Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
Sorgen. Ich werde in diesen zehn Tagen schon Zeit finden, um herüberzukommen und nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Aber bedenke, daß wir bis über beide Ohren in Arbeit stecken – zwei Leichen innerhalb einer Woche, und der Mann wurde zweifelsfrei ermordet.« Laura seufzte.
»Ich habe gehofft, daß du mehr als nur einmal herüberkommst. Doch ich verstehe, wenn du zu tun hast, hast du zu tun. Es ist nur so, daß in dieser Straße so oft in leere Häuser eingebrochen wurde – nun, das weißt du wohl selbst am besten. Susie Heyman von nebenan würde das Haus im Auge behalten, aber sie ist nur zu Besuch hier und wüßte in einem Notfall bestimmt nicht, was sie tun sollte. Außerdem hat sie eine Teilzeitarbeit auf der amerikanischen Militärbasis. Ich würde sie nur ungern fragen. Eigentlich habe ich ja gehofft, daß du für die zehn Tage zu uns ziehst, hier schläfst.«
»Ehrlich, Laura, das geht nicht. Ich müßte rumlaufen und allen eine neue Telefonnummer geben, und die Hälfte würde sie verlieren oder vergessen, und ich kann im Moment keine zusätzliche Verantwortung brauchen. Ich muß zu Hause sein. Dann ist da noch das neue Gewächshaus in meinem Hintergarten. Der Bau und die Pflanzen haben mich ein Vermögen gekostet, und ich kann nicht einfach abschwirren und alles stehen- und liegenlassen. Die Temperatur muß ständig überwacht werden. Ich habe einen kleinen Ölofen hineingestellt …« Er unterbrach sich, denn weder Laura noch Paul waren Gärtner, und er konnte nicht erwarten, daß sie ihn verstanden. Laura hatte einen geistesabwesenden Blick bekommen.
»Was wir brauchen ist ein Haus-Sitter ähnlich einem Babysitter. Jemanden, der gern zehn Tage Urlaub machen, hier einziehen und es sich gemütlich machen würde. Sie könnte sich hier wie zu Hause fühlen.«
»Sie?« fragte Paul.
»Nun, ich habe selbstverständlich an Meredith gedacht«, sagte Laura schlicht.
»Sie ist in London, Weib!« heulte Markby auf.
»Sie hat diesen verantwortungsvollen Job im Foreign Office, von dem du mir vorhin erzählt hast.«
»Sie ist seit fast drei Monaten in London. Ich wette, sie wäre begeistert, wenn sie Gelegenheit hätte, ein paar Tage auf dem Land zu verbringen. Vielleicht hat sie für Ostern keine Pläne und könnte den Aufenthalt hier mit ihrem Osterurlaub verbinden. Ich könnte sie anrufen und fragen.«
»Untersteh dich!« sagte ihr Bruder grimmig.
»Dann rufst du sie an und fragst sie.«
»Auf keinen Fall. Nicht einmal im Traum würde ich so was tun! Ehrlich Laura, manchmal benimmst du dich verdammt unmöglich. Meredith bitten, herzukommen, um für dich das Haus zu hüten? Ich frage dich – warum sollte sie das überhaupt wollen?«
»Oh, das weiß ich nicht«, sagte Laura mit einem engelhaften Lächeln.
»Einfach, um zu helfen, weißt du, und um ein paar Tage Urlaub zu machen. Ein bißchen Tapetenwechsel. Oder was Ähnliches.« KAPITEL 4 Als Markby an diesem Morgen aufstand, hatte er gewiß nicht beabsichtigt, Meredith anzurufen. Nicht, daß er den Vorschlag seiner Schwester vergessen hätte, aber, sagte er sich, während er duschte, es kommt nicht in Frage.
»Sie wird ablehnen«, sagte er laut, als er sich rasierte. Oder, schlimmer noch, sie sagte vielleicht sogar zu, um Laura einen Gefallen zu tun, mit der sich Meredith großartig verstand, und nicht, um ihn wiederzusehen. Danach wurde seine Argumentation so verdreht, daß er aufgab. Denn außerdem hatte er es, abgesehen von den Ermittlungen über Lindsays Tod, die noch nicht abgeschlossen waren, mit einem Mord zu tun, der ihm schwer auf der Seele lag. Anders als in Lindsays Fall, bei dem die Leiche rasch identifiziert werden konnte, waren sie der Identität des toten Mannes keinen Schritt nähergekommen. Niemand war erschienen, um ihn zu identifizieren. Seine Personenbeschreibung stimmte mit keiner der als vermißt gemeldeten Personen überein. Die Erde in den Nasengängen und der Lunge stammte aus dem Grab, genau wie es der Pathologe vorhergesagt hatte. Nichts wies darauf hin, wo der Mann angegriffen und niedergeknüppelt worden war. Die Fußabdrücke im Schlamm waren peinlich genau abgenommen, protokolliert und zu den Akten gelegt worden. Sie schienen alle von Gummistiefeln oder festen ledernen Arbeitsschuhen zu stammen. Einige hatte man schon aufgespürt und ausgeschlossen. Übrig blieb eine Sammlung anderer, die vermutlich nie gefunden werden würden. Wie Steve Wetherall gesagt hatte, wurde eine Baustelle von allen möglichen Leuten
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