Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)

Titel: WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
zusammen, als Farleys Nadel seine Haut zum ersten Mal durchstach. Die letzte Tätowierung lag schon ziemlich lange zurück, und die Stiche waren einen Hauch schmerzhafter, als er sie in Erinnerung hatte.
    »Tut mir leid, Boss. Aber das lässt ganz schnell nach.«
    Malarkey entspannte sich wieder. Zucken war keine gute Idee, wenn man tätowiert wurde.
    Sonst hatte man hinterher statt eines Widderkopfes womöglich eine Schnecke auf dem Arm.
    Farley hatte die Wahrheit gesagt, und bald darauf ließen die Stiche nach. Malarkey spürte, wie sich in seiner Brust dasselbe taube Gefühl ausbreitete, das oft bei starker Trunkenheit auftrat. Innerhalb weniger Minuten senkte sich tiefer Frieden über ihn.
    Der Lärm um ihn herum verstummte, und es war nur noch lautes Schnarchen zu hören und ab und zu ein Schrei nächtlicher Albträume aus den oberen Gefilden.
    Ich liebe diese Tageszeit , dachte Malarkey.
    Gerade als er dabei war, in den Schlaf zu sinken, bohrte sich die Nadel des Tätowierers ungewöhnlich tief in seine Brust, wie ein Eiszapfen, der seinem Herzen gefährlich nahe kam. Der König der Rammböcke riss die Augen auf und hob die Hand, um Farley für seine Unachtsamkeit eine Kopfnuss zu verpassen, doch als er sich das Schaffell vom Kopf riss, sah er, dass die Gestalt, die da über ihn gebeugt stand, nicht Farley war, sondern der Auftragsmörder Albert Garrick in eleganter Abendkleidung einschließlich eines schweren Samtumhangs, der im gedämpften Licht schimmerte wie das Fell eines Panthers.
    »Sind Sie wahnsinnig?«, brüllte Malarkey.
    »Nicht so laut, Malarkey«, sagte Garrick und bewegte die Nadel ein wenig. »Sonst erschrecke ich noch und durchbohre Ihr Herz wie eine stinkende Eiterpustel.«
    Von da, wo er lag, konnte Malarkey den Tätowierer nicht sehen.
    »Wo ist Farley? Haben Sie den Alten umgebracht?«, fragte er, nun etwas leiser.
    »Nicht umgebracht«, erwiderte Garrick. »Nur betäubt und unter die Treppe gerollt. Ich bin doch kein Tier.«
    »Nein, Garrick, aber Sie sind ein toter Mann!«, zischte der König der Rammböcke.
    Garrick lächelte, und seine Zähne schimmerten fahlgelb wie Maisblätter. »Das wäre ich in der Tat, wenn es nach Ihrem Willen gegangen wäre – nicht wahr, Euer Majestät?«
    Malarkey wurde ein wenig blass um die Nase, als er begriff: Wenn Garrick hier war, konnte das nur bedeuten, dass seine Mordjungs jetzt vermutlich als Fischfutter in der Themse trieben.
    »Es war ein Auftrag von einem geschätzten Kunden. Nichts Persönliches.«
    »Schön zu hören«, sagte Garrick, der sich so etwas schon gedacht hatte. »Aber ich muss den Namen dieses Kunden wissen, der offenbar so hoch in Ihrer Achtung steht, dass Sie dafür das Risiko eingehen, mit mir die Klingen zu kreuzen.«
    »Von mir werden Sie ihn nicht erfahren«, sagte Malarkey, der schon eine Menge schrecklicher Folter ertragen hatte.
    Garrick seufzte, als bedauere er zutiefst, dass die Leute ihn immer wieder dazu zwangen, Dinge zu tun, die ihm wider die Natur gingen. »Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen, vielleicht hilft Ihnen das, eine Entscheidung treffen. Es ist die Geschichte von Samson und Delila. Samson war ein großer israelitischer Krieger, der als unbesiegbar galt, ein wenig so wie Sie, Otto. Doch dann schnitt die hinterhältige Delilah ihm sein kostbares Haar ab und nahm ihm so seine Macht. Es ist eine kurze Geschichte, aber ich denke, Sie verstehen mich.« Mit jedem Satz drückte Garrick die Nadel ein Stück weiter auf Malarkeys Herz zu.
    Malarkeys Gesicht war schweißnass, aber er gab nicht nach.
    »Dann scheren Sie mich halt, Sie Teufel. Von mir kriegen Sie den Namen nicht.«
    Von einem Mann mit Malarkeys Ruf hatte Garrick nichts anderes erwartet, aber er hatte noch einen Trumpf im Ärmel.
    »Ich persönlich glaube ja, diese Haarabschneidegeschichte ist bloß eine hübsche Anekdote, aber ich weiß, wie sehr Sie an Ihrem prachtvollen Haar hängen, deshalb werde ich, wenn Sie mir nicht sagen, wer das Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat –«
    »Ich weiß, Sie werden mir die Haare abschneiden. Das sagten Sie ja bereits, Garrick.«
    Garrick gab einen Ton von sich, den man nur als Kichern bezeichnen konnte. »Nein. Ich werde Ihnen mit einem kleinen Fläschchen Säure die Kopfhaut verätzen, sodass nie wieder ein Haar auf Ihrem Kopf wachsen wird. Und dann, in einem Monat, wenn Ihre Männer Bauchschmerzen haben vom vielen Lachen, werde ich mitten in der Nacht zurückkommen und Sie töten.«
    Malarkeys Lippen zuckten.

Weitere Kostenlose Bücher