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Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Titel: Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clempson
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reinlegen. Wenn ihr in die Videothek geht, in welcher Abteilung würdet ihr Romeo und Julia dann finden?«
    » Bei Liebesfilmen?«, fragte Zack mit einem Schulterzucken.
    » Stimmt, aber um welches Genre handelt es sich tatsächlich?«
    » Um eine Tragödie«, antwortete ich.
    » Eine Tragödie, richtig«, bestätigte Dave. » Danke, Jack.«
    Wie kommt es eigentlich, dass alle anderen immer mit Mr und Miss Soundso angeredet werden, ich aber immer nur mit Jack? Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Das werde ich wohl nie herausbekommen. Vielleicht vergisst er alle anderen Vornamen oder er kann sich einfach meinen Nachnamen nicht merken.
    » Es handelt sich um eine romantische Tragödie, doch in jedem Fall um eine Tragödie«, fährt Dave fort. » Warum würde man das im heutigen Filmgeschäft nicht als Tragödie bezeichnen?«
    Lange Pause…
    » Weil solche Filme nicht mehr gedreht werden«, antwortete ich zögerlich.
    » Ganz genau. Dieses Genre scheint dem Untergang geweiht zu sein.«
    Ein Dutzend Arme schossen in die Höhe. Offenbar waren alle scharf darauf, Dave erneut widerlegen zu können, doch Dave ignorierte sie und fuhr fort:
    » Hin und wieder taucht noch mal ein solcher Film auf, vorwiegend bei Independent-Filmen oder im europäischen Kino, aber solange nur noch dem Mainstream gehuldigt wird und man unbedingt einen Blockbuster nach dem anderen produzieren will, hat die echte Tragödie keine Chance. Und warum ist das so? Weil man in Hollywood auf einem Happyend besteht. In Shakespeares Tagen waren Happyends natürlich auch beliebt, ohne dass man auf das gute alte tragische Ende verzichtet hätte. Den Menschen gefiel es einfach, Menschen zu sehen, denen es schlechter ging als ihnen selbst! Und die letzte Zeile des Stücks, die sich weiterhin an das Versmaß hält, sagt im Grunde: ›Falls ihr es nicht bemerkt haben solltet, das war eine sehr tragische Geschichte!‹ Denn größres Leid geschah wohl nirgendwo als Julia hier und ihrem Romeo. Als wenn wir das nicht selbst bemerkt hätten! Als würde er auch noch Salz in die Wunde streuen wollen. Also eine tragischere Geschichte kann ich mir echt nicht vorstellen.«
    Sofort stieg meine Hand nach oben.
    Was tat ich da?
    » Ja, Jack?«
    » Jedenfalls haben sie sich geliebt«, argumentierte ich mit einem Schulterzucken und errötete.
    Dave schien nicht so ganz überzeugt zu sein.
    » Um so tragischer, dass sie sterben mussten«, entgegnete er. » Sie hatten diese einzigartige, wundervolle Zukunft vor sich, und die wurde ihnen genommen.«
    Jetzt war es an mir, nicht so ganz überzeugt zu sein.
    » Schon«, erwiderte ich, » aber sie sind doch in dem Wissen gestorben, dass sie sich geliebt haben. Es wäre viel tragischer gewesen, wenn sie sich geliebt hätten, aber das bis zu ihrem Tod nie zum Ausdruck gekommen wäre.«
    » Jack«, begann Dave, dem offenbar ein ironischer Kommentar auf der Zunge lag. » Wenn du diese Geschichte geschrieben hättest, dann würden sich Romeo und Julia am Ende wahrscheinlich voller Freude erschießen… und mit ihnen gleich das halbe Publikum.« Er gestattete der Klasse einen Moment des Kicherns, ehe er fortfuhr: » Findest du es nicht tragischer, dass sie starben, obwohl es so vieles gab, für das es sich zu leben gelohnt hätte– vor allem ihre große Liebe?«
    » Zumindest hatten sie etwas zu verlieren«, fügte ich hinzu. » Oder vielleicht wissen Sie nicht mehr, wie es ist, ein Teenager zu sein.«
    Noch jemand mischte sich ein, aber ich konnte nicht sehen, wer es war.
    » Besser jemanden geliebt und verloren zu haben, als nie geliebt zu haben«, sagte die Stimme. Wer war das? Da die Tische in unserem Klassenzimmer in der Form eines Hufeisens angeordnet sind, sehe ich nicht automatisch, wer sich vier oder fünf Plätze hinter mir auf der anderen Seite befindet. Aber die Stimme klang fast ein bisschen wie…
    » Also heute scheine ich ja wirklich alle gegen mich zu haben. Sogar die neue Mitschülerin hackt auf mir herum! Dabei hatte ich so große Hoffnungen in Sie gesetzt, Miss Wade.«
    Miss Wade? Eleanor Wade?
    Ich kippte meinen Stuhl auf den Hinterbeinen so weit zurück wie möglich (noch einen Zentimeter und ich würde auf dem Hintern landen) und tatsächlich: Nur ein paar Meter von mir entfernt saß Eleanor in all ihrer strahlenden Schönheit. Meine Julia… in meiner Literaturstunde!
    Ich weiß gar nicht, was die hier zu suchen hatte– aber egal, solange sie nur dableiben würde. Wir hatten jetzt DREI Fächer

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