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Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)

Titel: Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clempson
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werden. Natürlich bekomme auch ich meinen Teil ab, aber normalerweise sollte man bei jemandem wie mir doch erwarten, dass er ständig drangsaliert und durch den Kakao gezogen wird. Vor allem wenn man meinen ehemaligen Kleidungsstil bedenkt (eine Art Emo-Goth mit leichtem Glam-Metal-Einschlag– keine Sorge, ich bin inzwischen darüber hinweg). Ich vermute, dass ich zunächst auch deshalb von Anfeindungen verschont blieb, weil ich der Größte in unserer Jahrgangsstufe war. Außer gelegentlichen Beschimpfungen und Schubsereien waren die Typen immer zu feige, um sich ernsthaft mit mir anzulegen. Erst als die Arschlöcher größer wurden und mir allmählich über den Kopf wuchsen, wurde es wirklich ungemütlich, da sie nun keinen Grund mehr hatten, mich zu fürchten. Von da an rechnete ich täglich mit neuen Attacken, bis ich begriff, dass ein einziger Akt des Widerstands, den ich in der siebten Klasse geleistet hatte, fortan als mein Schutzengel fungierte…

    Montag
Lunchpause– Vor fünf Jahren
    Dieser Vorfall ereignete sich, als wir alle neu auf dieser Schule waren. Keiner kannte den anderen, und alle waren darauf aus, möglichst schnell Freunde zu finden. Es kam mir so vor, als hätte die Hälfte von uns schon am ersten Tag Freunde fürs Leben gefunden, während die andere Hälfte bereits ihren Erzfeind kennenlernte. Überflüssig, zu betonen, dass ich zur zweiten Hälfte gehörte.
    In den ersten vier Wochen der siebten Klasse war ein Junge namens Paul Eastwood mein » bester Freund«. In der vierten Woche unserer Freundschaft » lieh« er sich mein Portemonnaie aus ( » ausleihen« hieß bei ihm » stehlen«), und ich jagte ihn quer durchs Klassenzimmer, um es mir wiederzuholen. Obwohl alles halb im Spaß geschah, war ich stocksauer, besonders als sein Freund Michael Stokey hinzukam und sie sich mein Portemonnaie gegenseitig zuwarfen. Ich habe alles versucht, von » Seid nicht so blöd« bis » Kommt schon, gebt es mir wieder«, doch offenbar war zu wenig Nachdruck hinter meinen Worten, und so warfen sie nur noch wilder mit meinem Portemonnaie um sich. So langsam verlor ich wirklich die Geduld.
    » Gib’s mir zurück, Paul, ich meine es ernst«, sagte ich und fügte hinzu: » Es gehörte meinem Opa.« Doch Paul zuckte nicht mit der Wimper, obwohl er wusste, dass mein Opa erst vor drei Wochen gestorben war. Das war natürlich komplett gelogen. Warum sollte mein Opa auch ein Portemonnaie von Quicksilver haben, das die Musterung eines Tarnanzugs hatte? Doch Paul war nicht klug genug, um sich das zu fragen. Er glaubte, dass ich die Wahrheit sagte, und das machte mich umso wütender. Als Paul die Tür öffnete, den Arm ausstreckte und mein Portemonnaie über einem Mülleimer auf dem Flur baumeln ließ, bin ich irgendwie ausgetickt. In Nullkommanichts war ich bei ihm, mein Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt. Eine Hand an meinem Portemonnaie, die andere an der Tür.
    » Lass los!«, knurrte ich.
    Er hielt fest und starrte mich an.
    » Ich meine es ernst, Paul!«, warnte ich ihn.
    Aber er ließ immer noch nicht locker.
    Was als albernes Spiel begonnen hatte, war ein Entscheidungskampf geworden. Ich oder er. Es war eine Pattsituation. In Tierfilmen hatte ich so was schon gesehen– der Löwe, der nicht zurückweicht, ist König.
    Ich bin kein König.
    Das wusste Paul genauso gut wie ich, doch aufzugeben, kam nicht infrage. (Okay, das stimmt nicht ganz. Es hätte verschiedene Situationen gegeben, die mich zum Aufgeben gebracht hätten, vor allem die geringste Androhung von Gewalt.) Das war mein Portemonnaie mit meinen £2.85 darin, und einen Typen wie Paul Eastwood würde ich nie im Leben anflehen, es mir zurückzugeben. Ich holte tief Luft, machte einen Schritt nach vorn und schaute ihn durchdringend an…
    » Du solltest jetzt lieber loslassen, Eastwood, oder du wirst es bereuen«, stieß ich bedrohlich aus (zumindest so bedrohlich, wie ein 11-jähriger Junge mit rot angelaufenem Gesicht und zitternden Händen das hinbekommt).
    Natürlich hatte ich nur eine einzige Idee im Kopf: sofort zum nächstbesten Lehrer zu rennen und dafür zu sorgen, dass Paul eine ordentliche Standpauke bekommt, doch meine Drohung erfüllte ihren Zweck. Paul ließ los.
    » Ist ja gut, reg dich ab, Mann«, sagte er.
    Ich riss mein Portemonnaie an mich und quetschte mich an ihm vorbei aus der Tür (was sehr viel cooler rübergekommen wäre, wenn ich nicht bei dieser Gelegenheit gegen ein Stuhlbein getreten hätte und mit meiner Tasche im

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