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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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bist am Pult. Wähl dir ein Publikum nach deinem Geschmack aus (Geschlecht, Alter, Ausbildung,Ökostatus, Rasse, etcetera) und fang einfach an. Du kannst nichts falsch machen. Wo das Feedback sich erwärmt, da gib ihnen mehr von. Warm – wärmer – heiß! Du hast es getroffen – das heimliche Jucken unter ihren Häuten, den Traum in ihren Herzen. Seinen Namen brauchst du nicht zu wissen. Mit deiner Hand auf der Inputkontrolle und deinem Auge auf den Reaktionsanzeigern kannst du sie zu Göttern machen – und jemand anders tut das gleiche für dich.
    Aber Delphi sieht nichts als Regenbogen, als sie durch die Entmagnetisierungsschleusen eintritt und ihren ersten Blick ins Innere der Kuppelbauten wirft. Als nächstes sieht sie eine Mannschaft von Formern und Technikern über sich herfallen und überall Millisekunden-Zeitgeber. Vorbei mit dem tropischen Müßiggang. Jetzt ist sie im Millionen-Dollar-Hauptprogramm, im Mundstück des endlosen Schlauchs, der Anblick und Klang und Fleisch und Blut und Schluchzen und Lachen und Träume der Wirklichkeit in die glücklichen Köpfe der ganzen Menschheit pumpt. Die kleine Delphi platzt geradewegs in Millionen Haushalte, zur besten Sendezeit, und da wird nichts dem Zufall überlassen. Arbeit!
    Und wiederum erweist sich Delphi als fähig. Natürlich ist es in Wirklichkeit P. Burke unter Carbondale, die alles macht; doch wer denkt schon an den Kadaver? P. Burke sicherlich nicht, sie hat seit Monaten nicht durch ihren eigenen Mund gesprochen. Delphi kann sich nicht einmal erinnern, von ihr geträumt zu haben, wenn sie aufwacht.
    Was die Serie selbst angeht, in der sie auftritt: Laß gut sein! Die läuft schon so lange, daß kein lebendes Wesen den Handlungsfaden entwirren könnte. Delphis Probeauftritt hat etwas mit einer Witwe und dem Gedächtnisverlust des Bruders ihres verschiedenen Mannes zu tun.
    Der Paukenschlag kommt, nachdem Delphis Szenen in die Welt hinausgestrahlt worden sind und der Feedback eintrifft. Du hast es natürlich schon erraten. Sensationell! Wie du es ausdrücken würdest: die Zuschauer IDENTIFIZIEREN sich.
    Die Rückmeldungen verzeichnen so etwas wie InskinEmp mit einem Schwanz von Prozentangaben, und insgesamt bedeutet das, daß Delphi nicht nur allen Zuschauern mit einem Y-Chromosom, sondern auch Frauen und allem, was irgendwo zwischendrin ist, eingeht wie Schmodder. Sie ist der süße, übernatürliche Haupttreffer, der Fall, der unter Millionen einmal vorkommt.
    Erinnerst du dich an Jean Harlow? Ein Sexidol, klar. Aber wie kam es, daß verbitterte Hausfrauen in Gary und Memphis die Vanilleeisgöttin mit dem weißen Haar und den verrückten Augenbrauen als ihr süßes kleines Mädchen betrachteten? Und ihr liebevolle Briefe schrieben, in denen sie sie warnten, ihre Ehemänner wären nicht gut genug für sie? Warum? Auch die GTX-Analyse kann nicht sagen, warum; aber sie wissen, was zu tun ist, wenn es passiert.
    (Weit weg, in seinem Vogelheiligtum, erkennt der alte Infant das Phänomen ohne Hilfe von Computern und blickt nachdenklich auf seine Braut im Witwenkleid. Er täte wohl gut daran, so fühlt er, die Vollendung seiner Studien zu beschleunigen.)
    Die Erregung dringt bis hinunter in die Höhlen unter Carbondale, wo P. Burke zweimal pro Woche ärztlich untersucht, und eine chronisch entzündete Elektrode ersetzt wird. Und Schwester Fleming erhält eine Assistentin, die an Schwesterndienst nicht sehr interessiert ist, um so mehr aber an Türen und wohin sie führen, und an Identitätsschildchen.
    Und in Chile kriegt die kleine Delphi ein neues Heim, hoch oben zwischen den Villen der Stars, und einen ganztägig arbeitenden Programmkoordinator. Womit ist das Programm angefüllt?
    Mit Dingen.
    Und hier beginnen die Malaisen. Auch das hast du wahrscheinlich kommen sehen.
    »Wofür hält sie sich eigentlich? Für einen gottverdammten Warenprüfer!« Mr. Cantles väterliches Gesicht verzieht sich in Carbondale.
    »Das Mädchen ist beunruhigt«, sagt Miß Fleming hartnäckig. »Sie glaubt an das, was Sie ihr gesagt haben, über die guten neuen Produkte, und daß sie Menschen hilft.«
    »Die Produkte sind gut«, schnauzt Mr. Cantle automatisch,aber er hat seinen Ärger unter Kontrolle. Mit irrelevanten Ausbrüchen wäre er nicht geworden, was er ist.
    »Sie sagt, sie hätte von dem Plastikzeug einen Ausschlag bekommen, und die Glo-Pillen hätten sie schwindlig gemacht.«
    »Großer Gott, sie soll sie nicht schlucken«, wirft Dr. Tesla erregt ein.
    »Sie haben

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