Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
Hause?« rief eine Frauenstimme.
»Warten Sie!« antwortete Meredith und tat die Eier rasch in eine Schüssel. Sie wischte sich die Hände ab und öffnete. Vor der Tür stand eine junge Frau in einem pinkfarbenen Jogginganzug; in der Hand hielt sie eine Schachtel. Ihr weißblondes Haar hatte sie mit farbigen Plastikspangen zu zwei Büscheln zusammengerafft, die ihr über den Ohren wie Flachsstränge vom Kopf abstanden.
»Hallo«, sagte sie fröhlich.
»Ich bin Susie Hayman, Ihre Nachbarin von nebenan.« Hayman … Meredith wühlte in ihrem Gedächtnis. In dem Brief, den Laura ihr mit allgemeinen Informationen zurückgelassen hatte, wurden die Haymans erwähnt. Sie waren Amerikaner; Ken Hayman war auf dem etwa zehn Meilen entfernten Stützpunkt der US-Airforce stationiert.
»Kommen Sie herein«, forderte Meredith die Nachbarin auf.
»Ich wollte mir eben Kaffee machen.« Susie spazierte herein und stellte die Schachtel auf den Tisch.
»Ein paar kleine Rührkuchen. Ich hab mir gedacht, nun ja, Sie hätten vielleicht noch keine Zeit gehabt, selbst zu bakken.«
»Nicht nur keine Zeit, auch kein Talent«, sagte Meredith prompt.
»Danke. Das ist sehr freundlich.«
»Nun, ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil wir am Wochenende nicht hier waren, um Sie zu begrüßen. Wir waren«, verkündete sie atemlos,
»in Stratford-uponAvon. Aber ich hatte Laura versprochen, mich ein bißchen um Sie zu kümmern. Haben Sie sich schon eingewöhnt?«
»Ja, bestens.« Meredith schaltete die Kaffeemaschine ein.
»Ihr Mann ist bei der Airforce, hab ich recht? Auf dem amerikanischen Luftstützpunkt?«
»Ja, aber er ist Zahnarzt, gehört weder zum Flug- noch zum Bodenpersonal. Die Leute scheinen immer irgendwie überrascht, wenn ich ihnen das sage. Ich arbeite an drei Vormittagen ebenfalls dort und erledige den Papierkram, halte Kens Krankenblätter in Ordnung, obwohl ich, bevor ich Ken heiratete, Zahnarzthelferin war. Montags arbeite ich nicht, also hier bin ich.« Die pinkfarbenen Knie zusammengepreßt, balancierte Susie auf einem Barhocker. Sie sah ungefähr wie sechzehn aus, doch Meredith vermutete, daß sie mindestens zehn Jahre älter war. Sie hatte ein rundes, fröhliches Gesicht, eine Stupsnase und war ungeschminkt.
»Wir hoffen, daß Sie eines Tages zu uns zum Abendessen kommen.« Die Kaffeemaschine zischte, und Meredith goß Kaffee ein.
»Hat Laura Ihnen erzählt, daß ich früher in einem Cottage in der Nähe von Bamford gewohnt habe? Nur kurze Zeit. Ich arbeite in London, und die Fahrerei wurde mir zuviel.«
»Sie hat mir alles erzählt. Sie hat sich wirklich gefreut, daß Sie kommen und im Haus wohnen wollten. Ich hätte ja darauf aufgepaßt, doch ich bin nicht immer hier. In der Nachbarschaft wurde kürzlich ein paarmal eingebrochen, ziemlich oft sogar. Nichts Großes, nur kleine Einbrüche. Ken hat gemeint, daß es wahrscheinlich Jugendliche waren.«
»Wurde auch in Ihrem Haus eingebrochen?«
»O nein, und es ist nicht unser Haus, wir haben nur gemietet. Wir haben uns vom Makler Sicherheitsschlösser einbauen lassen, bevor wir eingezogen sind. Aber zwei Häuser weiter sind die Diebe eingedrungen, haben ein Radio und einen Videorecorder gestohlen. Aus dem Haus direkt gegenüber haben sie einen Fernseher geholt. Ken sagt, sie verkaufen die Sachen in Pubs und Bars.« Interessiert stützte Meredith die Ellenbogen auf den Tisch.
»Haben Sie gehört, ob in der Zeit auch Antiquitäten gestohlen wurden?«
»Antiquitäten, nein.« Susies runde blaue Augen blinzelten.
»Warum?«
»Eine alte Dame, mit der ich mich am Samstag unterhalten habe, wurde vor etwas sechs Monaten von einem Händler aufgesucht, der sie nach Antiquitäten fragte. Er kann natürlich absolut ehrlich gewesen sein. Aber manchmal muß man sich bei Leuten, die ungerufen ins Haus kommen, nun – vorsehen.« Susie machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Laura hat nicht erwähnt, daß jemandem Antiquitäten abhanden gekommen sind. Doch jetzt, da Sie es erwähnen, erinnere mich an einen Typen, der vor – oh – ungefähr vier Monaten hier war. Als er merkte, daß ich Amerikanerin bin, fragte er mich nicht mehr, ob ich etwas zu verkaufen hätte, sondern ob ich kaufen möchte. Er sagte, wenn ich besondere Interessen hätte, könnte er wahrscheinlich für mich auftreiben, was ich wolle. Aber ich interessiere mich nicht besonders für Antiquitäten. Ich meine, Stratford war wirklich ein Erlebnis, aber Sachen kaufen ist etwas anderes. Ich verstehe
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