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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Brandt
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der Arbeit nichts, das weiß doch jeder. Das sagte unser Lehrer auch: Alles, was man tut, muß man wirklich wollen und sonst lassen.«
    Â»Ach so. Trotzdem, tut mir leid, aber hier sind Ihre Entlassungspapiere.«
    Â»Danke. Tut mir auch leid.«
Überfordert
    Der einzelne Mensch und die Menschheit insgesamt sind in moralischer und in intellektueller Hinsicht weit überfordert, im Zusammenleben und in der Auseinandersetzung mit der Natur, nicht erst jetzt, sondern von Anbeginn, nur heute mehr denn je, weil fast jede Problemlösung auf die Dauer defekt ist und neue und schlimmere Probleme und Lösungsversuche nach sich zieht. So taumelt die Menschheit um sich schlagend voran und verstrickt sich in immer größeres Töten und Vernichten, überfordert, die Situation zu erkennen, überfordert, sie mit zukunftsfähiger Moral zu lösen (außer auf dem Papier). Die Überforderten sind auch und besonders überfordert, die Überforderung zu erkennen; erst post festum, wenn die Katastrophe ihren Lauf nimmt, merkt jeder hilflos, daß alles notwendig, aber falsch war.
    Hitler hätte als Kind ohne Schläge, mit einer verständigen älteren Freundin und danach als Anstreicher in einem strengen Betrieb und bei achtsamen menschenfreundlichen Kollegen keine schlechte Figur gemacht, vielleicht auch im Ortstheater, für alles andere war er überfordert. Die Deutschen und Österreicher waren überfordert, dies einfache Faktum zu erkennen – wir heute erkennen es auf den ersten Blick. Man spricht dann vom Schicksal oder, kirchlicherseits, vom Bösen.
Menschenrecht des Auges
    Die Verletzungen des Sehens lassen sich weder metrisch genau bestimmen noch rechtlich vor einem Menschengericht einklagen, die betonierte Bürokratie sieht nicht, was gemeint ist, wenn von einer Rechtsverletzung des Auges gesprochen wird. »Zeigen Sie genau, was Sie meinen, was wird durch die neue Brücke entstellt? Wieso?«, und der Kläger verläßt beschämt den Gerichtssaal.
Ein schöner Sommertag
    Sokrates: »Bei der Here! Dies ist ein schöner Aufenthalt. Denn die Platane selbst ist prächtig belaubt und hoch und des Gesträuches Höhe und Umschattung gar schön, und so steht es in voller Blüte, daß es den Ort mit Wohlgeruch ganz erfüllt. Und unter der Platane fließt die lieblichste Quelle des kühlsten Wassers, wenn man seinen Füßen trauen darf. [...] Und wenn du das suchst, auch die Luft weht hier willkommen und süß und säuselt sommerlich und lieblich in dem Chor der Zikaden. Unter allem am herrlichsten aber ist das Gras am sanften Abhang in solcher Fülle, daß man hingestreckt das Haupt gemächlich kann ruhen lassen. Kurz, du hast vortrefflich den Führer gemacht, lieber Phaidros.«
    Phaidros: »Bei Zeus, wie wohlklingend deine Worte sind,o Sokrates, und wie fein sie zu dem Ort passen, über den du sprichst! Keiner der Athener hält so herrliche Reden wie du! Wenn da nur der böse Einspruch des Diogenes nicht wäre, du weißt, der Kyniker von Sinope am Schwarzen Meer.«
    Sokrates: »Sehr wohl, mein Phaidros; doch ich konnte ihm bisher entweichen. Xanthippe, mein ungebildetes Weib, redet dauernd von ihm und lobt seine Selbst-Aufführungen, vor allem seinen Ruf ›Zurück zur Natur‹, mit dem er gegen die Athener wettert. Das ist nun freilich lächerlich und geziemt sich nicht für einen freien Menschen und Bürger der Stadt.«
    Phaidros: »Gar sehr liebe ich deine Worte, o Sokrates. Doch die Sklaven und die Armen und die Metöken hören ihn gern, den Falschmünzer, der in einem Faß lebt und nicht über die Tiere hinaus will und dem Großkönig Alexander sagte: ›Geh mir aus der Sonne, das wünsch ich mir, und mehr nicht.‹ Alle riefen laut ihren Beifall, und Alexander der Große ging verstört zurück zu seinen makedonischen Soldaten.«
    Sokrates: »Auf denn, lieber Phaidros, lassen wir den Fremdling und wenden uns den schönen und wohlgeformten Reden zu, nichts anderes möchten wohl die Nymphen dieses Haines von uns hören.«
    Phaidros: »Sehr wohl sprichst du, und mir scheinen die Nymphen und die Faune dir gerne zu lauschen. Auch wenn du die äußeren Güter und den Reichtum für nichts erachtest, auch die Gesundheit und Wohlgebautheit des Körpers und den Ruhm und Ruf in den umliegenden Städten, Korinth etwa und Theben, gering

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