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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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zurückeilend, sah er erst, als er ihn schon fast erreicht hatte, daß Elsie Winthrop ihn mit unerbittlich grimmiger Miene erwartete.
    »Ich habe gewartet, bis du rauskommst«, sagte sie,
    »weil ich sehr gut weiß, warum du hier bist, und es ist nur recht und billig, daß du was für sie tust. Aber paß bloß auf. Ich kann mir nämlich vorstellen, daß es dir nicht recht wäre, wenn die Leute es erfahren würden, oder?«
    »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten«, sagte er zornig. Sie warf ihm einen boshaften Blick zu.
    »Genau das hab ich vor. Deshalb sag ich dir jetzt, laß unseren Alwyn in Ruhe. Ich weiß, daß du mit ihm gesprochen hast, weil du Greyladies kaufen möchtest. Nun, die Farm wird jetzt nicht verkauft und wird nie verkauft werden. Du kannst Alwyn in Ruhe lassen – laß gefälligst meine ganze Familie in Ruhe!«
    »Du dummes Frauenzimmer, ist dir nicht klar –«, begann er und legte seine ganzen Gefühle in seine Worte. Sie unterbrach ihn.
    »Ich weiß genau, was für ein Spiel du spielst, meine Junge. Schließlich bin ich nicht von gestern. Bleib nur von meinen Männern weg. Ruf auch nicht bei uns zu Hause an. Dein Leben lang, wohin du auch gegangen bist, hast du den Leuten nur Kummer und Sorgen gebracht, Dudley Newman. Also denk dran! Ich lasse nicht zu, daß du meiner Familie was antust. Vergiß es nicht!«
    Als Markby zu sich kam, lag er noch immer an der Stelle, wo er gestürzt war, im Gras. Der BMW war verschwunden. Markby setzte sich auf, zuckte zusammen und betastete vorsichtig den Kopf. Er tat weh, und hinter der Schläfe hämmerte es scheußlich. Der Schmerz kam in Wellen, die über ihm zusammenschlugen, und vor seinen Augen kam und ging wirbelnder Nebel. Er bemühte sich, ganz zu sich zu kommen, wartete, bis der letzte Nebel, die letzten Sterne verschwanden, die vor seinen Augen tanzten.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, und als er einmal ungeduldig versuchte, zu früh aufzustehen, fuhr ihm wieder ein stechender Schmerz nicht nur durch den Schädel, sondern auch durch den Nacken bis in die Wirbelsäule, und er war gezwungen, sich wieder ins Gras zu legen. Es war Jahre her, seit er so fachmännisch zusammengeschlagen worden war. Aus einem Winkel seines Gedächtnisses tauchte der Satz
    »erhielt einen schweren Schlag« auf, und er sah ein verschwommenes Bild eines viel jüngeren Selbst, das, in einem Zeugenstand stehend, eine Aussage machte. Er konnte sich an den Fall jetzt nicht erinnern, es war eine Ewigkeit her.

    »Krasse Blödheit«, murrte er.
    »In deinem Alter und mit deiner Erfahrung. Läßt es zu, daß jemand sich an dich anschleicht – es war ja nicht so, als hättest du nicht gewußt, daß er da drüben im Wald lauerte.«
    Verlegenheit und Demütigung waren viel schlimmer als Schmerz, Schwindelgefühl und Unannehmlichkeit. Er saß in letzter Zeit zuviel am Schreibtisch, soviel war klar. Er vergaß, wie es war, ganz dicht am Geschehen zu sein. Der blutigste Anfänger hätte nach dem ersten Blick auf den verdächtigen BMW über Funktelefon Verstärkung angefordert.
    Aber körperlich ging es ihm besser. Er schaute auf die Uhr. Er war nicht lange bewußtlos gewesen – hatte alles in allem etwa zwanzig Minuten hier gelegen, obwohl er das Gefühl hatte, es müsse viel länger gewesen sein. Der Schlag war nicht so heftig gewesen, nur eben hart genug, und er war bestimmt von einem Profi geführt worden.
    Bedauernd sah er, daß die Knie seiner Hose und die Ellenbogen seines Jacketts Grasflecke hatten. Als er den Stoff zu säubern versuchte, fiel sein Blick auf einen Kugelschreiber, der in der Nähe lag. Er griff danach, und ihm fiel sein Notizbuch ein. Es war nicht mehr da.
    Markby suchte es eine Weile, doch der Fahrer des BMW hatte es mitgenommen. Außerdem konnte er sich verflucht an keine Zahl des Kennzeichens erinnern, das er sich notieren wollte. Normalerweise hätte sein trainiertes Gehirn sich die Zahlen gemerkt, doch der Schlag hatte sie erfolgreich ausgelöscht.
    Er stand auf und ging zu seinem Wagen zurück. Mit einem raschen Blick stellte er fest, daß ihn jemand gründlich und fachmännisch durchsucht hatte. Doch nichts war gestohlen oder beschädigt worden. Der Fahrer des BMW hatte nur nachgesehen. Wahrscheinlich hatte er auch – Markby griff in die Innenbrusttasche seines Jacketts. Ja, seine Brieftasche war herausgenommen und wieder zurückgetan worden. Alles war noch da, aber unordentlich hineingestopft. Der Fahrer des BMW hatte seinen Polizeiausweis entdeckt

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