Warme Welten und Andere
sehn.«
»Paul, ich… Ich schlafe so fest, ich meine, es ist schon fast ein Witz, wie schwer ich aufzuwecken bin. Macht es dir was aus, wenn ich wach hier liege?«
»Nein.«
Aber schließlich muß sie doch, voll Furcht, loslassen. So daß fünftausend Meilen weiter nördlich eine erschöpfte Wahnsinnskreatur aus dem Kabinett kriechen kann, um Konzentrate zu schlucken und auf ihr Lager niederzusinken. Aber nicht für lange. Rosiger Morgen dämmert, als Delphis Augen sich öffnen: sie spürt Pauls Arme um sich, hört seine Stimme zarte, ordinäre Dinge sagen. Er hat nicht schlafen können. An der nervenlosen kleinen Statue, die ihr Delphi-Körper war, hat er sich in der Nacht gerieben.
Wahnhafte Hoffnung steigt in ihr auf, wird einige Nächte später bestärkt, als er ihr sagt, sie habe im Schlaf seinen Namen gerufen.
Und an diesem Tag halten Pauls Arme sie fest, lassen sie nicht zur Arbeit gehen, und Hopkins Wehgeschrei dringt bis ins Hauptquartier, wo der Kerl mit dem spitzen Gesicht sich sein spitzes Steißbein bei der Arbeit abwetzt, Delphis Terminplan vollzustopfen. Mr. Cantle beschwichtigt noch einmal. Aber nächste Woche passiert dasselbe wieder, diesmal ist einer der großen Kunden betroffen. Und Schnüffelgesicht hat Verbindungen zu den Technikern.
Nun gibt es – denk mit, Oller! –, wenn man ein Feld komplex heterodynierter Energiemodulationen hat, das auf einen Kontaktpunkt wie Delphi abgestimmt ist, vielerlei Probleme mit Standwellen, Rückschlag und Fussel jeder Art, die die Technologie der Zukunft normalerweise leicht ausbalancieren kann. Ebenso können sie aber auch leicht entbalanciert werden, was dann in dem Fernhirngesteuerten schlagende Resultate hervorbringt.
»Liebling – was zum Teufel! Was ist los? DELPHI!«
Hilfloses Kreischen und Zappeln. Dann liegt das Rima-Vögelchen schweißnaß und schlaff in seinen Armen, mit riesigen Augen.
»Ich… Ich hätte nicht…«, hauchte sie, »sie haben mir verboten, zu…«
»Oh, mein Gott –!«
Und seine harten Finger tasten durch ihr dickes, goldenes Haar. Elektronisch erfahrene Finger. Sie erstarren.
»Du bist eine Puppe! Sie haben dir was eingepflanzt. Sie kontrollieren dich. Ich hätte es wissen sollen. O Gott, ich hätte es wissen sollen!«
»Nein, Paul«, schluchzt sie. »Nein, nein, nein…«
»Verfluchte Kerle. Verfluchte Kerle, was sie dir angetan haben… du bist nicht du …«
Er schüttelt sie, kniet über ihr im Bett und stößt sie hin und her, wirft fürchterliche Blicke auf die arme Schönheit.
»Nein!« Sie fleht (er ist nicht wahr, jener schlimme schwarze Traum in weiter Ferne). »Ich bin Delphi!«
»Mein Vater. Morast, Schweine… ich verfluche sie, ich verfluche sie!«
»Nein, nein«, plappert sie. »Sie waren gut zu mir…« P. Burke unter der Erde formt die Worte: »Sie waren gut zu mir – AAH – AAAH!«
Neue Agonie durchspießt sie. Oben im Norden möchte der clevere junge Mann sicherstellen, daß diese ach-so-winzige Interferenz ihre Wirkung tut. Paul kann sie kaum festhalten, auch er weint jetzt. »Ich bring sie um!«
Seine Delphi, eine verdrahtete Sklavin! Stifte in ihrem Gehirn, elektronische Fesseln um das Herz seines Vögelchens. Weißt du noch, wie jene Wilden Rima lebendig verbrannt haben?
»Ich bring den Mann um, der dir das antut!«
Er sagt das noch ein paarmal, aber sie hört es nicht mehr. Sie ist sich sicher, daß er sie jetzt haßt, sie will nur noch sterben. Als sie schließlich begreift, daß seine Wut Zärtlichkeit ist, hält sie es für ein Wunder. Er weiß – und doch liebt er mich noch!
Woher soll sie wissen, daß er sich die Sache ein ganz klein wenig falsch deutet?
Du kannst es Paul nicht übelnehmen. Halte ihm zugute, daß er doch immerhin von Lust-Schmerz-Einpflanzungen und Lauschern gehört hat, von denen naturgemäß die, die sie am intimsten kennen, nicht gerade viel sprechen. So etwas, denkt er, benutzen sie bei Delphi, etwas, womit sie sie kontrollieren. Und abhorchen – er glüht heiß, wenn er an die unbekannten Ohren in ihrem Bett denkt.
Von Waldo-Körpern und Hirnleihern wie P. Burke hat er nie etwas gehört.
So kommt es ihm, während er, krank vor Zorn und Liebe, auf seinen verletzten Vogel hinabblickt, nicht in den Sinn, daß er da nur einen Teil von ihr vor sich hat. Muß ich dir noch sagen, Oller, was für ein Wahnsinnsentschluß sich jetzt in ihm zusammenbraut?
Delphi zu befreien.
Wie? Nun, er ist schließlich Paul Isham III. Und er weiß sogar, wo das
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