Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
offensichtlich unbeobachtet. Jetzt machte er etwas am Fenstersims. »O du lieber Gott!« stieß sie lautlos hervor. »Er versucht, das Fenster zu öffnen.«
Jetzt fiel ihr ein, was Meredith ihr von einem verdächtigen Typen erzählt hatte, der in der Gegend gesehen worden war. Er war zurückgekommen. Ja, es mußte derselbe sein. Dank der Informationsabende beim Komitee zum Schutz der Nachbarschaft wußte Susie genau, was sie zu tun hatte. Sie sprang vom Stuhl, lief zum Telefon und wählte aufgeregt 999. KAPITEL 11 Als Markby an diesem
Vormittag kurz vor der Mittagszeit ins Revier zurückkehrte, hatte er das Gefühl, in ein Irrenhaus geraten zu sein. Stimmen heulten, schimpften und fluchten, und Körper wogten hin und her.
Blinzelnd blieb er in der Tür stehen. Zu früh am Tag für Betrunkene. Eine häusliche Auseinandersetzung, wie man es gewöhnlich nannte? Ehemann und Ehefrau, die ihre Streitigkeiten im Polizeirevier austrugen, anstatt vor dem Scheidungsrichter? Doch keine weibliche Stimme war zu hören, außer ab und zu die leise und vergebliche Aufforderung von Wpc Jones, doch endlich still zu sein. Alles, den Hilfspolizisten eingeschlossen, schien in der Rezeption um den Schreibtisch herumzuwimmeln. Markby erkannte, daß es nur eine einzige Stimme war, die heulte und schimpfte und fluchte; die andere laute Stimme gehörte dem Diensthabenden, der von einem Streifenwagenbeamten erfahren wollte, was passiert war, während der Streifenwagenbeamte wütend auf jemanden zeigte und seinen Bericht herausbellte; sein Partner bemühte sich geradezu verzweifelt zu bestätigen, was er sagte, kam aber nicht zu Wort. Bei alledem versuchte ein hübsches Mädchen mit blonden Haarbüscheln und einem zitronengelben Trainingsanzug vergeblich, Wpc Jones etwas in das zwar bereitwillige, aber von dem Krach ertaubte Ohr zu flüstern. Das Mädchen kam ihm irgendwie bekannt vor, doch konnte er es im Augenblick nirgends unterbringen.
Endlich erkannte Markby, daß Mittelpunkt des Aufruhrs ein kleiner Mann war, den er wegen der vielen eng gedrängten Körper nicht richtig sehen konnte. Da im Moment aber der Diensthabende und die beiden Streifenbeamten verstummten, entweder aus Frust oder weil sie Atem holen wollten, konnte er wenigstens den kleinen Mann laut und deutlich hören.
»Gesetzestreuer, ehrlicher Geschäftsmann!« rief der kleine Mann heiser. »Ich werde meinen Anwalt hinzuziehen! Sie werden noch von mir hören! Schikane! In einem Streifenwagen hierhergebracht zu werden, so daß jeder es sehen konnte! Wie, glauben Sie, wird sich das auf meinen Ruf auswirken?«
Markby hatte keine Ahnung, um was es sich handelte, und auch nicht den Wunsch, es zu erfahren. Es ging ihn nichts an. Damit sollte sich jemand anders befassen. Es hörte sich nicht an wie ein Fall für die Kriminalabteilung. Doch irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor, so daß er stehenblieb und in die Gruppe spähte, um das Gesicht des verärgerten Gentleman zu sehen. Im selben Moment trat der Hilfspolizist, der unbeteiligt und nur interessierter Zuschauer zu sein schien, einen Schritt zur Seite.
»So, so«, sagte Markby vor sich hin. »Ferdy Lee! Haben wir schon länger nicht gesehen. Was der wohl zur Zeit so treibt?«
Seine Neugier reichte aber nicht aus, um das festzustellen, daher verzog er sich, ehe Mr. Ferdy Lee, der gesetzestreue, ehrliche Geschäftsmann, ihn entdeckte, und lief hastig hinauf in sein Büro.
Ein paar Minuten später kam Pearce mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht herein. »Sie haben Ferdy Lee unten, Sir.«
»Hab ich gesehen. Halten Sie ihn mir vom Leib.«
»Nun«, sagte Pearce zögernd, »eigentlich hab ich mir gedacht, Sie würden vielleicht gern mit ihm reden. Nur sind sie eben drauf und dran, ihn mit einer Verwarnung laufenzulassen, wenn Sie also …«
Markby hob die Brauen. »Um was für Schwindeleien geht es diesmal?«
»Keine – laut Ferdy. Das heißt, um keinen Schwindel. Er sagt, er sei ein …«
»Gesetzestreuer, ehrlicher Geschäftsmann, das habe ich gehört.«
»Antiquitäten«, sagte Pearce unbeweglichen Gesichts. »Er ist ins Antiquitätengeschäft eingestiegen.«
Markby sah ihn ungläubig an. »Ferdy? Was, in aller Welt, versteht Ferdy von Antiquitäten? Er könnte Regency von Woolworth nicht unterscheiden.«
»Davon weiß ich nichts.« Pearce scharrte mit den Füßen. »Aber wie es scheint, ist er Geschäftspartner eines anderen Burschen, und dieser andere kennt sich aus. Er kann sagen, was gut ist, und setzt die Preise
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