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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Brandt
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es je gab, und doch produziert sie an ihren Rändern immer noch soziale Analphabeten und bellende Parolen, und in ihrem Kern lauert der totale Kommerz und sein unziviler unbedingter Gehorsam.
Zeigen
    Kein Tier kann zeigen, obwohl auch die anderen Primaten die dazu nötigen Organe haben, sie können es weder von Geburt noch können sie es unter der härtesten oder mildesten Dressur lernen. Auch der Elefant benutzt trotz aller Bemühung seinen dazu geeigneten Rüssel nie zum Zeigen, etwa auf den schönsten aller Tempel oder den aufgehenden Mond. Nur der Mensch kann mit der Hand auf etwas weisen, die Kleinkinder tun es von allein, wenn sie nicht unter Wölfen aufwachsen. Die ersten Menschen, die in der Savanne auf etwas Fernes zeigten und das Zeigen mit Lauten begleiteten und von den anderen verstanden und gefragt wurden, entdeckten das Denken und waren die Schöpfer der menschlichen Rede und der Öffentlichkeit, die unsichtbar alle spätere Kultur bestimmte.
    Auf etwas zeigen heißt, die Aufmerksamkeit eines anderen oder mehrerer Partner durch eine Körpergeste auf etwas Sichtbares, Hörbares etc. in der Nähe (etwa einen bestimmten Teil des eigenen Körpers) oder Ferne zu richten. Wer auf etwas zeigen kann, macht dieses Etwas zu einem öffentlichen Proto-Objekt und bereitet die sprachliche Referenz auf beliebige Objekte vor. Das Zeigen kann im Gegensatz zum Urteil, das erst eigentliche, gemeinsame Objekte ermöglicht, nicht verneinen: Man kann nicht auf etwas zeigen, was nicht da ist, und das Zeigen kann entsprechend auch nicht wahroder falsch sein. Kein Tier kann zeigen; dieses fundamentale Phänomen verdeutlicht, daß den Tieren dieser wohl erste Zugang zur intendierten Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit auf identische Objekte versperrt ist. Tiere lernen das Zeigen weder selbst, noch kann es ihnen mit Gewalt oder guten Worten beigebracht werden – sie können eine Handbewegung nicht von einer Fußbewegung im Hinblick auf die Zeige-Funktion unterscheiden. Beim Elefanten hätte sich der Rüssel, der in so vielen handwerklichen Tätigkeiten dasselbe wie eine Hand leistet, vorzüglich zum Zeigen geeignet. Primaten können mit einem Stock entfernte Gegenstände heranangeln, aber sie können den Stock nicht benutzen, um mit ihm auf den gewünschten Gegenstand zu zeigen. Das Fazit: Tiere leben in einer arteigenen Medienwelt, aber diese bildet keine Öffentlichkeit, sondern dient der Orientierung der einzelnen Individuen auch dann, wenn sie intersubjektiv agieren und in einer Horde gemeinsam auf die Jagd gehen.
    Kinder zeigen von selbst und lenken die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ferne oder auch nahe auffällige Objekte. Sie erkennen, daß der ausgestreckte Arm mit dem Zeigefinger nicht nur er selbst ist, sondern eine Richtung und ein Etwas.
»Ich möchte meinen«
    Â»Es könnte sein, daß ich mir das auch so vorstelle, sicher.« »Gehe ich recht in der Annahme, daß wir jetzt noch nichts beschlossen haben?« »Ich kann mir schon vorstellen, daß ich genau das meine.« »Die mutmaßlichen Täter wurden noch nicht gefaßt, hieß es aus Kreisen, die nicht genannt werden wollten. Aber hier verbrachten alle die Nacht in vermeintlicher Todesangst.« »Das meine ich auch, natürlich, warum nicht?« »Nein, keine Feststellung, nur eine Vermutung, über die man sprechen könnte, ein Thema, ein Anstoß für die nächste Tagung.« »Vielleicht ließe sich das so sagen, wenigstens so ähnlich müßte es sein, denke ich mal.« »Nein, im Gegenteil,es ist gut möglich, daß Sie Recht haben, aber es bleibt letztlich problematisch. Wenigstens läßt sich darüber diskutieren.« »Aber hören Sie, nein, natürlich nicht, ich wollte nur eine mögliche Lesart ins Spiel bringen, die nichts ausschließen soll, ich würde nur etwas andenken wollen, aber nichts Endgültiges behaupten, gewissermaßen ein Anstoß, über den man nachdenken könnte. Ich bin für alles offen, wirklich alles.« »Nein, was ich sagte, war nicht gegen Sie gerichtet, schon gar nicht persönlich. Ich habe nur sozusagen meine eigene Sichtweise dargestellt.« »Natürlich weiß ich es nicht, aber es hat etwas für sich.« »Wenn ich ehrlich sein soll, muß ich eigentlich gestehen, daß ich mir das so nicht denken kann.«
    A: »Ich sehe die Sache sozusagen

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