Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
Spalierobstbäumen.«
»Aha!« sagte Meredith.
»Dann hat es also nicht nur an Rachel gelegen, daß Sie sich für dieses Haus entschieden.«
»Ich gebe zu, mir hat der Garten gefallen, nur hatte ich nie Zeit, mich darum zu kümmern, weil ich meine ganze Zeit damit verbrachte, mit Eimern in der Hand und Fledermäusen im Haar auf dem Dachboden herumzukriechen. Nachdem wir uns getrennt hatten, bin ich hierher zurückgekommen. Laura und Paul hatten gerade geheiratet, sich hier niedergelassen, und mir wurde ein Job bei der Polizei von Bamford angeboten. Da hab ich mir gedacht, warum nicht dahin zurückgehen, wo du aufgewachsen bist? Aber sehen Sie sich doch an, was man damit angestellt hat«, fügte er bitter hinzu und schwenkte mit einer großen Geste den Arm im Kreis.
»Übrigens werden Sie wahrscheinlich Steve Wetherall, dem Architekten, begegnen. Er ist im Moment ein ziemlich unglücklicher Mann. Er war hier, als die Leiche ausgegraben wurde, und jetzt verzögern sich die Bauarbeiten. Armer alter Steve.« Markby kickte ein Stück Ziegel vor sich her und zog die Schultern hoch.
»Genug von mir und der Vergangenheit. Was ist mit Ihnen und der Zukunft? Keine Hoffnung auf einen Auslandsposten, wie ich vermute?«
»Keine Chance, nicht in vorhersehbarer Zukunft.« Sie zögerte und setzte mit wenig überzeugender Nonchalance hinzu:
»Ich warte ungefähr anderthalb Jahre, und wenn sich dann noch nichts ergeben hat, werde ich mich vielleicht nach etwas anderem umsehen.« Er sah sie ungläubig an.
»Das Foreign Office aufgeben? Ich hätte nie geglaubt, einmal diese Worte von Ihnen zu hören, Miss Mitchell.«
»Das gleiche habe ich auch gedacht«, gab sie reumütig zu.
»Aber Sie wissen ja, wie das ist. Alle guten Zeiten haben einmal ein Ende, und ich habe sie genossen. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, mich nach etwas anderem außerhalb des Foreign Office umzusehen. Fragen Sie mich nicht, wo und wonach. Ich weiß es nicht.« Er schwieg so lange, daß sie meinte:
»Sagen Sie mir, was Sie denken. Sie wissen, daß ich es hören möchte.« Das junge Paar kam, noch immer engumschlungen wie siamesische Zwillinge, aus dem Verkaufsbüro; beide hatten ein Bündel Papiere in der Hand. Es wurde von einer adretten jungen Frau in einem blauen Kostüm begleitet. Alle drei verschwanden in einem der fertigen Häuser, über dem eine Fahne mit dem Namen und dem Logo der Baugesellschaft flatterte.
»Besuchen das Musterhaus«, sagte Markby düster.
»Hören Sie, wenn ich ganz ehrlich und ganz selbstsüchtig sein soll, dann muß ich natürlich sagen, Sie sollen aufhören, im Ausland umherzureisen, und im Land bleiben. Aber ich weiß auch, daß ein solcher Entschluß Sie vielleicht schrecklich unglücklich machen und Ihr unruhiger Geist sich weiterhin nach einem exotischen Ort sehnen würde, deshalb wäre es gar nicht gut, wenn ich das sagte.« Meredith schüttelte den Kopf. Der Knoten ihres Kopftuchs hatte sich gelöst, und sie nahm es ab. Der Wind griff ihr ins Haar und wehte es ihr ins Gesicht. Sie wischte es sich aus den Augen.
»Vielleicht habe ich Zigeunerblut in den Adern«, sagte sie seufzend.
»Ob ich unglücklich wäre, hinge von der neuen Aufgabe ab, die sich mir bieten würde.« Als er diesmal nicht antwortete, bat sie ihn nicht zu sagen, was er dachte. Endlich brach er das verlegene Schweigen, indem er aufstand und die Hand ausstreckte, um ihr aufzuhelfen.
»Kommen Sie, Sie bekommen ein taubes Hinterteil, wenn Sie noch länger auf dieser Mauer sitzen. Sehen wir uns um, wo wir einen anständigen Lunch herkriegen.«
* Ausgrabungsstätte a. d. 7. Jh. in Suffolk; 1939 wurde dort ein angelsächs. Langboot mit reichen Grabbeigaben entdeckt
Es war Montagmorgen, und Meredith hatte sich inzwischen daran gewöhnt, in Lauras Haus zu wohnen. Sie hatte nicht mehr den Drang, sich nur auf Fußspitzen zu bewegen und jedes Kissen aufzuschütteln, nachdem sie fünf Minuten in einem Sessel gesessen hatte. Das Haus sah allmählich auch so aus, als habe es sich an sie gewöhnt. Die Küche war noch immer ein furchteinflößender Raum, denn sie war für Pauls Bedürfnisse mit allen nur erdenklichen modernen Geräten ausgestattet. Von der Hälfte dieser Geräte und Utensilien ahnte Meredith nicht einmal, wozu sie dienten, denn sie gehörte strikt zu den Grill- und Büchsenöffner-Köchinnen. Sie bereitete sich gerade Rühreier zum Frühstück, was ungefähr der Gipfel ihrer Kochkünste war, als es an der Hintertür klopfte.
»Jemand zu
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