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Warten auf den Monsun

Warten auf den Monsun

Titel: Warten auf den Monsun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Threes Anna
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Großvaters die Stufen heruntertanzte und sang:
     
    I’m singin’ in the rain
    Just singin’ in the rain
    What a glorious feeling
    I’m happy again!
    I’m laughing at clouds
    So dark up above
    The sun’s in my heart
    And I’m ready for love!
     
    Der alte Emailletopf wurde zu ihrem Tanzpartner, mit dem sie über die breite, einst so imposante Treppe herabtänzelte wie in einem Musicalfilm.
    Hema schmunzelte, Madan lachte sein stummes Lachen, und Charlotte fand es schade, daß ihre Nichte sie nicht schon eher mal besucht hatte.
    Nach dem letzten Satz stellte das Mädchen den Topf mitten vor die Treppe, sah zum Himmel hinauf und rief laut: »Piß nur, soviel du willst.« Sie sah die Erwachsenen, die vor ihr standen, mit einem provokativen Blick an. »Wenn er jetzt nicht kommt, dann weiß ich es auch nicht«, sagte sie triumphierend und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Danke schön, Miß Isabella«, sagte Hema, der davon überzeugt war, daß sie nun, als Haus auf dem Hügel, mehr als genug dazu beigetragen hatten, den Monsun anzulocken; wenn der Regen weiterhin ausblieb, lag es bestimmt nicht an ihnen.
    »Ich heiße Issy!« rief sie und drehte eine Pirouette. Ob es Zufall war oder zu ihrem Tanz gehörte, wußte Charlotte nicht, aber plötzlich blieb sie vor Madan stehen und zeigte auf seinen Hals: »Was hast du denn da gemacht?«
    Ach, nichts.
    »Das ist nichts«, sagte Charlotte, die hörte, daß er über die plötzliche Aufmerksamkeit erschrak.
    »Nichts? Aber seht doch mal.« Issys Finger stach fast in die Narbe an Madans Hals.
    Das ist schon ganz alt.
    »Das ist schon ganz alt«, wiederholte Charlotte seine Worte.
    »Woher weißt du das denn?«
    Charlotte, die eigentlich gar nicht wußte, was ihre Nichte überhaupt meinte, begriff, daß sie besser den Mund gehalten hätte. Sie folgte Issys Blick und sah auf Madans Hals.
    Madan wollte sich umdrehen, aber Issy hinderte ihn daran.
    »Hattest du einen Unfall?«
    Zum ersten Mal wurde Charlotte bewußt, daß der Streifen an seinem Hals eine Narbe war.
    »Kannst du deshalb nicht reden?«
    Madan zuckte verlegen die Schultern und senkte den Kopf.
    Hema, dem es nicht paßte, daß seine Miß Isabella dem Schneider plötzlich so viel Aufmerksamkeit schenkte, erklärte, der Tee sei fast fertig, obwohl er noch nicht mal das Wasser aufgesetzt hatte, und Charlotte lenkte ihre Nichte mit einer Frage über ihr grandioses Telefon ab, weil sie es taktlos fand, über die Krankheiten und Gebrechen von Anwesenden zu reden.

1952
Bombay
     
     
     
    Der glänzende schwarze Rolls-Royce hält vor ihrem Haus.
    »Sie sind da!« ruft Charlotte nach oben. Es kommt keine Antwort. Sie rennt die Treppe hinauf. »Peter, sie sind da, kommst du?« Sie läuft ins Schlafzimmer, aber da ist er nicht, auch nicht im Bad oder auf der Toilette. »Peter!« Unten läutet die Klingel. Der Diener öffnet die Tür, und sie hört, wie die Gäste hereinkommen. Sie sieht im Gästezimmer und in der Waschküche nach. Der Diener führt die Gäste in den Salon. Sie eilt die Treppe hinunter und schaut im Gartenzimmer, im Eßzimmer, in der Küche und im Abstellraum nach. Sie rennt sogar in den Garten, zum Schuppen und zu dem Haus, in dem die Dienstboten wohnen, aber kann ihren Mann nirgends finden.
    »Willkommen in Bombay«, sagt Charlotte, als sie den Salon betritt. »Wie schön, dich wiederzusehen. Ist dein Vater nicht mitgekommen?«
    »Nein, der Minister für Wasserwirtschaft kam unerwartet zu Besuch, Vater will einen Kanal graben lassen, aber bekommt einfach keine Genehmigung dafür, und jetzt scheint es endlich doch zu klappen.« Chutki setzt sich aufs Sofa und erzählt von den Problemen im Palast und von der langen Fahrt nach Bombay. Neben ihr sitzt ihr kleiner Bruder und schaut sich neugierig um. Hinter ihnen stehen zwei Krankenschwestern mit weißen Häubchen, eine hochgewachsene und eine kleinere, und blicken demütig zu Boden.
    Der Junge ist aber gewachsen in dem einen Jahr , denkt Charlotte. Sie hört sich die Geschichten seiner Schwester an, aber ihr Blick wird immer wieder von ihm angezogen. Es ist etwas mit diesem kleinen Jungen, etwas, was sie noch nie bei einem Kind gespürt hat. Sie weiß nicht, ob es seine Augen sind, sein Lächeln oder einfach seine Anwesenheit, aber wenn sie ihn ansieht, wird sie ruhig und vergißt fast ihre Sorgen um Peter.
    »Kann ich euch was zu trinken anbieten?«
    »Saft«, sagt der Junge und beginnt zu husten.
    »Wir möchten gern Tee«, antwortet seine

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