WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
Man sieht’s ihr nicht an, Sir, aber sie ist ein Derwisch. Ein vorausschauender Mann könnte ein hübsches Sümmchen gewinnen, wenn er auf Chevie setzt.«
Malarkey rieb sich über die Preisliste auf seiner Brust. »Die Quote wäre hoch und das Risiko gering. Aber ein Kampf ergibt nur einen Platz. Damit bist du immer noch außen vor, Junge.«
»Kein Problem«, sagte Chevie. »Sie wählen Ihre beiden besten Schläger aus und ich kämpfe gegen beide.«
Malarkey lachte überrascht auf. »Beide? Sie wollen gegen beide kämpfen?« Er zwinkerte Riley zu. »Wie hoch war die Mauer, von der sie runtergefallen ist?«
Der Rote Handschuh
Orient Theatre, Holborn, London. 1898
Albert Garrick hatte gemischte Gefühle, was das Orient Theatre betraf. Einerseits hing er zu sehr an seinen Erinnerungen an das Bühnenleben, um sich jemals davon zu trennen, andererseits bereitete es ihm großen Schmerz, die Gerätschaften seiner einst so berühmten Zaubertricks auch nur anzusehen.
Er schlenderte über die Bühne, zog hier ein Seil fest und rückte da einen Spiegel zurecht. Jedes Ausstattungsstück lockte ein wehmütiges Lächeln auf sein hageres Gesicht.
Ah, die chinesischen Wasserschalen. Wie hat das Publikum damals in Blackpool gejubelt! Lombardi!, haben sie gerufen. Lombardi, Lombardi!
Ihm kam der Gedanke, dass er mit seinen neu erworbenen Fähigkeiten noch viel ausgefallenere Tricks darbieten könnte.
Ich bin jetzt gelenkiger und könnte mich in eine von diesen Wasserschalen zwängen, wenn es sein müsste. Der Große Lombardi könnte der berühmteste Zauberer der Welt sein .
Es war eine verführerische Vorstellung, quer durch Europa zu reisen, von Hof zu Hof, und vor Zaren und Königen aufzutreten. Sein samtener Umhang wäre mit Juwelen besetzt.
So viele Möglichkeiten.
Garrick ging hinunter in seine Vorratskammer, bereitete sich ein einfaches Mahl aus Käse und Trockenfleisch, das er im Stehen aß, begleitet von einem ziemlich harten Stück Brot und einem Humpen verdünntem Bier.
Natürlich brauchte ich einen Assistenten. Diesmal werde ich ihn sorgfältig auswählen und nicht viel Nachsicht zeigen. Es war meine eigene, viel zu weiche Hand, die Riley verdorben hat.
Er kehrte zur Bühne zurück, nahm seinen Samtumhang vom Haken und legte ihn sich um die Schultern. Dann setzte er sich aus einem Anflug von Sentimentalität und Einsamkeit den Seidenzylinder des ursprünglichen Lombardi auf.
Assistenten sind lästige Wesen , dachte er bei sich. Oft werden sie widerspenstig, entwickeln ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen.
Auch Sabine hatte ihm eine Menge Kummer bereitet. Hatte ihr Betrug ihn nicht dazu gezwungen, seine Bühnenlaufbahn aufzugeben?
Aber sie war so schön. So vollkommen.
Plötzlich überkam ihn große Müdigkeit. Er sank in einen Sessel, der auf einem niedrigen kreisförmigen Podium in der Mitte der Bühne stand, und beschloss, sich ein paar Stunden Schlaf zu gönnen, bevor er seine Jagd nach Riley und Chevron Savano wiederaufnahm.
Und wie so oft trugen ihn seine Träume zu Sabine. Seiner ersten, wunderschönen Assistentin, die vollkommen gewesen war – bis …
Anfangs war es dem jungen Albert Garrick so vorgekommen, als hätte ein neues Kapitel in seinem Leben begonnen, fernab des Elends seiner Jugend. Er beherrschte Lombardis Tricks immer besser und füllte die Rolle des Italieners sehr erfolgreich aus. Kein einziges Engagement wurde abgesagt, und Sabine schien ihren Vertrag nur zu gern zu verlängern.
Garrick war bis über beide Ohren verliebt und überschüttete die junge Frau mit Zeichen seiner Zuneigung, die sie mit Freudenschreien und Umarmungen entgegennahm; sie nannte ihn mein Albert und küsste ihn auf die Wange. Zum ersten Mal war Garrick zufrieden und sogar seine Albträume von Blut und Cholera wurden seltener, und wenn sie doch einmal wiederkamen, hatten sie nicht mehr dieselbe Macht.
Doch unglücklicherweise war Sabines Herz kälter als die bunten Glasperlen, die sie so liebte, und sie hatte von Anfang an vorgehabt, ihren Arbeitgeber zu verlassen, sobald sich etwas Besseres abzeichnete.
Im Sommer 1880 war der junge Albert Garrick – nunmehr der Große Lombardi – im Adelphi Theatre beinahe ebenso berühmt wie der angloirische Dramatiker und Schauspieler Dion Boucicault. Da bemerkte Garrick eines Abends, wie Sabine mit dem jungen Sandy Morhamilton flirtete, einem der Beleuchter. Das ärgerte und verwirrte Garrick, denn sonst hatte Sabine mit den Leuten hinter der Bühne nichts
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