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Warme Welten und Andere

Warme Welten und Andere

Titel: Warme Welten und Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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fressen – ich sah, daß alle Dinge sich änderten, änderten. An den Büschen wurden die Knospen zu Beeren, die Fettkrabbler änderten ihre Farbe, selbst die Sonne veränderte sich, und die Berge. Und ich sah auch, daß alle Dinge und Wesen mit anderen ihrer Art zusammen waren, nur ich nicht, Moggadiet. Ich war allein. Oh, so allein!
    In meinem glänzenden neuen Schwarz marschierte ich durch die Täler, summte mein neues Lied Turra-tarra! Tarra! Einmal sah ich meinen Bruder Frim und rief ihn an, aber er stob davon wie der Wind. Davon, allein! Und als ich ins nächste Tal kam, fand ich dort die Bäume alle ausgerissen, geknickt. Und in der Ferne sah ich einen Schwarzen wie mich – nur viele Male so groß! Riesig! Fast so groß wie eine Mutter, glatt und blank-neu. Ich hätte ihn angerufen, aber er bäumte sich auf, sah mich und brüllte so furchtbar, daß auch ich floh wie der Wind, in leere Berge. Allein.
    Und so lernte ich, mein Rötelchen, daß wir alleine sind, obwohl doch mein Herz so voll von Liebe war. Und ich wanderte umher, rätselte und fraß und fraß. Ich sah die Fährten; damals bedeuteten sie mir nichts. Aber ich fing an, das große Wichtige zu lernen.
    Die Kälte.
    Du kennst sie, mein kleines Rot. Du weißt, wie ich in den warmen Zeiten ich-selbst bin, ich-Moggadiet. Ständig wachsend, ständig lernend. In der Wärme denken wir, sprechen wir. Wir lieben! Wir machen unseren eigenen Plan, oh, war es nicht so, meine Geliebte?
    Aber in der Kälte, in der Nacht – denn die Nächte wurden kälter – in der kalten Nacht war ich – was? – nicht Moggadiet. Nicht Moggadiet-der-denkt. Nicht ich selbst. Nur Etwas-daslebt, ohne Denken handelt. Hilfloser Moggadiet. In der Kälte gibt es nur den Plan. Fast hätte ich so gedacht.
    Und dann blieb eines Tages die Nachtkälte und ging nicht fort, und die Sonne war im Nebel versteckt. Und ich merkte, daß ich den Fährten nachging.
    Die Fährten sind auch ein Teil des Plans, mein Rotling.
    Die Fährten sind ein Winterding. Ihnen müssen wir alle folgen, wir Schwarzen. Wenn die Kälte stärker wird, ruft der Plan uns hinauf, hinauf, wir beginnen auf den Fährten höher zu wandern, über die Grate der Kälte, auf der Nachtseite der Berge. Hinauf jenseits der Wälder, wo die Bäume weniger und zu steinigem Totholz werden.
    So zog mich der Plan, und ich folgte ihm, nur halb-bewußt. Manchmal kam ich in wärmeres Sonnenlicht, wo ich anhalten und fressen und zu denken versuchen konnte, aber die kalten Nebel kamen nach, und ich ging weiter, weiter hinauf. Dann sah ich andere von meiner Art, über den ganzen Berghang verstreut, stetig höher wandernd. Sie bäumten sich nicht auf und brüllten nicht, als sie mich sahen. Ich rief sie nicht an. Jeder für sich allein, so kletterten wir weiter auf die Höhlen zu, ohne zu denken, blind. Und ich wäre so weiter gegangen.
    Aber dann geschah das Große.
    – Oh, nein, meine Liebe! Nicht das Größte. Das Größte von allem bist du, wirst immer du sein. Mein kostbarer Sonnenfleck, mein rotes Lieb-Kindchen, du! Sei nicht zornig, nein, nein, halt mich weich. Ich muß unser großes Lernen sagen. Hör deinen Moggadiet, hör und behalte!
    In der letzten Sonnenwärme fand ich ihn, den Alten. Ein furchtbarer Anblick! So verstümmelt und beschädigt, Teile verfaulten schon, andere fehlten. Ich starrte ihn an, hielt ihn für tot. Plötzlich rollte sein Kopf schwächlich und ein Gekrächz kam hervor.
    »Bürsch…ling?« Ein Auge öffnete sich in seinem verfaulenden Kopf, ein Fliegling pickte ihm aus dem Schädel. »Bürschling… warte!«
    Und ich verstand ihn! Oh, voll Liebe…
    Nein, nein, mein Rötling! Sachte! Sachte hör deinen Moggadiet. Wir sprachen, der Alte und ich! Alt zu jung, er teilte sein Wissen mit mir.
    »Keine Alten«, krächzte er. »Sprechen nie… wir Schwarzen. Nie werden. Das ist nicht… der Plan. Nur ich… Ich warte…«
    »Plan?« frage ich, halb wissend. »Was ist der Plan?«
    »Eine Schönheit«, flüsterte er. »In der Wärme, eine Schönheit in der Luft… Ich folgte… aber ein anderer Schwarzer sah mich, und wir kämpften… und ich wurde verletzt, aber trotzdem hieß der Plan mich folgen, bis ich zerschmettert und zerrissen und tot war… Aber ich lebte! Und der Plan ließ mich gehen, und ich kroch hierher… um zu warten… mein Wissen zu teilen… aber…«
    Sein Kopf sinkt nieder. Schnell schnappe ich einen Fliegling aus der Luft und stecke ihn in sein zerfetztes Maul.
    »Alter! Was ist der Plan?«
    Er

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