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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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longitudinaler, rippenartiger Verstrebungen eingeschrumpft. Ihre ganze Substanz und Energie schien in ihren massigen Köpfen und in den kolossalen Gliedern, die vor ihnen in die Höhe wackelten, konzentriert zu sein.
    Das Ächzen der Kühe wurde ein Bellen. Jetzt waren sie in den letzten Niedrigwassern. Ihre berghaften Unterleiber hoben sich, glattglänzend und stromlinienförmig, vollends ins Licht.
    Spektralfarben leuchteten hell auf ihren Flanken und verblaßten wieder. Die Männchen stampften in ihrem Kielwasser hinterher, immer näher an sie herankommend.
    Zwei Männchen taumelten krachend gegeneinander. Beide blieben stehen, heulten auf, warfen den Kopf ganz nach hinten auf ihren Rücken, so daß ihre roten Glieder senkrecht in den Himmel ragten. Aber so nahe ihrem Ziel konnte Kampfeslust nicht von Dauer sein. Ihre Kühe pflügten voran, die Köpfe der Männchen kamen wieder hoch, und sie setzten den Marsch aufs Land fort.
    Die Leitkuh war nun im Flachsfeld: ihr Bauch grub Schluchten hinein, ihre Beine teilten Vernichtung aus. Die zwei hinter ihr schlugen sich in den Dschungel. Baumstämme wirbelten wild herum, fielen nieder. Das Splittern und Krachen vermischte sich mit dem Gebell der Kühe und dem Sirenengeheul der aufs höchste gereizten Männchen. Die letzten beiden Kühe näherten sich dem Feld. Eine versetzte den Bootliegeplätzen einen verheerenden Schlag.
    Die Leitkuh im Flachsfeld wurde langsamer. Ihr Unterleib war von Wunden und Schürfungen bedeckt, Wundjauche strömte daran herunter. Ihr Männchen holte sie ein. Seine Vorderbeine wirbelten wie gewaltige Dreschflegel. Von Angesicht zu Angesicht vor ihr stehend, packte er ihren Kopf und stieg plump über ihre vorderen Teile: eine Parodie menschlicher Paarung hätte das sein können.
    Unter ihm begann sie, sich wuchtig auf der Stelle zu drehen, wobei sie eine kreisförmige Mauer aufwarf, einen Krater, an dessen Rand Baumstümpfe und Steine herunterkollerten. Das Glied des Männchens stieß und hieb blindlings. Die Kuh setzte ihr gargantueskes Rühren und Mahlen fort, sich tiefer und tiefer eingrabend, das Männchen mit sich ziehend. Ihr Kopf streckte sich rückwärts, ließ aufgerissene Kieferplatten erkennen. Das Glied des auf sie gestiegenen Männchens fanddie Öffnung, drang ein in ihren Leib.
    Was jetzt kam, war nicht der konvulsivische Orgasmus von Säugetieren, sondern eine archaische, insektenhafte Starre. Die Beine der Kuh setzten ihre kolbenartige Bewegung fort, bohrten sich die paarenden Monster tiefer und tiefer in ihren Krater, während der gesamte Inhalt des männlichen Körpers in den seiner Gefährtin überzufließen schien. Schon war er nur noch eine eingefallene Hülse an einem riesigen Kopf. Ihr Drehen wurde langsamer – und jetzt sah Mysha, daß die Vorderbeine des Männchens an der Brust des Weibchens schabten und sägten.
    Nach wenigen weiteren Umdrehungen hatte er die Brust völlig abgetrennt. Ihr Kopf löste sich ab, zuckend in der Luft gehalten. Es wurden keine Eier gelegt. Statt dessen stieß und ruckte und verdrehte sich das Männchen, bis sein eigener Kopf und seine vorderen Gliedmaßen sich von der Genitalsektion seines Körpers losgerissen hatten. Den Kopf des Weibchens hoch vor sich herhaltend, begann der körperlose Kopf auf das Meer zuzutaumeln, im Tod die erste Handlung seines Lebens wiederholend.
    Hinter ihm drehte und wühlte der enthauptete Körper der Kuh weiter, grub sich immer tiefer ein, ein lebendiger Brutkasten für die befruchteten Eier drinnen.
    Mit Mühe wandte Mysha seinen Blick von den zwei gewaltigen Todes-Köpfen ab, die auf einer Fährte von Häuten und Schleim zum Meer wankten. Auf dem Feld paarten sich noch zwei andere. Mit ihnen war etwas schiefgelaufen. Das Weibchen war gegen einen Felsen gestoßen und umgekippt, und ihre zuckenden Beine bugsierten sie auf das Männchen und trommelten weiter, das Männchen unter sich in den Boden malmend.
    Mysha schüttelte den Kopf, holte Luft. Die Maschinen der Lust … Er und Piet hatten dies alles schon einmal gesehen. Er blickte auf die Kolonie hinab, sah, wie sich die Schaulustigen auf den Dächern und dem Wasserturm drängten. »Jetzt wißt ihr’s«, knurrte er und versuchte zu rufen, bis er Piets mächtige Stimme hörte, die sie auf den Weg schickte. Der Schmerz in ihm war plötzlich barbarisch.
    Der Horizont hatte sich weiter verdichtet, das Getürm war näher herangekommen. Das unaufhörliche, knochentiefe Pfeifen war ohrenbetäubend. Die Sonne glänzte

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