Warme Welten und Andere
dringt durch zu Paul. Langsam öffnet Paul seinen Arm, blickt hinab.
»Delphi?«
Sie wankt, schwankt, hält sich aufrecht. Langsam dreht sich ihr Gesicht aufwärts.
»Paul…« Winzige Stimme.
»Eure verruchten Tricks«, faucht Paul. »Los jetzt!«
»Schauen Sie ihre Augen an«, krächzt Dr. Quine.
Er schaut. Eine von Delphis Pupillen füllt die Iris aus, ihre Lippen zucken gespenstisch.
»Das ist der Schock.« Paul preßt sie an $ich. »Fangt an, bringt sie in Ordnung!« brüllt er und zielt auf Tesla.
»Um Gottes willen… bringt sie ins Labor!« sagt Tesla mit zittriger Stimme.
»Leb wohl-wohl«, sagt Delphi deutlich. Sie torkeln durch den Saal und treffen auf eine Woge von Menschen.
Die vom Hauptquartier sind angekommen.
Joe wirft einen Blick um sich und will sich geduckt zum Waldo-Kabinett davonstehlen. Er läuft Paul geradewegs in die Pistole.
»Oh, nein, du bleibst hier!«
Alle schreien durcheinander. Das kleine Ding in seinem Arm regt sich, sagt kläglich: »Ich bin Delphi.«
Und im Verlauf des ganzen folgenden Lärms und Gewimmels spricht sie weiter, gibt nicht auf, der Geist von P. Burke oder was auch immer, das da flüstert: »Paul… Paul… Bitte, ich bin Delphi… Paul?«
»Ich bin bei dir, Liebling, ich bin bei dir.« Jetzt liegt sie auf einem Bett, er hält sie. Tesla redet, redet, redet ungehört.
»Paul… nicht schlafen…«, flüstert die Geisterstimme. Paul macht Todesqualen durch, er kann es nicht, will es nicht akzeptieren, er WILL ES NICHT GLAUBEN.
Tesla verstummt.
Und dann, gegen Mitternacht, sagt Delphi rauh »Ag-agag…« und gleitet auf den Boden, stößt einen rauhen Laut aus wie eine Robbe.
Paul schreit. Noch mehr »ag-ag« und grauenhafte Konvulsionen, Auflösungen, bis gegen zwei Uhr früh Delphi nur noch ein warmes Bündel vegetativer Funktionen ist, das an teure Apparate angeschlossen ist – dieselben, die sie versorgten, bevor ihr Leben begann. Joe hat Paul schließlich überreden können, ihn zum Waldo-Kabinett zu lassen. Paul bleibt lange genug bei ihr, um zu sehen, wie sich ihr Gesicht in entsetzlich fremder und kalt überzeugender Weise verändert, und dann wankt er trostlos hinaus.
Hinter ihm arbeitet Joe, schweißgebadet versucht er, das fantastische System von Kreislauf, Atmung, Hormonabsonderungen, Hirnhomöostasen, den strukturierten Flux, der ein menschliches Wesen war, zu reintegrieren – das gleicht dem Versuch, ein mitten in der Luft im Stich gelassenes Orchester zu retten. Und Joe weint auch ein bißchen; er allein hat P. Burke wahrhaft geliebt. P. Burke, jetzt ein toter Haufen auf einem Tisch, war das großartigste Kybersystem, das er je gekannt hat, und er wird sie nie vergessen.
Das Ende, eigentlich.
Du bist neugierig?
Klar, Delphi lebt wieder auf. Im nächsten Jahr ist sie wieder auf der Yacht und empfängt viel Mitgefühl für ihren tragischen Zusammenbruch. Aber in Chile spielt eine andere Biene; denn wiewohl Delphis neue Operateuse durchaus kompetent ist: zwei P. Burkes kriegt man nicht hintereinander – wofür GTX geziemend dankbar ist.
Die wirkliche Bauchbombe ist natürlich Paul. Er war jung, verstehst du? Ist gegen Abstraktionen angerannt, was ja nichts bringt. Jetzt hat das Leben seine Pranke in ihn hineingeschlagen, und er macht rasende Wut und kneifenden Kummer durch und wächst an Weisheit und Entschlossenheit. So sehr, daß es dich nicht überraschen wird, ihn einige Zeit später – nun, wo zu finden?
Im GTX-Sitzungszimmer, du Döskopp. Er nutzt den Vorteil seiner Abstammung zur Radikalisierung des Systems. »Von innen aufbohren« würdest du es nennen.
So hat er es formuliert, und seine Freunde könnten nicht herzlicher einverstanden sein. Es gibt ihnen ein warmes, zuversichtliches Gefühl, Paul dort oben zu wissen. Manchmal trifft ihn einer von ihnen, der noch in der Gegend ist, und wird mit lautem Hallo begrüßt.
Und Freund Spitzgesicht, Freund Schnüffelnase?
Oh, auch der reift. Glaub mir, er lernt schnell. Zum Beispiel erkennt er als erster, daß eine obskure GTX-Forschergruppe mit ihrem spinnigen Zeitanomalisierungsprojekt tatsächlich interessante Resultate erzielt. Zwar hat er keine physikalische Ausbildung (hat nur eine stattliche Anzahl von Menschen beschnüffelt), aber richtig begreift er die Sache erst an dem Tag, als er sich hinstellt, wo ihn jemand während eines Testdurchlaufs haben will…
… und aufwacht mit dem Kopf auf einer Zeitung mit der Schlagzeile NIXON VERKÜNDET PHASE ZWEI.
Gut, daß er
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