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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Firmenvertreterin früher, so gegen vier, nach Hause. Bei Regen waten die Leute nicht gern durch den Schlamm. An dem bewußten Wochenende hat es geregnet, aber nicht ununterbrochen. Die Frau war am Samstag bis nach fünf hier und am Sonntag bis etwa sechzehn Uhr fünfzehn. Und natürlich kommen auch ganz zufällig Spaziergänger heraus, wie wir zum Beispiel. Doch sie haben ihn ganz bestimmt sehr früh am Morgen oder spätabends begraben. Ich denke, es war eher frühmorgens. Das ist die von mir bevorzugte Zeit, nicht zuletzt deshalb, weil dann die Totenstarre noch nicht eingesetzt hätte.«
    »Wäre es bei schlechtem Licht nicht noch schwieriger gewesen? In einen Graben zu steigen und ein Loch zu graben, den Leichnam hineinzulegen und mit Erde so zuzudecken, daß keiner etwas merkt – dazu muß man sehen, was man tut, und man braucht Zeit.«
    »Man braucht mehr als einen Totengräber. Doch wenn sie wußten, was sie wollten, und einigermaßen geschickt waren, dürfte es nicht allzu schwierig gewesen sein. Exhumierungen müssen in den frühen Morgenstunden stattfinden. Ich habe im Lauf der Zeit schon oft genug bei Tagesanbruch fröstelnd an offenen Gräbern gestanden.«
    »Vielen Dank für die grausigen Einzelheiten, Dr. Frankenstein. ›Wenn sie wußten, was sie wollten‹, sagen Sie. Heißt das, Sie sind der Meinung, daß sie’s schon früher getan haben? Denken Sie an Bandenmord? Hier draußen?«
    »Die Leiche könnte von weither gekommen sein, und dank unserer modernen Autobahnen in verhältnismäßig kurzer Zeit. Wenn der Mann hier aus der Gegend stammte, wäre er inzwischen identifiziert worden. Ich schließe keine Möglichkeit aus.« Sie standen jetzt direkt an der Stelle. Die Bänder und Schilder der polizeilichen Absperrung waren noch nicht entfernt worden und flatterten traurig im Wind. Ein verwelkter Strauß Schlüsselblumen lag mitten zwischen Geröll und Lehmhaufen und betonte, wie Meredith fand, die Trostlosigkeit der Szene. Der Boden des Grabens war da, wo Sean Daley frisch zu baggern begonnen und dann jäh angehalten hatte, stark aufgewühlt. Meredith fröstelte.
    »Gruselig.« Stirnrunzelnd blickte Markby in den Graben hinunter.
    »Ich finde es äußerst ärgerlich. Er hätte genausogut vom Himmel gefallen sein können. Wir wissen noch nicht das geringste über ihn, haben noch nicht einmal seine Kleidung gefunden. Wir haben uns an die Öffentlichkeit gewandt, an Hundebesitzer und Wanderer insbesondere, damit sie die Augen offenhalten. Nichts.« Sie gingen ein Stückchen weiter und setzten sich auf eine niedrige Mauer. Noch zwei Leute waren auf der Baustelle aufgetaucht, ein sehr junges Paar, das Markby und Meredith beim Grüßen nervös anlächelte. Das Mädchen trug völlig unpassende hohe Absätze und wankte, die Hand des jungen Mannes umklammernd, unsicher über den unebenen Boden.
    »Potentielle Käufer, die sich den Platz ansehen«, sagte Markby, als das junge Paar weitergegangen war.
    »Jung verheiratet, darauf wette ich.«
    »Ja«, sagte Meredith plötzlich.
    »Ich kann verstehen, daß man sich kein Haus mit einem Gespenst im Fundament kaufen möchte, besonders nicht als erstes gemeinsames Heim.«
    »Erstes gemeinsames Heim«, wiederholte ihr Begleiter und verstummte. Sie sah ihn neugierig an.
    »Haben Sie während Ihrer Ehe mit Rachel in Bamford gewohnt?« Damit, das wußte sie, wagte sie sich weit vor, ließ sich auf ein gefährliches Spiel ein. Er erwähnte seine Ehe kaum einmal. Und sie war schon oft von Neugier geplagt gewesen. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Rachel und ich haben uns ein riesiges, völlig unzweckmäßiges weißes Haus in Westengland gekauft. Ihre Idee, natürlich. Was sollten wir mit fünf Schlaf- und drei Empfangszimmern? Dabei verfiel das Ganze vor sich hin, was natürlich hieß, daß der Kaufpreis nicht sehr hoch war, relativ gesehen. Aber die Renovierung kostete ein Vermögen, ganz zu schweigen von Hitze und Innendekoration und von Möbeln. Der Dachgiebel war an einem Ende undicht, und wir verbrachten unser ganzes Eheleben mit dem Versuch, ihn zu reparieren. Es ist uns nie gelungen. Alle elektrischen Leitungen mußten erneuert werden, weil das ganze Ding in Flammen aufzugehen drohte, sobald man einen Toaster einschaltete. Und dann gab es Fledermäuse.« Ein Augenblick mürrischen Schweigens und dann mit erneuter Begeisterung:
    »Aber es hatte einen wunderschönen alten Garten mit einem von einer Ziegelmauer umgebenen richtigen Küchengarten und

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