. »Du siehst …«
    »Du siehst heiß aus!«, platzt es aus Nora heraus. »Kann ich ihn haben, Julie? Bloß für eine Nacht?«
    »Halt dein dreckiges Maul«, kichert Julie; sie inspiziert mich weiter. Sie berührt meine Stirn, den schmalen, blutleeren Spalt, wo damals ihr Messer getroffen hat. »Das sollten wir überdecken. Sorry, R.« Sie klebt ein Pflaster auf die Wunde und streicht sanft darüber, um es zu glätten. »Da.«Sie tritt noch einmal zurück und betrachtet mich kritisch wie eine Malerin, zufrieden, aber verhalten.
    »Über … zeugend?«, frage ich.
    »Hmm«, sagt sie.
    Ich versuche mich an einem gewinnenden Lächeln und ziehe die Lippen weit auseinander.
    »Meine Güte. Das machst du schon mal besser nicht.«
    »Sei einfach natürlich«, sagt Nora. »Tu so, als wärst du mit deinen Freunden am Flughafen. Wenn euresgleichen Freunde hat.«
    Ich denke an den Moment zurück, da Julie mich beim Namen genannt hat, diese Wärme, die mir zum ersten Mal ins Gesicht stieg, als wir ein Bier und einen Teller Thai geteilt haben.
    »Na also, so ist es besser«, sagt Nora.
    Julie nickt und presst die Fingerknöchel gegen ihre lächelnden Lippen, als wollte sie einen Gefühlsausbruch verhindern, einen schwindelerregenden Cocktail aus Belustigung, Stolz und Zuneigung. »Du machst dich gut, R.«
    »Dan…ke.«
    Sie holt tief und entschlossen Luft. »Also dann.« Sie stülpt eine Wollmütze über ihr wildes Haar und zieht den Reißverschluss ihres Sweatshirts hoch.
    »Bereit für das, was die Menschheit seit deinem Abgang so getrieben hat?«

Als ich früher plündernd durch die Stadt zog, habe ich oft zu den Stadionmauern aufgeschaut und mir dahinter ein Paradies erträumt. Ich glaubte, es wäre perfekt, alle wären schön und froh, und in meinem gefühllosen, beschränkten Zustand war ich neidisch und noch versessener darauf, sie alle zu fressen. Doch schaut auf diesen Ort. Wellblech, das in der Sonne glänzt. Von Fliegen umschwirrte Pferche, darin maulendes, mit Hormonen vollgepumptes Vieh. Hoffnungslos verfleckte Wäsche auf den Kabeln zwischen den Häusern, wie zur Kapitulation gehisste Fahnen.
    »Willkommen im Citi-Stadion«, sagt Julie und breitet die Arme aus. »Die größte menschliche Ansiedlung in dem, was früher mal Amerika war.«
    Warum sind wir geblieben?, flüstern die Stimmen tief in mir, während Julie Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten aufzählt. Was ist eine Stadt, und warum bauen wir noch welche? Ohne Kultur, Kommerz, Geschäft und Vergnügen; ist dann noch was übrig? Nur ein Gitternetz namenloser Straßen, mit namenlosen Menschen gefüllt?
    »In diesem Goldfischglas leben mehr als zwanzigtausend Menschen«, sagt Julie, während wir uns durch die dichteMenge auf dem Hauptplatz drängen. »Bald wird es hier so eng, dass Mus aus uns wird. Die menschliche Rasse wird zu einer einzigen großen hirnlosen Amöbe.«
    Warum haben wir uns nicht zerstreut? Sind nicht in höhere Lagen gezogen und haben Wurzeln geschlagen, wo Luft und Wasser sauber sind? Was wollten wir voneinander, in diesem verschwitzten Gewühl?
    Soweit das geht, schaue ich zu Boden, versuche, mich anzupassen und keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich spähe zu Wachtürmen, Wassertanks und neuen Gebäuden hinauf, die unter dem grellen Stroboskoplicht von Schweißgeräten wachsen, meist aber gucke ich auf meine Füße. Der Asphalt. Matsch und Hundescheiße schmirgeln die scharfen Kanten.
    »Wir pflanzen weniger als die Hälfte von dem an, was wir zum Leben brauchen«, sagt Julie, während wir durch die Gärten laufen, nicht mehr als ein verschwommen grüner Traum hinter den transparenten Wänden der Gewächshäuser. »Deshalb werden alle echten Lebensmittel rationiert, und die Lücken stopfen wir mit Carbtein.« Ein Teenager-Trio in gelben Overalls zieht eine Karre voller Orangen an uns vorbei. Einer von ihnen hat seltsame Schwären von den Schläfen abwärts, eingesunkene braune Flecken wie die Druckstellen eines Apfels, als wären seine Zellen

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