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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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schluckt schmerzgequält, sein eines Auge hält meines fest.
    »In uns«, sagte er schwer, jetzt kräftiger. »In uns, leitet uns in allen Dingen, die für das Leben notwendig sind. Du hast es erlebt. Solange das Baby golden ist, hegt und pflegt es die Mutter. Aber wenn es rot oder schwarz wird, jagt sie es davon. War es nicht so?«
    »Ja, aber…«
    »Das ist der Plan! Immer der Plan. Gold ist die Farbe der Mutter-Sorge, aber Schwarz ist die Farbe der Wut. Greif, Schwarzer! Schwarz muß tot sein. Selbst eine Mutter, selbst ihr eigenes Baby, sie kann dem Plan nicht trotzen. Hör mich, Bürschling!«
    »Ich höre. Ich habe es gesehen«, antworte ich. »Aber was ist Rot?«
    »Rot!« stöhnt er. »Rot ist die Farbe der Liebe.«
    »Nein!« sag ich, ich dummer Moggadiet! »Ich kenne Liebe. Liebe ist golden.«
    Das Auge des Alten wendet sich von mir ab. »Liebe«, seufzt er. »Wenn die Schönheit wieder in die Luft kommt, wirst du sehen…« Er verstummt. Ich habe Angst, er stirbt. Was kann ich tun? Schweigend kauern wir beieinander, im letzten nebligen Stück Sonnenwärme. Auf den Hängen kann ich verschwommene Gestalten sehen, andere Schwarze gleich mir, die auf ihren eigenen Wegen stetig höher klettern, auch die steinernen Baum-Türme hindurch, hinauf in die eisigen Nebel.
    »Alter! Wohin gehen wir?«
    »Ihr geht in die Winterhöhlen. Das ist der Plan.«
    »Winter, ja. Die Kälte. Mutter hat’s uns gesagt. Und nach dem kalten Winter kommt die Wärme. Ich weiß noch. Der Winter geht vorbei, nicht wahr? Warum hat sie gesagt, die Winter wachsen? Lehr mich, Alter. Was ist ein Vater?«
    »Va-ter? Ein Wort, daß ich nicht kenne. Aber warte…« Sein verstümmelter Kopf dreht sich zu mir um. »Die Winter wachsen? Deine Mutter hat das gesagt? Oh, kalt! Oh, einsam«, ächzt er. »Ein großes Lernen gab sie dir. Dies Lernen denk ich nur mit Furcht.«
    Sein Auge rollte, blitzte. Ich fürchte mich.
    »Schau dich um, Bürschling. Die versteinerten Bäume. Tote Hülsen von Bäumen, die in den warmen Tälern wachsen.
    Warum sind sie hier? Die Kälte hat sie getötet. Kein lebendiger Baum wächst hier mehr. Denke, Bürschling!«
    Ich schaue, und es stimmt! Ein warmer Wald, zu Stein getötet.
    »Einmal war es hier auch warm. Einmal war es hier wie in den Tälern. Aber die Kälte ist viel stärker geworden. Der Winter wächst. Verstehst du? Und die Wärme wird weniger und immer weniger.«
    »Aber die Wärme ist Leben! Die Wärme ist Ich-Selbst!«
    »Ja. In der Wärme denken wir, lernen wir. In der Kälte herrscht allein der Plan. In der Kälte sind wir blind… Als ich hier wartete, überlegte ich: gab es einmal eine Zeit, wo es hier warm war? Sind wir in der Wärme hierhergekommen, wir Schwarzen, um zu sprechen, zu teilen? Oh, Bürschling, ein furchtbares Denken. Wird unsere Zeit des Lernens kürzer, immer kürzer? Wo wird das enden? Werden die Winter wachsen, bis wir nichts mehr lernen können, nur noch blind nach dem Plan leben wie die dummen Fettkrabbler, die singen, aber nicht sprechen?«
    Seine Worte erfüllen mich mit kalter Furcht. So ein grauenhaftes Lernen! Ich spüre Wut.
    »Nein! Wir werden nicht! Wir müssen… wir müssen die Wärme halten!«
    »Die Wärme halten?« Er windet sich schmerzerfüllt, starrt mich an. »Die Wärme halten… Ein großes Denken. Ja. Aber wie? Wie? Bald wird es zu kalt sein zum Denken, sogar hier!«
    »Die Wärme wird wiederkommen«, sage ich. »Dann müssen wir lernen, wie wir sie halten, du und ich!«
    Sein verwüsteter Kopf wackelt.
    »Nein… Wenn die Wärme kommt, werde ich nicht hier sein… und du wirst zu beschäftigt sein, Bürschling, um zu denken.«
    »Ich werde dir helfen! Ich werde dich zu den Höhlen tragen!«
    »In den Höhlen«, keuchte er, »in jeder Höhle sind zwei Schwarze wie du. Einer lebt, wartet stumpf, daß der Winter vorbeigehe… Und während er wartet, frißt er. Er frißt den anderen, so lebt er. Das ist der Plan. So, wie du mich fressen wirst, mein Jungling.«
    »Nein!« schreie ich entsetzt. »Ich werde dir nie was tun!«
    »Du wirst sehen, wenn die Kälte kommt«, flüstert er. »Groß ist der Plan!«
    »Nein! Du irrst dich! Ich werde den Plan brechen«, brülle ich. Ein kalter Wind bläst vom Gipfel; die Sonne stirbt.
    »Nie werde ich dir was tun«, belle ich. »Du darfst das nicht sagen!«
    Meine Schuppenplatten heben sich, mein Schwanz beginnt zu schlagen. Durch die Nebel höre ich sein Keuchen.
    Ich erinnere mich, ein schweres, schwarzes Ding zu meiner Höhle

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