Warme Welten und Andere
kleinen Tunnel mauerte ich reichlich Fettkrabbler ein, und auch viele, viele andere Dinge, während die Sonne zurück in den Winter zog, und die Schatten wuchsen und wuchsen. Fettkrabbler und Bannlinge und alles, was lecker schmeckt, und sogar – Oh, schlauer Moggadiet! – alle Arten von Blättern und Rinden und Zeugs für sie zum Fressen! Oh, jetzt hatten wir den Plan endgültig gebrochen!
»Wir haben den Plan gebrochen, mein Lilli-Rot! Die Fettkrabbler fressen die Zweige und Rinden, die Bannlinge saugen Saft aus dem Holz, die großen Lauflinge fressen Gras, und wir fressen sie alle!«
»Oh, Moggadiet, kühn bist du! Glaubst du, wir können den Plan wirklich brechen? Ich habe Angst! Gib mir einen Bannling, ich glaube, es wird kalt.«
»Du hast fünfzehn Bannlinge gegessen, mein Knirps!« neckte ich dich. »Wie fett du wirst! Laß mich dich noch einmal anschauen, ja, du mußt deinen Moggadiet dich streicheln lassen, während du ißt. Ah, wie wunderbar du bist!«
Und natürlich – Oh, du erinnerst dich, wie sie dann begann, unsere tiefste Liebe. Denn als ich dich eines Nachts entblößte – der erste Hauch von Kälte war in der Luft – sah ich, daß du dich verändert hattest.
Soll ich es sagen? Dein geheimer Pelz. Dein Mutter-Pelz.
Immer hatte ich dich dort besonders zärtlich gereinigt, aber ohne Schwierigkeit, mich zurückzuhalten. In jener Nacht aber, als ich die Seidenbande mit meinen riesigen Jagdklauen auseinandernahm; was für neue Wonnen fand ich da! Nicht mehr rosig-blaß, sondern feurig rot! Rot! Eine Scharlach-Glut wie der roteste Sonnenaufgang, golden gezüngelt! Und geschwollen, sich kräuselnd, taufeucht – Oh! Mir gebietend, dich zu entblößen, ganz und gar. Oh, wie ich in deinen zärtlichen Blicken schmolz – und duftig-süß dein Atem, deine Glieder warm und schwer in meinem Griff!
Wild riß ich die letzten Bänder weg, betäubt vor lauter Seligkeit als du langsam deine ganze lodernde Röte vor mir ausstrecktest.
Da wußte ich – wir wußten es! – , daß die Liebe, die wir bisher gekannt hatten, nur ein Anfang gewesen war. Meine Jagdarme sanken nieder und meine besonderen Hände, meine Web-Hände, wuchsen, schwollen, füllten sich mit neuem, fast schmerzlichem Leben. Ich konnte nicht reden, und meine Kehlsäcke füllten, füllten sich! Und von selbst erhoben sich meine Hände, drückten ekstatisch, während meine Augen sich näher beugten, näher heran an dein glorreiches Rot!
Aber plötzlich erwachte das Ich-Selbst, Moggadiet erwachte! Ich sprang zurück!
»Lilli! Was tun wir?«
»Oh, Moggadiet, ich liebe dich! Komm zurück.«
»Was ist das, Lielilu? Ist das der Plan?«
»Das ist doch unwichtig! Moggadiet, liebst du mich nicht?«
»Ich habe Angst! Ich habe Angst, dich zu verletzen! Du bist so winzig. Ich bin deine Mutter.«
»Nein, Moggadiet, schau doch! Ich bin so groß wie du. Hab’ keine Angst.«
Ich wich zurück – Oh, schwer, schwer war das! – und versuchte, dich ruhig zu betrachten.
»Es stimmt, mein Rotling, du bist gewachsen. Aber deine Glieder sind so neu, so zart. Oh, ich kann nicht hinschauen!«
Meine Augen abwendend, spann ich einen Vorhang aus Seide, um deine erregende Röte wegzusperren.
»Wir müssen warten, Lillilu. Wir müssen weitermachen wie bisher. Ich weiß nicht, was dieser seltsame Drang bedeutet; ich habe Angst, er wird dir Schaden tun.«
»Ja, Moggadiet. Wir werden warten.«
Und so warteten wir. Oh, ja. Jede Nacht wurde es schwerer. Wir versuchten, so wie früher zu sein, glücklich zu sein. Lielu-Moggadiet. Jede Nacht erhob sich, wenn ich deine glühenden Glieder liebkoste, die sich, nacheinander aus-und eingewickelt, mir hinzugeben schienen, jede Nacht erhob sich der Drang heißer, stärker in mir. Dich ganz zu entschleiern! Wieder deinen ganzen Körper zu sehen!
Oh, ja, mein Liebling, ich fühle – unerträglich – wie du mit mir dich jener letzten Tage unserer einfachen Liebe erinnerst.
Kälter… kälter. Morgens, wenn ich die Fettkrabbler einsammeln ging, war auf ihrem Pelz etwas Weißes, und die Bannlinge hörten auf, sich zu bewegen. Die Sonne stieg immer weniger hoch, wurde blasser, und kalte Nebel hingen über uns, griffen tiefer. Bald wagte ich nicht mehr, die Höhle zu verlassen. Den ganzen Tag lang blieb ich bei deiner Seidenwand, summte wie eine Mutter, Brum-a-lu, muli-muli, Lillilu, hab Lieh lieb. Starker Moggadiet!
»Wir werden warten, Flämmlein. Wir werden uns dem Plan nicht ergeben! Sind wir nicht glücklicher als
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