WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
den Sitzen von Reihe F und schlichen geduckt zu den Gängen. Einer nahm den rechten, der zweite den linken, und Percival selbst wählte den Mittelgang. Abgesehen von der Warterei hätte das Ganze für sie nicht besser laufen können. Dieser Garrick, der keineswegs ein Gespenst des Todes war, wie der Boss behauptete, hatte sich mitten auf der Bühne für ein Nickerchen langgemacht. Sie würden ihr Opfer einkreisen und dann mit verschiedenen Waffen auf ihn losgehen.
Percival war mit einem Hackbeil ausgerüstet, das er in einem Eisenwarengeschäft in Kalifornien erstanden und später dazu verwendet hatte, einen halbwüchsigen Jungen zu bestrafen, der mit dem Finger auf ihn gezeigt hatte. Der zweite Mann, der einfach nur Türke hieß, trug einen Krummsäbel, der seit Generationen in einer Familie gewesen war, bis Türke ihn gestohlen hatte. Und der dritte, ein Schotte mit ungewöhnlich kurzen Beinen, hatte einen Eisenhaken in der Hand, an dessen Spitze mehr Augen gehangen hatten als Heuballen. Der Schotte, Pound mit Namen, besaß auch noch eine Pistole, aber Kugeln waren teuer, und falls der Schuss danebenging, würde ihr Opfer aufschrecken, deshalb war es besser, den Auftrag lautlos mit den Klingen zu erledigen.
Die drei Männer hatten schon öfter zusammengearbeitet und ein System von Kopfbewegungen, Pfiffen und Zeichen entwickelt, das jedes Wort überflüssig machte. Gesprächige Mörder wurden in London nicht alt. Percival war der Anführer, also folgten die anderen beiden seinen Anweisungen. Mit zwei schnellen Bewegungen seines Beils dirigierte er sie zu den Kulissen. Zweifellos würde Garrick dorthin zu fliehen versuchen, falls er Percival bemerkte. Doch das war unwahrscheinlich, denn Percival machte ungefähr so viel Lärm wie ein Blatt, das über dem Hyde Park schwebte. Türke und Pound fanden sich resigniert damit ab, dass Percival mal wieder den eigentlichen Mord übernehmen würde, wie meistens.
Percival kletterte auf die Bühnenrampe und schlich über den Orchestergraben. Er genoss das Gewicht des Beils in seiner Hand und freute sich schon auf das satte, gedämpfte Fump , wenn es ein Loch in den Schädel des Opfers schlug.
Noch vier Schritte, dann gibt’s Hammeleintopf für mich und die Jungs. Noch drei …
Percival sprang auf die eigentliche Bühne, und er wusste, so nah, wie er jetzt war, konnte kein Mensch und kein Tier dem tödlichen Schwung seines Arms entgehen.
Aus diesem Abstand könnte ich einen Bären umhauen , dachte er.
Er holte weit aus und ließ die Klinge mit umbarmherziger Kraft niedersausen. Doch sie traf nur den Sessel, schnitt durch das Polster und grub sich tief in die hölzerne Lehne.
Percivals Gehirn begriff nicht, wie aus Gewissheit Ungewissheit geworden war.
»Zauberei«, sagte eine Stimme. »Es ist nicht alles so, wie es scheint.«
Percival riss das Beil los und fuhr in die Richtung herum, aus der die geheimnisvollen Worte gekommen waren. Dort in der Ecke stand das Opfer, Garrick, in seinen Samtumhang gehüllt.
»Wie gefällt Ihnen mein Mantel? Ein wenig theatralisch, aber schließlich stehen wir ja auf der Bühne.«
Er weiß nichts von den anderen , dachte Percival. Sonst würde er nicht so rumschwafeln.
Percival pfiff zweimal, einmal hoch und einmal tief – das Zeichen für Türke, dass er aus den Falten des Bühnenvorhangs herauskommen sollte, in denen er sich versteckt hielt.
Türke machte noch weniger Geräusche als Percival, da er seidene Pantoffeln trug, seine Mörderschuhe, wie er sie nannte. Er schlich von hinten an Garrick heran und streckte die Hand nach dessen Schulter aus, um den Körper des Zauberers für den Schlag des Krummsäbels zu stabilisieren, doch seine Finger ertasteten kein Fleisch und Blut, sondern Glas.
Ein Spiegel , dachte Türke. Ich bin an der Nase herumgeführt worden .
Angst sank in seinen Magen wie ein bleierner Anker. Er war klug genug zu wissen, dass es um ihn geschehen war.
Garricks Spiegelbild griff aus dem Spiegel heraus und nahm Türke seinen Säbel ab.
»Den brauchen Sie jetzt nicht mehr«, sagte Garricks Spiegelbild und bohrte ihn Türke direkt ins Herz.
Türke starb in dem Glauben, ein Geist habe ihn getötet. Sein letzter Wunsch war, als Schatten hierher zurückkehren zu dürfen, um herauszufinden, wie es zu seinem Tod gekommen war, doch unglücklicherweise funktioniert das Jenseits nicht so, erst recht nicht für eiskalte Mörder.
Percival hätte normalerweise in diesem Moment angegriffen, doch er war nicht sicher, wo
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