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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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um quirlte der Leib, wurde eins mit der Ruine der Mauerspitze.
    Das Männchen, das dieser Kuh gefolgt war, bestieg sie nun, kauerte blöde auf der zuckenden Masse. Wieder fuhr Piets Laser heraus und schnitt. Der Kopf des Männchens fiel nach hinten, und in dem Augenblick verfingen sich die Beine des Weibchens irgendwo, und beide kippten um. Ein Beinpaar hob sich aus dem Wasser, strampelte und zuckte immer noch, wie Arme einer Maschine. Die Beine waren dick wie die Pfähle, ein Schlag von ihnen würde einen Menschen zerschmettern. Aber die nun von Monstertieren verstärkte Mauer stand noch.
    Das Geschehen an der Mauerkrone hatte Mysha so gefangengenommen, daß er nur undeutlich den Zug der Tierkolosse wahrgenommen hatte, der längs beider Schenkel der Mauer sich zum Land wälzte. Ein Chaos von Kratern bedeckte inzwischen die Felder, während Neuankömmlinge bellend über die eingewühlten Körper der früher Gekommenen kletterten. Zwischen ihnen sausten und hüpften da und dort die sterbenden Köpfe zum Meer zurück, nur um unter den hereinströmenden Kühen zermalmt zu werden.
    Die Mauer war jetzt an verschiedenen Stellen beschädigt. Mysha konnte sehen, wie Männer in der Wundjauche, die sich über die Mauer ergossen hatte, ausrutschten. Sie zogen und stemmten und spritzten im Wasser, ihre Münder bewegten sich lautlos. Das Getöse um sie alle war so groß, daß es sich wie eine Mauer aus quälendem Schweigen anfühlte. Der Schmerz in seiner Leistengegend kämpfte mit dem Schmerz in seinen Ohren; nur seine Arme waren lebendig.
    Für einen langen Augenblick ging kein Tier direkt auf die Mauer los, aber dann schwenkte eine Herde auf der fernen Seite plötzlich aus ihrer Marschrichtung ab und auf die Mauer zu. Die Leitkuh brach in den äußeren Pfahlzaun und bäumte sich auf. Da schnitt auch schon Piets Waffe eine Flammenlinie in ihre Brust. Aber die Zeit reichte nicht – eine andere Kuh hatte den Kadaverhügel an der Pfeilspitze erreicht und erkletterte ihn, die ausschlagenden Glieder der toten Kuh unter sich zerquetschend. Ihr Männchen war direkt neben ihr, Mysha sah den Laser sein erstes Objekt halbzerschnitten verlassen und auf das Paar überspringen, das den Leichenberg bestieg.
    Zu spät, zu spät – die beiden fielen vornüber über die Mauer, stürzten in die Bucht diesseits der Mauer, warfen donnernde Wellen auf. Flöße schlugen um, Menschen flogen ins Wasser. Die Kuh bäumte sich bellend hoch und stampfte durch das seichte Wasser auf die Fischerhütten zu. Dort endlich erwischte Piets Laser ihren Brustkorb, aber sie warf sich noch einmal nach vorne, bevor ihre Vorwärtsbewegung aufhörte, und sie mit dem Kreisen begann. Die Fischerhütten waren nicht mehr. Netze, Bootsteile, Segel wirbelten durch die Luft, verschwanden, Steine prasselten auf die Brennöfen nieder. Piet hatte sich jetzt das nachfolgende Männchen vorgenommen.
    Plötzlich schoß an der Stelle der Mauer, wo die nur teilweise unschädlich gemachte Kuh das Pfahlwerk zertrümmert hatte, eine Flamme hoch. Die Flammenwerfer hatten sie in Brand gesteckt. Er beobachtete, wie ihr Männchen ansetzte, sie zu besteigen, vor Schmerz aufheulte und sich dann abwandte.
    An einen Baum gepreßt, keuchte Mysha, seine Augen flogen hin und her über die heilige Mauer. Kadaver waren an ihr aufgespießt, an verschiedenen Stellen mit ihr verschmolzen. Ein Trupp war unterwegs zur Mauerspitze, um die dortigenTierleichen in Brand zu setzen. Der da mit den Ölkanistern, das mußte Gregors Sohn sein. Drei riesige, hereinkommende Kühe waren genau vor ihnen. Die Jungen kletterten auf dieMauer, versprühten Öl. Die Kühe kamen näher. Dann sprangen die Jungen ins Wasser, und eine wabernde Flamme schoß wütend aus dem Tierhaufen heraus. Durch den Rauch konnte Mysha noch sehen, wie die Kühe taumelten, seitlich abschwenkten und die Mauer verschonten.
    Er zog sich in die Höhe, um sich einen Überblick über alles zu verschaffen.
    Wasser und Sandbänke genau vor ihm waren im Augenblick still. Beidseitig davon herrschten Chaos und Gemetzel, so weit sein Auge reichte. Ihr Anbauland war völlig unkenntlich geworden: Baumfetzen aus dem nahen Dschungel bedeckten es, und die Zuckungen entsetzlicher Traumgestalten. Nur die Kolonie selbst duckte sich noch unberührt hinter ihrer Mauer.
    Und die Mauer stand noch, hielt noch aus! Trotz loderte von ihren öligen Scheiterhaufen in den Himmel. Hinter ihr war ihre Enklave, das Herz ihres Lebens, heil und ganz, immer noch sicher. Mit

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