Warrior Cats II.4 - Sternenglanz
hatte, weil er die Duftmarken des feindlichen Clans nicht bemerkt hatte. Brombeerkralle erwiderte Eschenkralles wütenden Blick, der sich daraufhin mit einer bissigen Bemerkung an einen seiner Clangefährten abwandte.
Er machte sich auf den Weg zum Baumstumpf, um sich einen Platz zu sichern, von wo aus er die Anführer gut verstehen konnte. Er war erst wenige Pfotenschritte gegangen, als Habichtfrost auftauchte. Der breitschultrige, getigerte Krieger sah Brombeerkralle an und erwartete offensichtlich, dass sein Halbbruder zuerst das Wort ergriff.
»Äh, hallo«, miaute Brombeerkralle. Habichtfrosts Pelz schimmerte im Mondlicht und erinnerte Brombeerkralle unwillkürlich an seinen Traum. »Habt ihr euch schon eingelebt?«
Habichtfrost neigte den Kopf. »Bestens, danke.« Seine Stimme klang so distanziert, dass Brombeerkralles Pelz zu kribbeln begann. Fand Habichtfrost, dass er seine Loyalität zum DonnerClan verletzte, wenn er mit ihm redete?
»Entschuldige«, flüsterte er. »Ich dachte bloß …«
Mit einem wissenden Blick in den eisblauen Augen legte Habichtfrost den Kopf auf eine Seite. »Manchmal ist es nicht leicht, loyal zu sein. Wir alle haben inzwischen Freunde in fremden Clans und müssen trotzdem so tun, als ob es nichts Wichtigeres gäbe als die Tatsache, dass wir eigentlich Rivalen sind.«
Ein Teil von Brombeerkralles Seele wollte aufjaulen: Ja! Genau so fühle ich mich. Aber von allen Seiten spürte er neugierige Blicke, die auf seinem Pelz brannten, also miaute er hastig: »Was wir zusammen durchgemacht haben, lässt sich nicht so leicht vergessen.«
Habichtfrost zuckte mit der Schwanzspitze. »Genau das Gleiche habe ich gerade zu Moorkralle gesagt. Er hat mir von Problemen im WindClan erzählt.«
Brombeerkralle erstarrte. »Von welchen Problemen?«
»Hast du das nicht mitbekommen?« Überrascht blitzten Habichtfrosts Augen auf. »Zunächst einmal wegen Kurzbart, der keine Grenzen festlegen will. Moorkralle sagt, dass er ein ganzes Stück ihres Territoriums für ein paar Heilkräuter an den DonnerClan abgetreten hat.«
Brombeerkralle kniff die Augen zusammen. Anscheinend wollte Moorkralle mit allen Mitteln den Eindruck vermitteln, Kurzbart würde sich nicht zum Anführer eignen.
»Vielleicht hat Riesenstern einen Fehler gemacht, als er Kurzbart zu seinem Nachfolger bestimmt hat«, fuhr Habichtfrost fort. »Für den WindClan wäre es bedauerlich, wenn sie einen schwachen Anführer bekämen. Keine guten Voraussetzungen, um ein neues Leben zu beginnen.«
»Ich bin mir sicher, dass sich Kurzbart als Anführer großartig macht«, widersprach Brombeerkralle und schob die Erinnerung an Riesensterns Versäumnis bei der Zeremonie kurz vor seinem letzten Atemzug beiseite. »Es gibt keinen Grund, warum der WindClan in seinem neuen Zuhause schwächer sein sollte als alle anderen Clans.«
»Ein starker Clan braucht einen starken Anführer«, miaute Habichtfrost. »Kurzbart hat seinen Namen und seine neun Leben noch nicht bekommen. Könnte das ein Zeichen vom SternenClan sein, dass er nicht einverstanden ist?«
Seine Stimme klang ungerührt, eher neugierig als feindselig, trotzdem brachte es Brombeerkralle nicht fertig, ihm zu widersprechen. Und wenn sich der SternenClan nun weigern würde, Kurzbart als Anführer des WindClans anzuerkennen? Schließlich hatten sie tatsächlich noch kein einziges Zeichen erhalten, das ihnen verriet, wo er seine neun Leben in Empfang nehmen sollte.
»Moorkralle denkt genauso«, fuhr Habichtfrost fort. »Er weiß, dass seine Clangefährten jetzt dringender als je zuvor einen starken Anführer brauchen. Jede Katze weiß, wie schwer es ist, neue Grenzen festzusetzen, wo wir alle so dicht beieinandergelebt haben, aber wie sollen die Clans für sich sorgen, wenn wir keine Grenzen haben? Was wir jetzt beschließen, hat für jede Katze über viele Blattwechsel eine große Bedeutung. Der WindClan könnte am Ende verhungern, weil Kurzbart zu wenig Territorium für ihn beansprucht hat.«
Diese neue Sicht von Moorkralle stimmte Brombeerkralle nachdenklich. Er war allmählich zu der Überzeugung gelangt, dass sich der ehemalige Zweite Anführer nur von seinem Ehrgeiz leiten ließ. Aber Moorkralle hatte auf der Reise nicht weniger Mut und Entschlossenheit gezeigt als jede andere Katze. Könnte er tatsächlich einen erfolgreicheren Anführer abgeben als Kurzbart?
»Moorkralle war ein sehr guter Zweiter Anführer«, hob Brombeerkralle zögernd an.
Habichtfrost kniff die Augen
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