Warum diese Woche völlig in die Hose ging (German Edition)
Die Dornen mussten sich in meiner Jeans und vermutlich in meinem Hintern selbst verfangen haben, und jetzt steckten ein paar von den kleinen Mistkerlen sogar in meiner Handfläche.
» Oh Shit«, wiederholte ich mit dem Anflug eines Wimmerns, als ich sah, dass sich an meiner Hintertasche ein Blutfleck ausbreitete.
Das Folgende will ich in aller gebotenen Kürze schildern:
Jungsklo– Kloabteil– zwei Minuten später…
» Oh, Mann, tut das weh!«, wimmerte ich (von nun an sehr leise Stimmen).
» Halt still!«, sagte James lachend. » Du hast einen Stock im Arsch!« (Viel lauter, als ich gewollt hätte.)
» Haha, sehr lustig, würdest du dich bitte beeilen?!«
» Für mich ist das schlimmer als für dich, das kannst du mir glauben.«
» Dann beeil dich endlich!«
» Ach du Scheiße«, rief er angeekelt. » Du blutest echt wie Sau!«
» Zieh ihn raus!«
» Bück dich noch ein bisschen. Nicht so viel. Mann, wie soll ich heute Nacht bloß schlafen können!«
» Das tut echt verdammt weh!«
» So, geschafft.«
» Echt? Ist alles raus?«
» Ja, jetzt nimm deinen Hintern aus meinem Gesicht.«
Als wir aus dem Kloabteil stolperten, stand ein geschockter Siebtklässler davor.
» Wenn du irgendjemand davon erzählst«, sagte James ebenso beiläufig wie drohend, » dann erzähle ich jedem Mädchen, das ich kenne, dass dein Pimmel nur ein kleines Würstchen ist.«
Dabei ließen wir es bewenden und schworen uns, diese Geschichte nie wieder zu erwähnen. Ich fürchte fast, unsere Missachtung der Kloetikette hat dazu geführt, dass wir lebenslange Narben davontragen werden und dass ein kleiner Junge wahrscheinlich nie wieder die Schultoilette benutzen wird.
Begierig darauf, das Thema zu wechseln, erzählte ich James, was mich veranlasst hatte, in Daves Büro zu gehen. Ich griff in meinen Rucksack und zog den unrechtmäßig erworbenen Zettel heraus, den ich Dave entwendet hatte.
Berichtigung. Ich zog zwar einen Zettel heraus, aber es war nicht derjenige, den ich in Daves Papierkorb entdeckt hatte. Dies war ein ganz anderer Zettel…
4 . Stunde
Nachricht von E.
Ich hab keine Ahnung, von wem und woher der Zettel stammte und wie er in meinen Rucksack gelangt war. Er war nicht in der typischen EM /Eleanor-Manier gefaltet, doch als ich ihn öffnete, erkannte ich die Handschrift sofort.
McDonalds 16.00 E.
Das war alles, was auf dem Zettel stand– McDonalds 16.00 E.
» Shit!«, flüsterte James.
» Warum Shit?«, fragte ich.
» Glaubst du, die Nachricht ist vom Checker?«
» Ist doch mit E. unterschrieben!«
» Und?«
» Und was?«
» Sie ist mit E. unterschrieben!«, sagte ich dem Holzkopf noch mal. » Warum sollte der Checker mich ausfindig machen und heimlich eine Einladung in meine Schultasche stecken, die er mit E. unterschreibt?«
» Eine Falle. Er kann natürlich auch jemand anderen benutzt haben, um den Zettel in deine Tasche zu stecken.«
» Ist ja wohl ziemlich unwahrscheinlich, nicht?«, fragte ich rhetorisch.
» Wer hat heute Zugang zu deiner Tasche gehabt?«
» Keine Ahnung!«
» Und die Nachricht ist definitiv von heute?«
» Hm, weiß nicht.«
» Hast du mitgekriegt, dass sich in dieser Woche irgendjemand an deiner Tasche zu schaffen gemacht hat?«
» Nein, äh, doch… Em.«
» Na also. Du sagst doch selbst, dass sie mit ihm befreundet war. Das ist eine Falle und Em hat damit zu tun!«, folgerte James.
» Ach, das ist doch nichts als ein Stochern im Nebel, ein Schuss ins Dunkel, die Nachricht könnte genauso gut von… Em, warum nicht?«
» Siehst du!? Das ist genau das, was du denken sollst«, argumentierte James, der etwas beleidigt zu sein schien, dass ich ihm seine Verschwörungstheorie nicht abkaufte.
» Oder Eleanor! Sie könnte auch von Eleanor sein!«
» Hat sie dir heute nicht schon einen anderen Zettel gegeben?«
» Das hat Em auch.«
Und dann erinnerte ich mich an den Zettel, den Em in meine Tasche getan hatte, den Zettel, den ich um alles in der Welt hatte lesen wollen und der immer noch zu seiner ursprünglichen Pyramidenform gefaltet war. Warum war sie so aggressiv gegenüber Dave und so panisch gewesen, er könnte die Nachricht lesen? Endlich würde ich es herausfinden. Ich hatte ein wenig Mühe, das stramm gefaltete Päckchen auseinanderzuklappen und riss in meiner Aufregung ein paarmal das Papier ein, ehe ich endlich die Nachricht las. Ich muss zugeben, dass mich die drei Wörter doch etwas schockierten…
Er ist schwul!
Nie im Leben ist Dave Kross schwul!
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