Warte, bis du schlaefst
ist.« Dann brach es aus ihr heraus. »Er hat Lügen über mich erzählt. Ich war immer so nett zu ihm. Ich mochte ihn wirklich gern. Ich habe mich immer um seine Kleidung gekümmert und sein Zimmer in Ordnung gehalten. Und dann hat er mich beschuldigt.«
»Wessen hat er sie beschuldigt?«
»Ist doch egal. Jedenfalls war es nicht wahr. Ich hab meinen Ohren nicht getraut, als ich das gehört habe.«
»Wann ist das passiert?«
»Ein paar Tage, bevor er verschwunden ist. Und dann hat er sich auch noch über mich lustig gemacht.«
Keine von uns hatte die Wohnungstür gehört. »Halt den Mund, Lil«, befahl Gus Kramer, der ins Zimmer gestürmt kam.
Dann wandte er sich mir zu: »Und Sie, machen Sie, dass Sie hier rauskommen. Ihr Bruder hat meine Frau damals ohne jeden Grund schlecht behandelt, aber das ist ja gar nichts gegen das, was er diesen jungen Mädchen angetan hat.«
Wütend stand ich auf. »Mr. Kramer, ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich kann nicht glauben, dass Mack Ihre Frau in irgendeiner Weise schlecht behandelt hat, und ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass er keine Verbrechen begangen hat.«
»Von mir aus können Sie ruhig weiter daran glauben. Ich werde Ihnen sagen, wovon ich rede. Meine Frau steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch vor lauter Angst, Ihr Bruder, dieser Mörder, könnte sich gegen sie wenden und sie mit seinen dreckigen Lügen beschuldigen, wenn er geschnappt wird.«
»Was fällt Ihnen ein?«, rief ich. »Wagen Sie es nicht, meinen Bruder einen Mörder zu schimpfen.«
Gus’ Gesicht färbte sich dunkelrot vor Wut. »Ich werde ihn einen Mörder nennen, solange es mir passt. Aber ich sag Ihnen auch noch was. Er ist ein Mörder, der in die Kirche geht. Lil hat ihn nämlich an dem Tag gesehen, als er diesen Zettel in die Kollekte geschmuggelt hat, stimmt’s, Lil?«
»Ich hatte meine Brille nicht dabei, aber ich bin mir trotzdem sicher.« Lil Kramer fing an zu weinen. »Ich habe ihn erkannt. Er hat gemerkt, dass ich ihn angestarrt habe.
Ich meine, er hatte einen Regenmantel an und trug eine dunkle Sonnenbrille, aber es war Mack.«
»Nur zu Ihrer Information: Die Polizei war vor einer Stunde hier, und wir haben ihnen genau das erzählt«, brüllte mir Gus Kramer zu. »Und jetzt verschwinden Sie, und lassen Sie meine Frau in Ruhe!«
54
Howard Altman hatte sich am Samstagabend, nachdem er sich überzeugt hatte, dass Steve zu einem seiner Konzerte aufgebrochen war, Zugang zu dessen Wohnung verschafft. Sorgfältig und geschickt hatte er im Wohnzimmer und Schlafzimmer Kameras platziert. Die Bilder, die sie aufzeichneten, wurden direkt auf seinen Computer übertragen.
Warum bin ich eigentlich nicht schon früher auf diese Idee gekommen, ärgerte er sich, während er die Überwachungsanlage installierte. Danke, Steve, dass du es mir so leicht gemacht hast. Steve hatte in beiden Zimmern das Licht brennen lassen, ebenso im Bad. Derek zahlt ihm Gas und Strom, dachte Howard voller Missgunst. Aber mir stellt er natürlich alles in Rechnung!
Außerdem sah es bei Steve aus wie im Schweinestall. Sein Bett war nicht gemacht. Einige dieser dämlichen Kostüme, die er bei manchen Auftritten trug, stapelten sich auf einem Stuhl. Die Haarteile und Perücken, die er benutzte, wenn er gewisse Rollen auf der Bühne spielte, hatte er in einen Karton auf dem Fußboden geworfen. Howard probierte ein Teil davon aus, eine Perücke mit langen dunkelbraunen Haaren. Er betrachtete sich im Spiegel, dann riss er sie sich wieder vom Kopf. Er sah damit wie eine Frau aus, und das hatte ihn an die Lehrerin erinnert, die vorher in dieser Wohnung gelebt hatte und ermordet worden war.
Ich verstehe nicht, dass Steve Hockney in der Wohnung eines Menschen leben kann, der ermordet wurde, dachte er. Ich muss hier verschwinden.
Am Montagmorgen fuhr Howard zu Mr. Olsen, um ihn zu einer ihrer üblichen Besuchsrunden durch die ihm gehörenden Gebäude abzuholen, doch er war nicht da. Der Hausmeister sagte ihm, dass Olsen bereits von einem Fahrdienst abgeholt worden sei.
Mit einem sehr unguten Gefühl fuhr Howard zu ihrer üblicherweise ersten Station, dem Gebäude, wo die Kramers Hausmeister waren. Er wollte gerade die Tür zur Eingangshalle aufsperren, als sie aufgestoßen wurde und eine hübsche junge Frau, der die Tränen über die Wangen flossen, an ihm vorbeirannte.
Carolyn MacKenzie, dachte er. Was macht die denn hier? Er wandte sich um und rannte ihr hinterher, erreichte sie einen halben Häuserblock
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