Warrior Cats 2. Feuer und Eis
eingeschlossen. Schließlich würde sie bald Junge werfen. Er leckte sich die Pfote und fragte sich, ob er nicht lieber zurück ins Lager gehen sollte.
Plötzlich hörte er ein lautes Klappern. Er blickte zur Tür und sah seine Schwester in der Katzenklappe auftauchen. Das Fell auf seinem Rückgrat sträubte sich voller Erwartung, und er konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, gleich hinab in den Garten zu springen. Er wusste, er würde ihr sonst Angst einjagen, so wie gestern. Sein Geruch war jetzt der einer Waldkatze, nicht der eines freundlichen Hauskätzchens.
Er wartete, bis seine Schwester das Ende des Rasens erreicht hatte, dann kroch er am Ast vor und ließ sich vorsichtig auf den Zaun gleiten. Geräuschlos sprang er in das Gebüsch darunter. Wieder brachte der Geruch der Kätzin ihm seinen Traum zurück.
Wie konnte er ihre Aufmerksamkeit erregen, ohne sie zu erschrecken? Verzweifelt durchsuchte er sein Gedächtnis nach dem Namen seiner Schwester, doch er konnte sich nur an seinen eigenen Kätzchennamen erinnern.
Leise rief er aus dem Gebüsch: »Ich bin’s, Sammy!«
Ruckartig blieb die Kätzin stehen und sah sich um. Feuerherz holte tief Luft und kroch aus dem Gebüsch.
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Feuerherz wusste, wie er auf seine Schwester wirken musste – mager und wild mit einem scharfen Waldgeruch im Fell. Ihre Haare sträubten sich und sie fauchte ihn an. Feuerherz war von ihrem Mut beeindruckt.
Blitzartig erinnerte er sich an ihren Namen. »Prinzessin! Ich bin’s, Sammy, dein Bruder! Erinnerst du dich an mich?«
Sie blieb angespannt. Wahrscheinlich fragte sie sich, woher dieser fremde Kater ihren Namen kannte. Unterwürfig kauerte er sich nieder. Hoffnung stieg in ihm auf, als er sah, wie die Miene seiner Schwester sich langsam von Angst in Neugier verwandelte.
»Sammy?« Mit weit aufgerissenen Augen und noch immer auf dem Sprung sog Prinzessin die Luft ein. Feuerherz machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu, und als sie sich nicht rührte, kroch er langsam näher. Noch immer blieb seine Schwester unbeweglich stehen, bis er nur noch eine Mauselänge von ihr entfernt war.
»Du riechst nicht wie Sammy«, miaute sie.
»Ich lebe nicht mehr unter Zweibeinern. Ich lebe im Wald mit dem DonnerClan. Und dessen Geruch habe ich jetzt.« Sie hat wahrscheinlich noch nie von den Clans gehört , dachte er und erinnerte sich an seine eigene Unwissenheit, bevor er Graustreif im Wald getroffen hatte.
Prinzessin streckte die Nase vor und rieb die Schnauze vorsichtig an seiner Wange. »Aber der Geruch unserer Mutter ist noch da«, murmelte sie halb zu sich selbst und ein Glücksgefühl durchströmte ihn bei ihren Worten. Doch dann verengten sich ihre Augen und sie trat mit misstrauisch angelegten Ohren einen Schritt zurück.
»Warum bist du hier?«, fragte sie.
»Ich habe dich gestern im Wald gesehen«, erklärte er. »Ich musste zurückkommen und mit dir sprechen.«
»Warum?«
Feuerherz sah sie erstaunt an. »Weil du meine Schwester bist.« Sie musste doch auch etwas für ihn empfinden, oder nicht?
Einen Augenblick lang betrachtete sie ihn aufmerksam. Zu seiner Erleichterung verschwand ihr zurückhaltender Ausdruck.
»Du bist sehr mager«, miaute sie kritisch.
»Vielleicht magerer als eine Hauskatze, aber nicht mager für eine Clan… eine Waldkatze«, erwiderte Feuerherz. »Dein Geruch war in meinen Träumen heute Nacht. Ich habe von dir geträumt und von unseren Brüdern und der Schwester und …« Er machte eine Pause. »Wo ist unsere Mutter?«
»Sie ist noch bei ihren Hausleuten«, antwortete Prinzessin.
»Was ist mit …?«
Sie ahnte, was er fragen wollte. »Unseren Geschwistern? Die meisten leben hier in der Nähe. Ich sehe sie von Zeit zu Zeit in ihren Gärten.«
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Dann fragte Feuerherz: »Erinnerst du dich noch an das weiche Bett im Korb unserer Mutter?« Ganz kurz hatte er ein Schuldgefühl, dass er sich nach solcher Hauskätzchenweichheit sehnte, aber Prinzessin schnurrte: »Oh ja. Ich wünschte, ich könnte es für meinen eigenen Wurf haben.«
Sein Unbehagen schwand. Es war gut, über eine so zarte Erinnerung ohne Scham reden zu können. »Ist das dein erster Wurf?«
Sie nickte, in ihren Augen war Unsicherheit zu erkennen. Er spürte eine Woge von Mitgefühl. Obwohl sie gleichaltrig waren, kam sie ihm sehr jung und unschuldig vor.
»Es wird schon gut gehen«, sagte er und dachte an Buntgesichts Wurf. »Du siehst aus,
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