Warrior Cats - Die Macht der drei - Der Fluss der Finsternis - III Band 2
zwängte sich unter dem Brombeergestrüpp hindurch und lief durch das Halblicht der frühen Morgendämmerung nach Hause. Die Bäume und Büsche warfen gespenstische Schatten auf den bleichen Waldboden. Ein leiser Wind raschelte in den Blättern.
»Verräter!«
Löwenpfote blieb stehen und schoss mit gesträubtem Fell herum.
Ein vertrauter Umriss schimmerte vor den Farnen.
»Tigerstern?«
»Was hast du dir nur dabei gedacht?« Es war Habichtfrost.
Löwenpfote blickte sich um, aber Habichtfrost war allein. Er kam mit lodernden Augen auf Löwenpfote zu.
»Warum, was meinst du?«, wehrte sich Löwenpfote. Habichtfrost wusste schon lange von seinen nächtlichen Besuchen in der Höhle. Weshalb griff er ihn nun deswegen an?
Habichtfrost verzog die Lippen. »Du hast dem Feind unsere Kampftechniken beigebracht!«
»Heidepfote ist keine Feindin!«, erwiderte Löwenpfote scharf. »Sie ist meine Freundin!«
»Sie gehört zu einem anderen Clan!«, zischte Habichtfrost. »Das macht sie zu einer Feindin! Was ist, wenn sie die Techniken, die du ihr gerade beigebracht hast, eines Tages gegen dich einsetzt?«
»Das würde Heidepfote niemals tun!«
»Ach nein?«
Löwenpfote stand da und versuchte sich vorstellen, Heidepfote im Kampf gegenüberzustehen. Sie würde ihr Wissen ihm gegenüber niemals ausnützen. »Ich dachte, Tigerstern und dir sei es egal, dass ich Heidepfote treffe.«
»Uns hat dein Eigensinn gefallen«, knurrte Habichtfrost. »Wir nahmen an, es wäre nur eine harmlose Kinderstubenfreundschaft.«
»Sie ist harmlos!« Löwenpfote sträubte sein Fell. »Aber es ist mehr als eine Kinderstubenfreundschaft! Deswegen weiß ich auch, dass sie diese Tricks niemals gegen mich einsetzen wird!«
»Dann bist du ein Mäusehirn!«, höhnte Habichtfrost. »Ich dachte, du willst ein großer Krieger werden!«
Löwenpfote hob das Kinn. »Natürlich will ich das!«
»Warum begreifst du dann nicht, was diese unterirdischen Gänge bedeuten?«
Löwenpfote blinzelte. Die Gänge bedeuteten, dass er sich mit Heidepfote treffen konnte, ohne seinen Clan zu verärgern.
Habichtfrost schnaubte. »Du kapierst auch gar nichts!«
»Tue ich wohl!«
»Warum siehst du dann nicht, dass diese Gänge zu einem Überraschungsangriff gegen den WindClan benutzt werden könnten?«
»Warum sollten wir den WindClan angreifen?«
»Aus dem gleichen Grund, warum der WindClan eines Tages vielleicht uns durch diese Gänge angreifen wird!«
Löwenpfote starrte Habichtfrost an. Seine müden Ohren begriffen nicht, was der Krieger damit meinte.
Habichtfrost verdrehte die Augen. »Stell dir vor, ihr braucht eines Tages mehr Territorium oder mehr Beute?«, sagte er langsam, als würde er einem Schüler eine simple Kampftechnik erklären. »Wartest du dann an der Grenze auf eine WindClan-Patrouille und bettelst darum?«
»Aber wir haben genug Territorium und genügend Beute«, widersprach Löwenpfote.
»Die Dinge ändern sich!«, blaffte Habichtfrost. »Clans ändern sich. Sieh dir nur an, wie sich der WindClan verändert hat, seit sie Kurzstern als Anführer haben. Der DonnerClan hat höllische Angst vor ihnen!«
»Haben wir nicht!«
»Wirklich?« Habichtfrost spitzte die Ohren. »Und warum traut sich Feuerstern dann nicht, sie zu fragen, was mit Distelpfote passiert ist?«
Löwenpfotes Augen wurden groß. »Was weißt du darüber?«
»Ich weiß genug, um nicht tatenlos im Lager zu sitzen und erfolglose Suchtrupps zur Grenze zu schicken, aber ja keinen Schritt weiter!«
»Dann sag es mir!«
Doch Habichtfrost hatte sich bereits abgewandt.
Löwenpfote lief hinter ihm her. »Wo ist sie?«
»Das soll der große Feuerstern herausfinden!« Habichtfrost schaute zurück. »In der Zwischenzeit solltest du lieber darüber nachdenken, ob du ein Krieger sein oder dein Leben als einsamer Einzelgänger verbringen willst. Wenn deine Clan-Gefährten herausfinden, dass du die Höhlengänge vor ihnen geheim gehalten hast, werfen sie dich aus dem Clan!«
»Nein!« Löwenpfote wurde übel. Das ist nicht wahr! Er starrte Habichtfrost hinterher. »Komm zurück!«
Die Gestalt des getigerten Kriegers zitterte und verschwand. Löwenpfote war wieder allein.
Sein Herz lag schwer wie ein Stein in seiner Brust. Er hatte Heidepfote ein paar Kampftechniken beigebracht. Gegen ihn würde sie diese Tricks vielleicht nicht einsetzen, aber was war mit seinen Clan-Gefährten? Erschöpft tappte er durch die Bäume zum Lager. Dank Tigersterns Training hatte er geglaubt, sein
Weitere Kostenlose Bücher