Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
leid. Es ist nicht so, daß ich heut morgen anders dazu stehe, aber ich weiß natürlich, daß das Ganze nicht Ihre Schuld war, und ich bedaure unseren Streit.«
»Ich auch.« Das klang erleichtert.
»Ich bin froh, daß Sie angerufen haben. Ich habe die ganze Zeit schon überlegt, ob ich Sie anrufen sollte, aber ich dachte, es wäre Ihnen vielleicht nicht recht. Ich habe jetzt zu tun, doch heut abend hole ich Sie ab, und wir gehen zu Susie. Haben Sie heute eventuell Zeit, nach Witchett hinauszufahren und zu sehen, wie es Dolly geht? Wir hier haben im Moment viel zuviel zu tun, deshalb kommt die menschliche Seite zu kurz. Aber die beiden Morde und die Fahndung nach dem Drogendealer, der Lindsay Hurst auf dem Gewissen hat, halten uns derart in Atem, daß ich keinen Mann entbehren und auch nicht selbst fahren kann.«
»Natürlich fahre ich hinaus. Ich hatte es ohnehin vor.« Meredith legte auf. Alles in allem doch kein so schlimmer Tag. Sie ging nach nebenan und teilte Susie mit, daß Markby am Abend frei sei und sie beide gern zum Essen kommen würden. Um welche Zeit? Susie sagte halb sieben, was Meredith ein bißchen erschreckte, da das für Alan möglicherweise doch zu knapp wäre. Also schlug Susie sieben Uhr vor und fragte, ob sie etwas gegen Hackbraten einzuwenden hätten. Das sei nämlich das einzige, das ihr fast immer gelänge. Meredith versicherte ihr, übrigens ganz ehrlich, daß sie Hackbraten liebte. Als alles zu jedermanns Zufriedenheit, besprochen war, war es fast zwölf, und Meredith briet sich in Pauls ultramoderner Küche ein Omelett. Kurz vor zwei holte sie den Wagen heraus und fuhr nach Witchett. Ihr ging es zwar besser, doch das Wetter wurde immer schlechter. Schwere Regenwolken hingen am Himmel, der Wind drückte die Baumkronen nach unten, und Windböen warfen sich so heftig gegen Meredith’ Wagen, daß die Fahrt auf dieser offenen Straße gefährlich wurde. Sie war glücklich, als sie in den sicheren Hafen von Witchett einfuhr. Der Hof war leer, abgesehen von einem alten, silbern lackierten Mini, den sie nicht kannte. Im Wohnzimmer saßen Dolly Carmody und Michael Denton, dem der Mini vermutlich gehörte, in ein ernstes Gespräch vertieft vor einem Feuer, das im Kamin bullerte. Weil der Wind an den Flammen zerrte und weil er auch an den Fenstern rüttelte, kuschelten sich die Katzen und der Spaniel vor dem Kamin aneinander.
»Ich hoffe, ich störe nicht«, entschuldigte sich Meredith.
»Ich bin nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie es Ihnen heute geht, Dolly.« Sie fröstelte.
»Draußen ist es wirklich scheußlich, und es ist seit heute morgen viel schlimmer geworden. Es wird bald regnen.«
»Oh, es geht mir viel besser, meine Liebe«, antwortete Mrs. Carmody.
»Und Sie hätten sich nicht die Mühe zu machen brauchen, bei diesem Wetter herauszukommen. Ich bin sicher, Sie hätten nichts gegen eine Tasse Tee.«
»Danke, das wäre wunderbar«, sagte Meredith.
»Alan hat mich gebeten, vorbeizuschauen, aber ich wäre ohnehin hergekommen. Alan bedauert sehr, was passiert ist … Er hatte mit der Sache nichts zu tun«, schloß sie verlegen.
»Keine Sorge, meine Liebe. Und sagen Sie Alan, auch er soll sich nicht den Kopf zerbrechen. Ich bin wirklich drüber weg, was ich Michael zu verdanken habe.« Michael scharrte mit den Füßen, wurde rot und ebenfalls verlegen.
»Wir haben über seine Ideen für Witchett gesprochen«, sagte Mrs. Carmody.
»Das Gartencenter. Ich muß sagen, ich finde sie erstklassig.«
»Wir würden viel Zeit brauchen und hart arbeiten müssen, um es zu verwirklichen«, sagte Michael schnell, mit einem gehetzten Blick auf Meredith.
»Wir brauchen nichts zu überstürzen, die Farm kann schließlich nicht über Nacht verschwinden«, sagte Mrs. Carmody.
»Mich erwischen Sie nicht dabei, daß ich an diese Bauleute verkaufe, nur keine Angst. Auf Witchett Häuser bauen. Nur über meine Leiche. Das habe ich den zwei Kerlen auch gesagt, die hier waren.«
»Zwei Männer waren bei Ihnen?« fragte Meredith.
»Ja, von der Baugesellschaft, die auf Lonely Farm baut – das heißt, einer davon war von dieser Gesellschaft, der andere war ein Einheimischer, Dudley Newman. Ich habe vor vielen Jahren seine Mutter gekannt. Daran habe ich ihn erinnert und ihm gesagt, ich sei überrascht, daß er auch nur daran gedacht hat, zu mir zu kommen und mir vorzuschlagen, auf Witchett Häuser zu bauen. Sie sind dann nach Greyladies weitergezogen, und ich weiß, daß George Winthrop sie genauso hat
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