Warte, bis du schlaefst
Penners stimmt, dann könnte es genauso gut sein, dass Leesey zu MacKenzie in den Wagen gestiegen ist, und nicht zu DeMarco«, sagte Larry Ahearn finster. »Na schön, wir werden uns erst mal diese Beschlagnahmebeschlüsse besorgen. Vielleicht ergibt sich irgendetwas aus dieser Aufnahme, die MacKenzie mit seiner Schauspiellehrerin gemacht hat.«
45
Howard Altman war sich der wechselnden Loyalitäten seines Chefs durchaus bewusst, doch seine erste Vorahnung, dass etwas ganz entschieden nicht in Ordnung war, beschlich ihn erst, als Mr. Olsen am Samstagmorgen nicht mit ihm zum Frühstücken ging. Ihm war nicht entgangen, dass Mr. Olsen einen neuen Montblanc-Füller benutzte, und er hatte richtig geraten, dass es sich wohl um ein Geschenk von Steve Hockney, Olsens Neffen, handelte.
Steve versucht, den Alten zu umgarnen, dachte Howard bitter. Es würde Olsen ähnlich sehen, am Ende alles ihm zu vererben. Das Erste, was Steve machen würde, wäre, mich zu entlassen. Danach würde er alle Wohngebäude verkaufen und das Geld einsacken.
Das Gebäude in der Ninety-fourth Street, in dem er wohnte, war eines der kleinsten, die Olsen besaß. Es war vier Stockwerke hoch, mit nur zwei Wohnungen je Etage. Die meisten Mieter wohnten schon Jahre dort. Seine Wohnung war die einzige im Erdgeschoss. Sein Wohnzimmer, sparsam möbliert und tadellos ordentlich, wurde von seinem riesigen Fernseher dominiert. Die meisten Abende brachte Howard zu gleichen Teilen mit seinen beiden Lieblingsbeschäftigungen zu, Filme im Fernsehen zu schauen und sich im Internet mit Kumpeln aus der ganzen Welt auszutauschen. Er fand sie unendlich viel interessanter als die Menschen, mit denen er in seinem täglichen Leben zu tun hatte.
Er war ein hervorragender Koch und bereitete sich immer ein gutes Abendessen zu. Dann sah er sich einen Film an, während er ein paar Gläser Wein dazu trank und von einem Tablett aß. Danach schaltete er den Fernseher aus und begab sich sofort an den Computer in seinem Schlafzimmer.
Howard hing an seiner Wohnung, die er zusammen mit seinem Job zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Er hing an seinem Job, besonders jetzt, wo er für sämtliche Häuser Olsens zuständig war. Ich habe es mir verdient, sagte er sich trotzig. Ich habe es so weit gebracht, weil ich mich bewährt habe. Ich kann alles reparieren, was kaputtgeht. Ich kann eine Wand hochziehen, um zwei Zimmer aus einem zu machen. Ich kann alte Elektroleitungen ersetzen und Schränke einbauen. Ich kann Wände streichen und tapezieren und Fußböden abschleifen. Deshalb hat mich Olsen immer weiter befördert. Doch was wird sein, wenn er nun alles Steve vermacht?
Die Frage ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Diesmal konnte er sich nicht auf den Film konzentrieren, den er in den DVD-Spieler eingelegt hatte. Wie konnte er es anstellen, dass Olsen sich wieder mit seinem Neffen überwarf?
Und dann fiel ihm eine Lösung ein. Er besaß einen Generalschlüssel für alle Wohnungen in dem Haus, in dem Steve Hockney wohnte. Er würde heimlich eine Überwachungskamera in Steves Wohnung installieren. Ich habe schon erlebt, wie er high war, und ich hatte schon immer den Verdacht, dass er mit Drogen dealt, dachte Howard. Wenn ich das beweisen kann, dann wäre er bei seinem Onkel endgültig unten durch.
Blut ist dicker als Wasser? Das wollen wir doch mal sehen.
Zufrieden darüber, dass er eine mögliche Lösung für das drängende Problem gefunden hatte, schaltete er den Fernseher
aus und begab sich in sein Schlafzimmer. Er lächelte über das gewohnte Piepsen und Surren, als er den Computer hochfuhr.
Er merkte, wie sehr er sich schon den ganzen Tag darauf gefreut hatte, heute Abend wieder mit seinem Freund Singh in Mombai in Verbindung zu treten.
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Ich hatte in der Nacht kaum geschlafen, und der Anruf von Detective Barrott am Samstagmorgen gegen sechs Uhr machte meine Hoffnung zunichte, wenigstens noch für ein paar wenige Stunden einnicken zu können.
Warum will Barrott unbedingt wissen, was mit Macks Geländewagen passiert ist, fragte ich mich, als ich den Hörer auflegte und aus dem Bett schlüpfte. Ich hatte wie gewohnt die Fenster meines Schlafzimmers offen gelassen und tappte barfuß durch das Zimmer, um sie zu schließen. Die Sonne war schon über dem East River aufgegangen, und es versprach ein schöner Tag zu werden. Der Wind war kühl, doch es war vorauszusehen, dass die Meteorologen diesmal richtig lagen: Es würde sonnig und warm werden, um die zweiundzwanzig Grad
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