Warum ausgerechnet Du
ist.”
Erleichtert, dass das Gespräch eine andere Wendung genommen hatte, stützte Suzy die Ellenbogen auf, verschränkte die Hände und legte ihr Kinn darauf. „Okay”, meinte sie. „Wenn du also immer die Wahrheit sagst, dann sag mir, was du an mir so attraktiv findest.”
Gil lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Wo soll ich anfangen?”
„Ist die Liste so lang?”
„Lang ge nug.” Jungenhaft grinsend beugte er sich wieder vor und stützte sich ebenfalls mit den Ellenbogen auf dem Tisch.
„Aber ich gebe dir eine Kurzfassung. Ich fand dich von Anfang an bezaubernd. Die meisten Leute behandeln mich anders, sobald sie wissen, dass ich Gouverneur bin. Als ob ich jemand Besonderes wäre. Du hast das nicht getan. Im Gegenteil, du warst regelrecht unhöflich.”
„Ich war nicht unhöflich! Ich hatte zu tun, und du standest im Weg.”
„Du warst unhöflich.”
„Okay”, gab Suzy zu, aber nur weil sie wollte, dass Gil weitersprach. „Ich war also unhöflich.”
„Und das fand ich bezaubernd. Die meisten Leute überschlagen sich, um mir zu gefallen oder mich zu beeindrucken. Du nicht.” Er lachte. „Das hat mir gefallen.”
„Ich war also in deinen Augen attraktiv, weil ich unhöflich war. Das ist ja wirklich sehr erhebend.”
„Das war nur am Anfang.” Vorsichtig nahm er noch einen Schluck von dem heißen Kaffee. „Dann war da noch der Sex mit dir.”
Sie hob die Hand. „Moment mal. Am Anfang gab es doch noch gar keinen Sex.”
„Nein, aber den Gedanken daran. Den Gedanken, ob es gut wäre, Sex mit dir zu haben. Und dir ging es genauso mit mir.”
„Stimmt nicht!”
Er langte über den Tisch und hob ihr Kinn an. „Und ob. Erst in der Küche, und später an dem Nachmittag, als ich bei dir war, auch. Komm schon.” Gil strich mit der Daumenspitze über ihre Unterlippe. „Gib es ruhig zu.”
Suzy warf ihm einen wütenden Blick zu und schob seine Hand weg. „Okay”, gestand sie widerwillig. „Vielleicht war es so. Aber nur ganz kurz. Auf jeden Fall habe ich keine Minute Schlaf darüber verloren, ob wir im Bett zueinander passen würden.”
„Ich schon.”
Am liebsten hätte sie ihn gebeten, mehr darüber zu erzählen, aber dann hätte er sicher das Gleiche von ihr verlangt. „Warum hast du eigentlich nie geheiratet?” fragte sie stattdessen.
„Bin nie der richtigen Frau begegnet.”
„In sechsunddreißig Jahren bist du noch nie einer Frau begegnet, bei der du ans Heiraten gedacht hast?”
Wieder zinkerte er ihr zu. „Nein.”
Suzy presste die Lippen zusammen und sah Gil zweifelnd an.
„Es gibt das Gerücht, du würdest deshalb nicht heiraten, weil du schwul seist.”
Er hob spöttisch eine Braue. „Und? Glaubst du, ich sei schwul?”
Sie lachte aus vollem Hals. „Wohl kaum. Aber macht es dir denn nichts aus, dass Lügen über dich verbreitet werden?”
„Warum sollte es das? Ich weiß ja, dass es nicht wahr ist.”
„Ja, schon. Aber denkst du nicht auch, dass viele Leute alles, was irgendwo gedruckt steht, für wahr halten?”
„Ich schätze, ja.”
„Und es macht dir trotzdem nichts aus?” Suzy konnte es nicht fassen.
„Nein. Sollte es das?”
„Nun ja … Ja!” rief sie und sprang auf. „Es dürfte nicht erlaubt sein, dass die Medien Lügen über dich schreiben, oder über irgendjemanden sonst.” Mit langen Schritten ging sie zur Spüle und leerte ihre Tasse. „Sie dringen einfach so in die Intimsphäre von Privatpersonen ein. Deren Recht auf Leben, Freiheit und Streben nach Glück wird dadurch unmittelbar verletzt. Dabei wird es doch durch die Verfassung der Vereinigten Staaten garantiert. “
Überrascht von der Heftigkeit ihres Ausbruchs, stand Gil ebenfalls auf und folgte Suzy an die Spüle, um seine Tasse auszuspülen. „Die Verfassung garantiert aber auch das Recht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit.”
„Die Freiheit, Lügen zu erzählen und zu drucken?” gab sie zurück. „Das kann doch wohl nicht damit gemeint sein.” Sie drehte sich um und machte ein paar Schritte von Gil weg. „Die Aufgabe der Medien ist es, die Wahrheit zu berichten, und sonst nichts. Es dürfte nicht erlaubt sein, dass sie Nachrichten zu Sensationen aufbauschen, um damit ein Geschäft zu machen.”
„Nein, das dürfte es nicht”, stimmte er zu. „Was meinst du, wie wir dem ein Ende setzen sollten?”
Suzy wirbelte herum. „Wir? Du meinst, du und ich?”
„Ja. Offenbar ist dir dieses Thema sehr wichtig. Das Beste wäre, die Energie
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