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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schwer, und er stand keuchend da und fühlte sich verwirrt und krank.
    »Ich werde den Burschen von der Luftversorgungsanlage in den Hintern treten«, drohte Virgil, während er, gestützt von Jonas und Harv, die Rampe hinunterging und den Bürgersteig betrat. Allerdings schien es ihn nicht allzusehr zu stören; flink eilte er auf den Eingang des Mietshauses zu.
    Robameisen in der Gestalt von kleinen Jungen sprangen auf die Beine, und einer brüllte mit lebensechter Stimme: »He, Virgil? Wo hast du gesteckt?«
    »Ich mußte was für meine Mutter erledigen«, krächzte Virgil glückstrahlend. »Wie geht’s dir, Earl? Hör mal, ich hab von meinem Vater ein paar tolle chinesische Briefmarken bekommen; er hat sie aus seinem Büro mitgebracht. Einige davon sind doppelt; du kannst sie haben, wenn du mir was anderes dafür gibst.« Er wühlte in seinen Taschen, während er sich am Zaun festhielt.
    »He«, schrie ein zweites Robameisen-Kind, »weißt du, was ich habe? Trockeneis; ich hab Bob Rougy dafür meine Schleuder geliehen. Du kannst was abhaben, wenn du willst.«
    »Ich gebe dir dafür eines von meinen Heftchen«, bot Virgil an, während er seinen Schlüssel hervorkramte und die Haustür aufschloß. »Wie wär’s mit Buck Rogers und der Komet des Verderbens? Das ist wirklich klasse.«
    Als die anderen das Schiff verließen, wandte sich Phyllis an Eric. »Bieten Sie den Kindern doch einen 1952er Pin-up-Kalender von Marilyn Monroe in tadellosem Zustand an; vielleicht geben sie Ihnen dafür eine Brausetüte.«
    Die Haustür öffnete sich, und verspätet erschien ein Wächter der TF&D Corporation. »Oh, Mr. Ackerman, ich habe gar nicht bemerkt, daß Sie angekommen sind.« Der Wächter führte sie in den dunklen, mit Teppichen ausgelegten Korridor.
    »Ist er schon hier?« fragte Virgil mit plötzlicher Spannung.
    »Ja, Sir. Er schläft oben im Apartment und hat darum gebeten, nicht vor sieben Uhr geweckt zu werden.« Der Wächter schien ebenfalls nervös zu sein.
    »Wie viele sind es insgesamt?« Virgil war stehengeblieben.
    »Nur er, sein Adjutant und zwei Beamte vom Geheimdienst.«
    »Wer hat Lust auf einen Begrüßungsschluck?« fragte Virgil über die Schulter, während er voranging.
    »Ich, ich«, rief Phyllis und ahmte Virgils begeisterten Tonfall nach. »Für mich bitte ein Glas Himbeersaft; wie ist es mit Ihnen, Eric? Was halten Sie von einem Gin-Bourbon oder einem Scotch mit Wodka und Kirschsaft? Oder gab es diese Mischung 1935 noch nicht?«
    »Ich würde mich gern irgendwo hinlegen und ein wenig ausruhen«, flüsterte Harv Eric zu. »Diese marsianische Luft macht mich völlig schlapp.« Sein Gesicht hatte eine kränkelnde Färbung angenommen. »Warum hat er keine Kuppel bauen lassen? Man kann hier ja nicht einmal richtig atmen.«
    »Vielleicht«, vermutete Eric, »verfolgt er damit einen bestimmten Zweck. Er wird dadurch gezwungen, nach kurzer Zeit wieder von hier zu verschwinden; sonst würde er womöglich für immer hierbleiben.«
    Jonas gesellte sich zu ihnen. »Ich für meinen Teil freue mich immer, hierherzukommen, Harv Es ist ein amüsantes Museum.« Er sah Eric an. »Alles, was recht ist, aber Ihre Frau versteht es wirklich, die richtigen Artefakte aus dieser Periode zu sammeln. Hören sie doch – was sagte man noch dazu? – dieses Radio.« Pflichtgemäß lauschte er. Es spielte »Betty und Bob«, ein altes Rührstück, das noch aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammte. Und selbst Eric war beeindruckt; die Stimmen klangen lebendig und völlig real. Sie schienen in diese Zeit zu passen und wirkten keinesfalls wie ein Echo aus der Vergangenheit. Wie Kathy das erreicht hatte, konnte er sich nicht einmal vorstellen.
    Steve, der hochgewachsene, stattliche, männliche schwarze Hausmeister – oder besser sein elektronisches Simulacrum –, tauchte in diesem Moment auf; er zog an seiner Pfeife und nickte ihnen freundlich zu. »Morgen, Doktor. In den letzten Tagen ist es kälter geworden. Nicht mehr lange, dann können die Kinder Schlitten fahren. Georgie, mein eigener Sohn, spart schon seit längerem für einen Schlitten.«
    »Ich werde einen Dollar beisteuern«, verkündete Ralf Ackerman und griff nach seiner Brieftasche. »Oder«, flüsterte er Eric zu, »ob der alte Virgil diesem farbigen Kind keinen Schlitten gönnt?«
    »Das ist nicht nötig, Mr. Ackerman«, versicherte Steve. »Georgie verdient sich das Geld für den Schlitten; er will keine Trinkgelder, sondern jeden Cent selbst

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