Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
seltsamen religiösen Sekte, die sich im achtzehnten Jahrhundert in dieser Gegend niedergelassen hatte. Ihr Gebetshaus war auf dem Land von Greyladies und hat der Farm ihren Namen gegeben.«
»Das habe ich nicht gewußt. Ich dachte, es hätte etwas mit Schafen zu tun. Fahren Sie fort.«
»In den fünfziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts haben der Pfarrer von Bamford und ein hiesiger Friedensrichter die Einheimischen gegen die Sekte aufgehetzt, und um achtzehnhundertvierzig herum ist ihr Gebetshaus abgebrannt. Aber es existieren noch Ruinen. Finden Sie nicht, daß es interessant wäre, eine Abhandlung darüber zu schreiben? Dazu müßte man recherchieren und auf den umliegenden Farmen viele Fragen stellen. Ich könnte zum Beispiel versuchen, ihren verschollenen Friedhof aufzustöbern, der anscheinend mitten im Gebiet des neuen Siedlungsprojekts lag.«
»Da, wo die Leiche gefunden wurde?«
»Volltreffer. Noch vor ungefähr hundert Jahren haben pflügende Farmer alte Gebeine ausgebuddelt. Vielleicht haben die modernen Bauunternehmer auch etwas gefunden, etwas, das sie nicht für erwähnenswert hielten, auch nicht der Polizei gegenüber. Dinge, die sie als wert- und bedeutungslosen Trödel abtaten. Wenn man darauf aus ist, eine Baugrube auszubaggern, und irgendeinen Plunder rausholt, der nichts wert zu sein scheint, wirft man ihn weg und baggert weiter. Auf diese Weise«, sagte Meredith die Schlange,
»könnten der Polizei wertvolle Beweise verlorengegangen sein.«
»Das ist mir klar«, sagte Markby bedächtig und zeigte mit dem Dreizack auf sie.
»Und Sie wissen bestimmt, daß die Worte ›historische Grabungsstätte‹ bei den Bauunternehmern Herzinfarkte verursachen?«
»Ja, das weiß ich. Aber ich bin ja keine Amtsperson. Ich bin Amateurin. Vielleicht erzählen sie mir Dinge, die sie Ihnen oder dem Heimatmuseum nicht anvertrauen würden. Guter Gott, ich versuche einen zweihundert Jahre alten Friedhof zu finden, der von religiösen Eiferern benutzt wurde, kein zweites Sutton Hoo* …«
»Das wissen sie nicht. Warum sollten sie Ihnen glauben? Für sie wäre das kein Grund, den ganzen Tag damit zu verbringen, in der Erde zu wühlen und einen Haufen blödsinniger Fragen zu stellen.«
»Was hätte ich zu verlieren?« Er rutschte nervös herum, und die Katze, die seine Knie beäugt hatte, um eventuell hinaufzuspringen, wandte sich verächtlich ab und stolzierte in die Küche. Die Spanielhündin lag lang ausgestreckt und leise schnarchend ganz nah am Feuer, und es war ein Wunder, daß sie sich das Fell nicht ansengte.
»Ich bin dagegen«, sagte Markby plötzlich energisch und schwang den Dreizack, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
»Abgesehen von anderen Bedenken, dieses Gebiet ist der Mittelpunkt einer polizeilichen Untersuchung …«
»Deshalb bespreche ich es ja zuerst mit Ihnen.«
»Und darüber hinaus riskieren Sie es, sich von den Maurern anflegeln lassen zu müssen. Jerry Hersey, der Polier, kennt keinen Respekt, weder vor Frau noch Mann, und hilfsbereit ist er auch nicht, wie wir festgestellt haben. Er wird Sie einfach von der Baustelle jagen.«
»Ich habe schon früher mit rüden Kerlen zu tun gehabt, und meine Ohren sind gegen Flegeleien gewissermaßen imprägniert.« Er schüttelte noch immer heftig den Kopf.
»Sie werden behaupten, sie bekommen Probleme mit ihrer Versicherung, und Ihnen den Zutritt zur Baustelle verbieten. Hersey hat einen unangenehmen Charakter. Wenn Sie darauf bestehen, wird er vielleicht nicht davor zurückschrecken, Ihnen Angst einzujagen. Sie kennen das doch – den Ziegel, der ganz dicht an Ihrem Kopf vorbeisaust, oder den Schubkarren, der Ihnen um ein Haar den Fuß zerquetscht …«
»Das ist auch nicht schlimmer, als in der Stoßzeit U-Bahn zu fahren«, unterbrach sie ihn mit der Bitterkeit einer noch frischen Erinnerung. Markby ließ sich nicht ablenken.
»Mehr noch, wenn Sie es schaffen würden, all das zu überwinden – und wie ich Sie kenne, möchte ich fast behaupten, Sie schaffen es irgendwie –, und anfingen, die Arbeiter auszufragen, würde Hersey Unrat wittern.«
»Zum Kuckuck mit Hersey! Lassen Sie mich doch erst mal sehen, ob ich mit ihm fertig werde, ja?« wandte sie ein, verärgert, weil er voraussetzte, daß sie bei der Konfrontation die Unterlegene sein würde.
»Ich möchte nicht, daß die polizeilichen Ermittlungen vermasselt werden.«
»Ich werde sie nicht vermasseln. Trauen Sie mir doch ein wenig Takt und Diplomatie zu. Schließlich
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