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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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beherrscht, der mit Gott weiß wem herumläuft. Fragen werden vernommen, wo nichts zu fragen ist, und Eruptionen behaupten, moralische Empörung zu sein. Als Papa davon erfährt – das kann schon dauern, in dem Sitzungszimmer da oben –, tut Papa, was er kann, aber wenn man keinen Unsterblichkeitssaft getrunken hat, macht das Problem schon allerhand Sorgen.
    Und der junge Paul Isham ist ein Bär. Er ist intelligent, sagt, was er denkt, hat ein fühlendes Herz, ist rastlos aktiv, und er und seine Freunde sind entsetzt über die Welt, die ihre Väter geschaffen haben. Und Paul hat nicht viel Zeit gebraucht, um zu entdecken, daß im Hause seines Vaters viele Villen sind und daß nicht einmal GTX-Computer alles mit allem in Verbindung bringen können. Er entdeckt ein dahinsiechendes Projekt, Förderung Junger Künstler und Außenseiter genannt (das Amateur-Team, das Delphi ›entdeckte‹, hatte daher seine Gelder). Und von dort aus fällt es einem agilen Burschen namens Isham nicht schwer, sich Zutritt zu den GTX-Holokam-Studios in Chile zu verschaffen, und damit zu sehr ergiebigen Möglichkeiten.
    Hier ist er also mit seiner kleinen Truppe, tief drinnen im Berg, und spult eifrig eine Show ab, die mit Delphis nichts zu tun hat.
    Sie beruht auf bizarren Techniken und beunruhigenden Verzerrungen, die mit gesellschaftlichem Protest geladen sind. Ein Underground-Machwerk, würdest du sagen.
    All das ist seinem Vater natürlich nicht unbekannt, aber bis jetzt hat es lediglich die Sorgenfalten in Isham Seniors Stirn vertieft.
    Bis Paul Kontakt mit Delphi aufnimmt. Und als Papa davon erfährt, haben sich die Fühler schon ausgestreckt und berührt, die Funken sind schon übergesprungen. Denn Paul, mußt du wissen, ist echte, gute Ware. Er ist ernsthaft. Er träumt. Er liest sogar – zum Beispiel Grüne Paläste – und er weinte bitterlich, als die Bösewichter Rima lebendig verbrannten.
    Als er hört, daß irgendeine neue GTX-Mieze groß herauskommt, grinst er nur höhnisch und vergißt die Sache. Er hat zu tun. Er bringt den Namen nicht mit dem kleinen Mädchen in Verbindung, das ihren idiotischen, unheilschwangeren Protest im Holokam-Studio erhebt. Dieses merkwürdig einfache kleine Mädchen.
    Und sie kommt und schaut zu ihm hinauf, und er sieht Rima, die verlorene Rima, das verzauberte Vogelmädchen, und sein unverdrahtetes menschliches Herz tut einen großen Sprung.
    Und Rima entpuppt sich als Delphi.
    Brauchst du ein Programmheft? Die Verblüffung, der Ärger. Die Zurückweisung der Dissonanz Rima-verkauft-sich-für-GTX = Manen Vater. Unfug, das kann nicht sein. Das Herumstehen am Schwimmbecken, um dem Schwindel auf die Spur zu kommen… dunkle Augen begegnen blauem Wunder; unsichere Worte, ausgetauscht in eigenartiger Stille… die Umgestaltung des furchtbaren Bildes zu Rima-Delphi in den Klauen meines Vaters…
    Nein, du brauchst kein Programmheft.
    Und für Delphi auch nicht, das Mädchen, das ihre Götter liebte. Sie hat deren göttliches Fleisch aus der Nähe gesehen, hat ihre natürlichen Stimmen ihren eigenen Namen rufen hören. Sie hat ihre Götterspiele gespielt, ihre Girlanden getragen. Sie ist sogar selbst Göttin geworden, obwohl sie das nicht glauben kann. Sie ist nicht enttäuscht, glaub das nicht. Noch immer ist sie voller Liebe. Nur, daß sie eine bestimmte aberwitzige Hoffnung nicht…
    Was passiert, wenn das kleine Mädchen mit dem Herzen voll Liebe einen MANN trifft? Einen echten, menschlichen Mann, in dem zorniges Mitgefühl für die Menschen und ein wacher Gerechtigkeitssinn brennen, und der seine echten Männerarme nach ihr ausstreckt – na? Sie verliebt sich – mumm! – aus ganzem Herzen.
    Ein glücklicher Trip.
    Nur.
    Nur, daß es in Wirklichkeit die fünftausend Meilen entfernte P. Burke ist, die Paul liebt. P. Burke, das nach Elektrodenpaste riechende Monster in seinem unterirdischen Verlies. Die Karikatur einer Frau, die erglüht und dahinschmilzt, besessen von wahrhaftiger Liebe. Die über vierzigtausend Meilen harten Vakuums hinweg versucht, ihren Geliebten durch einen Mädchenkörper hindurch zu fühlen, den ein unsichtbarer Film gefühllos macht. Die seine Arme um den Körper spürt, den er für den ihren hält; die sich durch Schatten kämpft, um sich ihm hinzugeben. Die versucht, ihn zu schmecken und zu riechen durch eine wunderschöne tote Nase, ihn zu lieben mit einem Körper, der im Herzen des Feuers erkaltet.
    Vielleicht kannst du dir P. Burkes Geistesverfassung ausmalen?
    Sie

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