Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
Vom Netzwerk:
Verstehst du nicht, Delli – irgendwas muß im Gange sein. Irgendeine Bewegung. Vielleicht organisieren sich einige. Wie können wir das rausfinden?« Er schlägt auf den Boden hinter ihr: »Wir müssen mit ihnen in Verbindung treten! Wenn wir nur herausfinden könnten, wie.«
    »Die… die Nachrichten?« fragt sie abwesend.
    »Die Nachrichten.« Er lacht. »In den Nachrichten kommt nur das, was sie den Leuten zu wissen erlauben. Das halbe Land könnte in Flammen aufgehen, und niemand würde es erfahren, wenn sie es nicht wollten. Delli, begreifst du nicht, was ich dir sagen will? Sie haben die ganze Welt programmiert! Totale Kommunikationskontrolle. Jeder einzelne Geist ist angeschlossen, denkt, was sie ihm vorsetzen, verlangt, was sie ihm geben, und sie geben ihm, was zu verlangen sie ihn programmiert haben – du kannst weder rein- noch rausbrechen, du kriegst es nirgendwo zu fassen. Ich glaube, sie haben nicht einmal einen Plan, höchstens den, alles immer und ewig in Gang zu halten – und weiß Gott, was den Menschen dabei passiert oder der Erde oder vielleicht sogar den anderen Planeten. Ein einziger großer Strudel von Lügen und Schund, der sich um und um dreht und immer größer wird, und nichts kann sich jemals ändern. Wenn die Menschen nicht bald aufwachen, sind wir erledigt!«
    Sanft tätschelt er ihren Bauch.
    »Du mußt da raus, Delli.«
    »Ich versuch’s, Paul, ich werde…«
    »Du gehörst mir. Sie dürfen dich nicht haben.«
    Und er macht einen Besuch bei Hopkins, der in der Tat eingeschüchtert ist.
    Aber in derselben Nacht macht unter Carbondale der väterliche Mr. Cantle einen Besuch bei P. Burke.
    P. Burke? Auf eine Pritsche hingestreckt wie ein totes Kamel in einem Zelt, kann sie zuerst nicht begreifen, daß er ihr befiehlt, mit Paul Schluß zu machen. P. Burke hat Paul nie gesehen. Delphi sieht Paul. Tatsache ist, P. Burke weiß nicht mehr deutlich, daß sie getrennt von Delphi existiert.
    Auch Mr. Cantle kann es kaum glauben, aber er versucht es.
    Er spricht von der Vergeblichkeit, der möglichen Peinlichkeit für Paul. Der Jammerhaufen auf dem Bett antwortet nur mit einem trüben Starren. Dann beschwört er ihre Pflichten GTX gegenüber, ihre Aufgabe, ob sie denn nicht dankbar sei für die Möglichkeiten, etcetera. Er ist sehr überzeugend.
    Der Spinnwebenmund von P. Burke öffnet sich, und ihre Stimme krächzt:
    »Nein.«
    Mehr scheint nicht heraus zu wollen.
    Mr. Cantle versteift sich nicht, er weiß, wann er ein unverrückbares Hindernis vor sich hat. Und ebenso kennt er eine unwiderstehliche Macht: GTX. Die einfachste Lösung wäre, das Waldo-Kabinett zu verschließen, bis Paul es überdrüssig ist, auf Delphis Erwachen zu warten. Aber die Kosten, die Terminpläne! Und etwas Merkwürdiges ist hier im Spiel… er betrachtet das Kleinod der Gesellschaft, das da auf dem Bette wrackt, und Ahnungen durchprickeln ihn.
    Denn Fernhirngesteuerte verlieben sich nicht. Echter Sex ist ihnen unmöglich, das wird von Anfang an ausgeschlossen. (Genie der Techniker!) Man hatte daher angenommen, Paul sei es, der hinter dem hübschen kleinen Häppchen Fleisch in Chile her wäre. P. Burke kann nur tun, was jedes ehrgeizige Mädchen aus der Gosse natürlicherweise tun würde. Niemandem ist eingefallen, man könnte womöglich mit der fußligen Sache, der echten und wirklichen Sache zu tun haben, deren Schatten aus jeder Holoshow auf Erden winkt.
    Liebe?
    Mr. Cantle runzelt die Stirn. Der Gedanke ist grotesk. Aber sein Instinkt fürs Abwegige ist stark; er wird flexibles Vorgehen empfehlen.
    Alsdann, in Chile: »Liebling, heute abend muß ich nicht arbeiten! Und Freitag auch nicht – nicht wahr, Mr. Hopkins?«
    »Oh, großartig. Wann wird sie aus der Haft entlassen?«
    »Mr. Isham, bitte, seien Sie vernünftig. Unser Terminplan – gewiß werden Sie bei Ihrer eigenen Produktion gebraucht.«
    Zufällig ist dem so. Paul zieht ab. Hopkins starrt ihm nach und fragt sich angewidert, warum ein Isham ausgerechnet eine Ferngesteuerte vögeln will. Es kommt ihm nicht in den Sinn, daß ein Isham vielleicht nicht weiß, was Delphi ist.
    Besonders, wo Davy weint, weil Paul ihn aus Delphis Bett gejagt hat.
    Delphis Bett steht unter einem echten Fenster.
    »Sterne«, sagt Paul schläfrig. Er rollt sich herum, zieht Delphi auf sich hinauf. »Weißt du, daß dies einer der letzten Orte auf Erden ist, wo Menschen noch Sterne sehen können? In Tibet auch, vielleicht.«
    »Paul…«
    »Schlaf. Ich möchte dich schlafen

Weitere Kostenlose Bücher