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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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lang mächtig Fracksausen, und recht ist ihr geschehen. Aber die Polizeibeamtin hat ihr einen Schluck Brandy gegeben, und sie hat sich wieder erholt. Was, in aller Welt, hat Laxton erwartet? Eine Frau ihres Alters, die allein dort draußen lebt – und das unglaublich altmodisch und der Tradition verhaftet. Ein Rudel Fremder, das uneingeladen und unerwartet am frühen Morgen gewissermaßen über sie hereinbricht, bevor sie Zeit hat, einen Bissen zu essen. Ein ganzes Aufgebot, das in ihren Hof einfährt und Staub aufwirbelt wie – wie in einem Westernfilm. Dann kehren sie das Oberste zuunterst und lassen ein verdammt schreckliches Durcheinander zurück, das ich und noch ein paar andere aufräumen müssen. Soweit es Ihren Freund Laxton betrifft, war er wohl der Meinung, Dolly solle selbst alles wieder in Ordnung bringen. Hätte er nicht wenigstens so viel Anstand besitzen sollen, ihr vorher mitzuteilen, was er plante?«
    »Seien Sie doch nicht blöd. Was hätte es für einen Sinn, anzukündigen, daß man kommt, wenn man nach etwas – etwas Illegalem sucht?« Das war richtig. Meredith schwieg eine Weile und beruhigte sich ein wenig.
    »Es war trotzdem eine Gemeinheit«, sagte sie endlich.
    »Ob korrekt oder nicht.« Alan beugte sich vor und sah sie grimmig an.
    »Wir tun vieles, was Sie eine Gemeinheit nennen. Laxton tut es, ich tue es, alle Polizisten tun es. Es ist ein mieser Job. Sie hatten nichts dagegen, Detektiv zu spielen und die Grauen Leute als Vorwand zu nehmen, um auf Greyladies und der Baustelle herumzuschnüffeln. Aber echte Detektivarbeit ist schmutziger, und wir schleichen nicht auf Katzenpfoten um den heißen Brei herum. Wir steigen in den Dreck hinunter, rühren fleißig darin, und ja, oft kommen wir dreckig raus. Wir nehmen Eltern ins Verhör, deren Kinder verschwunden sind und die halb wahnsinnig sind vor Kummer. Wir stören die Trauer derjenigen, die einen Menschen durch den Tod verloren haben. Wir sitzen an den Krankenhausbetten von Leuten, die fürchterlich zusammengeschlagen wurden, und plagen sie, weil wir Einzelheiten über den Angreifer wissen wollen. Sie wollen nur eins, die Erinnerung verdrängen, und Leute wie ich lassen das nicht zu. Es gefällt uns nicht, keinem von uns, weder mir noch Pearce, noch Laxton, aber wir müssen es tun.« Er lehnte sich zurück und fügte sanfter hinzu:
    »Es ist heute besser als vor Jahren. Jetzt haben wir Krisenzentren für vergewaltigte Frauen und speziell ausgebildete Polizeibeamtinnen, die sich um die Opfer kümmern, außerdem noch viele andere Leute mit Sonderausbildungen. Aber wenn es darauf ankommt, muß man an einem bestimmten Punkt seine Gefühle verdrängen und die Fragen stellen, die niemand hören oder beantworten will. Selbst der Skandal … Haben Sie eine Ahnung, wie viele Menschen eine Leiche im Keller haben? Wir zerren den ganzen Tag alte, verstaubte Gebeine ans Licht, all die traurigen kleinen Geheimnisse, die sie jahrelang bewahrt hatten. Natürlich versichern wir ihnen, wir würden die Information nicht weitergeben, die am Ende gar nicht relevant ist, aber allein die Tatsache, daß wir wissen, daß irgend jemand etwas weiß, reicht manchmal aus, um einen Menschen zu zerbrechen.«
    »Das ist mir klar«, unterbrach Meredith ihn scharf, über seinen selbstgerechten Vortrag verärgert.
    »Aber wenn Sie Dolly schon nicht warnen konnten, hätten Sie wenigstens dafür sorgen können, daß sie nicht zu Hause war.«
    »Laxton wollte sie dort haben. Er hat gesagt, er habe seine Gründe dafür. Vielleicht hätte ich die Sache anders gehandhabt, wenn es mein Job gewesen wäre, doch das war es nicht. Vielleicht aber hätte ich es genauso gemacht wie Laxton.«
    »Es ist der Skandal«, sagte Meredith und sah ihn böse an.
    »Ich glaube, am meisten hat Dolly sich aufgeregt, weil es für sie eine große Schande ist, daß die Polizei Witchett durchsucht hat. Sie hat sogar zu mir gesagt, es sei ein Segen, daß ihr verstorbener Ehemann das nicht mehr erleben mußte. Wie schrecklich, wenn eine alte Frau dazu getrieben wird, so etwas zu sagen.«
    »Das tut mir natürlich leid«, sagte er steif. Nach einer Weile fügte er weicher und offenbar in Erinnerungen versunken hinzu:
    »Ich weiß, was Angst vor Schande anrichten kann. Als junger Kerl – ich war eben in den Polizeidienst eingetreten – war ich mal bei der Durchsuchung eines Hauses dabei, in dem man die mumifizierte Leiche eines Babys gefunden hatte. Es stellte sich heraus, daß es schon vor über

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