Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
ich schicke keine einzige Nachricht jemals ab. Am Ende lösche ich ihre Telefonnummer aus meinem Speicher, wohl wissend, dass ich sie dennoch nie aus meinem Kopf bekommen werde.
Es wird langsam wieder Sommer.
Nach sechs Monaten habe ich den kalten Laura-Entzug halbwegs überstanden, ich fühle mich wie ein Rekonvaleszent nach langer Krankheit. Elke sagt zu den Kindern: »Guckt mal, Papa hat gelacht, das versuchen wir gleich noch mal!«
Doch der Familienurlaub wird eine Katastrophe. Es gibt nichts mehr zu sagen. Wir lieben uns nicht mehr.
Argwöhnisch verfolgt Elke jeden meiner Blicke, und wenn eine schöne dunkelhaarige Frau in unserem Gesichtsfeld auftaucht, dann fragt sie: »Sieht die aus wie Laura?«
Wieder zu Hause, stelle ich fest, dass Elke beginnt, mein Handy zu kontrollieren, meine Post zu öffnen, irgendwann hat sie sogar mein E-Mail-Fach geknackt. Ich rede mit ihr darüber, sage ihr, dass das ein Grund für mich ist, endgültig abzuhauen, aber sie kann einfach nicht anders. Sie begreift nicht, dass ich Laura zwar weiter liebe, aber dennoch keinen Kontakt zu ihr habe. In ihrem Bauch fängt ein kleiner Pitbull an zu wachsen und er wird jeden Tag größer, stärker und bösartiger.
Wir gehen sogar zu einem Paartherapeuten, der uns erklärt: »Es wird nie mehr so wie vorher werden. Vielleicht wird es wieder schön werden, bei rund 50 Prozent der Paare, die sich zu einer Therapie entschließen, gelingt das. Aber auch wenn es schön wird, wird es anders sein als vorher, und nur wenn Sie beide das akzeptieren, werden Sie zu den 50 Prozent gehören, die ihre Beziehung retten.«
Wir gehören zur anderen Hälfte.
Anfang Dezember, die Trennung von Laura ist ziemlich genau ein Jahr her, sagt Elke, dass sie in den Urlaub fliegen will.
»Rosenbubi?«, frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf und streicht mir schwesterlich über die Wange. »Mach dir keine Sorgen, der ist gerade Papa geworden.«
Als Elke wiederkommt, wirft sie mich raus, es ist eigentlich nur folgerichtig, ihr neuer Rosenbubi heißt Carsten, kommt aus München, und der Cowboy kehrt zurück in mein Leben.
»Na, Kleiner?«, fragt er. »Haben wir jetzt genug Unheil angerichtet?«
»Ja«, denke ich mir, »für den Anfang sollte das reichen.«
Single
Und da wären wir wieder, mittendrin in der Geschichte, die mich in ein schmutziges Pensionszimmer nahe der Hamburger Reeperbahn führte und in die Flirtbörsen des Internets, zwischen die Beine von Mandy, Simone, Luisa, Tanja und nach sechs Monaten in das Herz von Hannah, die entschieden zu früh kam, obwohl ich nicht recht weiß, ob es jemals wieder eine Frau geben wird, die nicht mehr zu früh nach Laura kommen wird.
Meine Gefühlswelt würde ich mit Depression umschreiben, obwohl ich nicht weiß, ob das medizinisch tatsächlich die korrekte Definition ist. Also probiere ich es mal anders:
Das Leben in der Pension geht mir auf den Sack.
Das Leben ohne Geld geht mir auf den Sack.
Elke geht mir auf den Sack.
Elkes Anwältin geht mir noch viel mehr auf den Sack.
Der Job geht mir auf den Sack.
Ich geh mir auf den Sack.
Alle Frauen gehen mir auf den Sack.
Die Welt geht mir auf den Sack und das verfickte Universum sowieso.
Ich denke darüber nach, ob ich es noch einmal mit Susanna versuchen sollte, doch als ich mich zum ersten Mal seit Monaten nach ihr erkundige, erfahre ich, dass sie jetzt nicht mehr Assistentin, sondern Referentin ist, während es in der Ehe von Müller-Mannhagen zu kriseln scheint. M&M hat Susanna eine Wohnung gekauft und die beiden haben jetzt auch nach Feierabend viele Besprechungen.
Sogar die Wochenenden mit den Kindern gehen mir auf den Sack, nicht die Kinder, die sind quietschend süß und ich knutsche sie so oft, dass Lars sich beschwert, er sei doch kein Mädchen. Aber man kann nicht den ganzen Tag im Tierpark herumrennen oder auf den Rummel gehen oder im Hafen spazieren oder Eis essen, irgendwann müssen die Zwerge auch mal was essen oder schlafen, was bei mir in der Pension überhaupt nicht funktioniert, zu dritt in einem Bett. Aber die Sache mit der Wohnung kriege ich finanziell nicht gebacken, außerdem habe ich mich in den letzten Monaten bei Hannah auch null darum gekümmert, warum auch?
Lisa, Lars und ich werden Stammgäste bei McDonald’s und ich stelle fest, dass dort besonders am Sonntagnachmittag eine deprimierende Vater-Kind-Dichte herrscht, bei der die Kleinen still ihre Pommes futtern und die Papis schweigend aus dem Fenster starren, weil sie die
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