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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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auf dem verwüsteten Feld mit den drei riesigen Kratern. Die wandernden Köpfe waren im Watt verschwunden, zurückgeblieben war nur das schwächer werdende Trommeln des falsch verbundenen Paares.
    Eine Frauenstimme erklang. Eine weitere Reihe bündelschleppender Gestalten verließ die Kolonie eilends auf dem Dschungelpfad. Mysha spähte, die Faust auf seinen Schmerz gepreßt. Martine, Lila, Hallam, Chena – Biologin, Weberin, Mineralogin, Ingenieur. Sie sahen aus wie kleine Affen. Nackte Primaten, mit ihren Jungen auf der Flucht. So würde sie aussehen, ihre Zukunft, wenn das bewahrte Erbe erst einmal zerstört, die Werkzeuge der Kultur zermalmt waren.
    »Wenn die Mauer nicht standhält, mußt du mir helfen«, sagte er zum noion. »Du kannst sie zum Umkehren zwingen.«
    Das Schweigen des noions wurde Leere. Er verstand die Mitteilung. Das ist das Letzte, dann kann ich nicht mehr. Sehr schwach kam es.
    Das war genug, mehr wollte er nicht. Mehr nicht. Nur, daß die Seinen gerettet würden.
    Ein neuer Berg stieg aus dem Meer. Das Bellen schwoll an.
    Sechs schiffsgroße Ungeheuerlichkeiten, die auf die Pfeilspitze der Mauer zuhielten. War das die Probe? Sie wuchsen und türmten sich, kamen mit überraschender Geschwindigkeit geradewegs auf die Kolonie zu. Ihre Männchen folgten dichtauf, die Geschlechtsorgane ragten höher auf als der Wasserturm.
    Mysha hielt den Atem an, innerlich befahl er Piet, jetzt zu feuern. Die Leitkuh bäumte sich einmal auf, die verletzte Mauer wirkte winzig vor ihr. Kein Strahl kam aus Piets Laser. Mysha trommelte mit hilflosen Fäusten, fühlte seinen Schmerz nicht mehr. Was war denn los mit Piet?
    Dann sah er, daß er den Winkel falsch eingeschätzt hatte. Die Leitkuh stieg aufs letzte Riff und blieb stecken: die, die ihr gefolgt waren, zogen an ihr vorüber. Sie versetzten dem Pfahlwerk einen flüchtigen Schlag und bogen dann seitwärts ab, folgten der Linie des Riffs auf die nahen Felder zu. Die steckengebliebene Kuh zerrte sich los, bog in ihre Spur ein, und die Männchen wogten ihr nach.
    Mysha holte wieder Luft. Weit zu seiner Rechten, jenseits der Kolonie, kam eine neue Herde an Land; ihr Gebell war durch den steigenden Tumult auf dem Feld hindurch fast nicht mehr zu hören.
    Aber das war nur der Vortrupp. Hinter ihnen brodelte der ganze Horizont von monströsen Gestalten.
    Er stöhnte, beobachtete die Reparaturmannschaften, die Holz zu den geborstenen Pfählen schleppten; selbst jener flüchtige Schlag hatte Schaden angerichtet.
    Berge um Berge kamen, wuchsen, gebaren rechts und links neue Herden. Ihr Gebrüll verließ den Bereich von Laut und Ton, wurde zu einem geschlossenen Environment aus totalem Streß. Stumpf beobachtete Mysha eine riesige Masse, die sich aus der Reihe löste und geradewegs auf die Mauer zumarschierte. Zehn an der Zahl.
    Sie waren größer, und die Geschlechtsteile der Männchen hinter ihnen ragten höher auf als alle zuvor. Die Hauptbullen der Herde rückten an. Das Weibchen an der Spitze krachte und malmte vorwärts, näher und näher. Sie folgte der ersten Kuh, die auf dem Riff vor der Mauer steckengeblieben war.
    Aber sie war ein ungeheures Tier. Das Riff verlangsamte lediglich ihren Marsch, so daß die nächste Kuh auf sie auflief, gegen die Mauerkrippen stieß und, Steinbrocken verstreuend, zur Seite abdrehte. Dann hatte sich die erste Kuh freigemacht, hielt genau auf die Spitze der Mauer zu. Ihr Vorderleib bäumte sich hoch auf. Der Kopf mit seinen riesigen, wie blind glotzenden Augen hing zehn Meter über der Mauer, eine wahre Höllenerscheinung.
    Während der Kopf so da hing und wartete, daß die Beine ihn über das Hindernis hievten, schnitt ein Lichtstrahl vom Turm aus durch die Luft. Der Strahl traf den Brustkorb der Kuh. Mysha sah die Panzerplatten rauchen. Ein verkohlter Riß fraß sich durch den monströsen Körper – – der Linie folgend, der entlang das Männchen sägen würde.
    Er begriff, was Piet vorhatte. Wenn er den Kopf vom Leib trennte, würde der Körper vielleicht aufhören, sich vorwärts zu bewegen, wie auf dem Feld.
    Der Kopf wackelte wie betrunken, fiel nach hinten ab. Der enthauptete Riesenleib hob sich, stemmte sich auf die einstürzenden Pfähle der Mauerspitze. Er marschierte weiter – nein, doch nicht! Die Aktivität der Beine veränderte sich, sie fingen an, den Körper in die Drehbewegung zu rudern. Die Bauchtonne kippte, bohrte sich in die Spitzpfähle, riß auf, und Kaskaden felsbrockengroßer Eier flossen heraus. Um und

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