Warrior Cats 2. Feuer und Eis
schwer verletzt«, sagte sie mit vor Sorge dunklen Augen. »Aber ich denke, dass ich sie retten kann.«
Es war eine winzige Hoffnung, wie ein einzelner funkelnder Tautropfen, der an einem Fell hängt. Einen Augenblick lang sah Feuerherz diesen glitzernden Hoffnungsfunken, bis Gelbzahn fortfuhr: »Aber ich kann nichts versprechen.« Dann blickte sie ihm tief in die Augen und murmelte: »Blaustern ist sehr krank, ich kann nichts mehr für sie tun. Jetzt muss der SternenClan ihr Schicksal entscheiden.«
Die Welt verdunkelte sich vor Feuerherz’ Augen. Kaum konnte er das Gesicht der Heilerin sehen, aber er hörte weiter ihre sanfte Stimme: »Geh und halte Wache bei Blaustern. Sie hat vorhin nach dir gefragt. Ich kümmere mich um Rußpfote.«
Feuerherz nickte langsam und wandte sich ab. Blaustern war seine Mentorin gewesen und mehr als das. Zwischen ihnen hatte es seit ihrem ersten Zusammentreffen ein enges Band gegeben. Er fühlte sich hin- und hergerissen. Denn auch bei Rußpfote wollte er bleiben.
Am anderen Ende des Farntunnels ragte ein Schatten auf. Tigerkralle saß mit wie üblich hoch erhobenem Kopf am Eingang zu Gelbzahns Bau. Feuerherz fühlte, wie sich seine Schultern vor Abneigung strafften. Warum ließ der große Krieger nicht das geringste Anzeichen von Kummer erkennen? Schließlich war Rußpfote auf der Suche nach ihm gewesen. Und weshalb? Er selbst hatte keinen Beweis für den angeblichen Beutezug des SchattenClans auf ihrem Territorium gesehen! Ohne ein Wort ging er an Tigerkralle vorbei und marschierte über die Lichtung zu Blausterns Bau.
Langschweif saß als Wache davor. Er blickte ihn von der Seite an, versuchte aber nicht, ihn aufzuhalten, als er sich durch die Flechten schob.
Goldblüte, eine der Königinnen, war dort. Feuerherz konnte ihre Augen in der Dämmerung leuchten sehen und auch Blaustern, die zusammengerollt in ihrem Nest lag. Die Königin beugte sich vor und leckte vorsichtig den Kopf der Kranken, um ihn zu kühlen, wie eine Mutter, die ihr Junges pflegt. Dem Krieger tat das Herz weh, als er an die verletzte Rußpfote dachte. War Frostfell inzwischen an der Seite ihrer Tochter?
»Gelbzahn hat ihr Katzenminze und Mutterkraut gegeben«, murmelte Goldblüte. »Nun können wir nur noch zusehen und abwarten.« Sie erhob sich auf die Pfoten und streifte Feuerherz’ Nase. »Kannst du jetzt bei ihr bleiben?«, fragte sie freundlich. Er nickte und sie verließ leise den Bau.
Feuerherz ließ sich auf dem Bauch nieder, streckte die Vorderpfoten vor sich aus, sodass sie gerade noch das Gesicht seiner Anführerin berührten. Er lag sehr still da, seine Augen unermüdlich auf ihren reglosen Körper gerichtet. Sie hatte jetzt nicht einmal mehr die Kraft, zu husten. Er konnte ihren Atem in der Dunkelheit hören, flach und rau, und er horchte auf den unregelmäßigen Rhythmus, während die Nacht langsam verstrich.
Ihr Atem setzte kurz vor der Morgendämmerung aus. Feuerherz war halb eingeschlafen, als ihm bewusst wurde, dass in der Höhle völlige Stille herrschte. Es gab auch keine Geräusche vom Lager draußen, nur ein tödliches Schweigen, als würde der ganze Clan den Atem anhalten.
Blaustern bewegte sich nicht mehr. Feuerherz wusste, sie war beim SternenClan und bereitete sich auf ihr verbliebenes Leben vor. Er hatte schon einmal beobachtet, wie sie ein Leben verloren hatte. Sein Fell prickelte angesichts des gespenstischen Friedens, der ihren Körper einhüllte, aber es gab nichts, was er tun konnte.
Also wartete er.
Plötzlich schnappte Blaustern nach Luft. »Feuerherz, bist du das?«, miaute sie mit heiserer Stimme.
»Ja, Blaustern«, murmelte er. »Ich bin hier.«
»Ich habe ein weiteres Leben verloren.« Ihre Stimme war schwach, aber vor Erleichterung hätte er sie am liebsten zwischen den Ohren geleckt, wie Goldblüte es getan hatte. »Wenn ich auch dieses verliere, kann ich nicht mehr zurückkehren.«
Er musste schlucken. Der Gedanke, dass der Clan seine große Anführerin verlieren würde, schmerzte ihn, aber der Gedanke, seine Mentorin und Freundin zu verlieren, schmerzte noch viel mehr.
»Wie fühlst du dich? Soll ich Gelbzahn holen?«, fragte er.
Langsam schüttelte sie den Kopf. »Das Fieber hat aufgehört. Es geht mir ganz gut. Ich muss mich nur ausruhen.«
Erfreut miaute Feuerherz. Licht begann durch die Flechten zu sickern und seine Gedanken verschwammen nach der durchwachten Nacht.
»Du musst müde sein«, sagte Blaustern. »Geh und schlafe ein wenig.«
Feuerherz
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