Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
auszumachen. Zunächst einmaldas Bier. Abends bekam Camille »Durst«, regelmäßig, ob sie nun zu Hause geblieben oder ausgegangen war. Also trank sie eine Flasche Bier, oft erst gegen elf Uhr. So spät noch Bier zu trinken, kam mir komisch vor, besonders bei jemandem, der zum Essen in Restaurants Wein trank. Hatte Camille möglicherweise ein Alkoholproblem? Nein, denn ihr Alkoholkonsum war nicht groß, und es gab auch keine anderen Anzeichen dafür. Ich fragte sie, wie lange sie schon so spät noch Bier trank. Offenbar seit dem College: Sie zog sich salzige Snacks aus dem Automaten, während sie lernte, und spülte sie vor dem Zubettgehen mit einem Bier hinunter. Als sie darüber nachdachte, gab sie zu, dass sie das Bier nicht einmal wirklich mochte; es war einfach eine Gewohnheit, sie war nun mal »durstig«. Ganz eindeutig hatte sie, ohne weiter darüber nachzudenken, eine alte College-Gewohnheit mit in ihr Erwachsenenleben genommen und sie 15 Jahre lang beibehalten!
Warum nicht das Offensichtliche zuerst probieren? Ich sagte: Warum trinkst du nicht Wasser, wenn du durstig bist, und gehst dann zu Bett? Das konnte eine einfache Sache sein und über ein paar Monate fünf, wenn nicht knapp zehn Pfund ausmachen, wenn sie den »Übeltäter« denn als solchen erkannte und ihm die Kette anlegte. Aber so leicht war es nicht. Sie war zwar nicht verrückt nach der Wirkung oder dem Geschmack von Bier, wollte aber doch etwas Interessanteres als Wasser. Überraschenderweise waren dann Kräutertees die Lösung. Eisenkraut und Pfefferminze wurden ihre Lieblingstees und boten wohltuenden Ersatz für den sanft beruhigenden Effekt des Bieres früher. Immer wieder probierte sie neue Sorten und wurde geradezu zur Tee-Expertin. Schwieriger war es für sie, sich daran zu gewöhnen, tagsüber mehr Wasser zu trinken – der Schlüssel zur Reduzierung abendlichen und nächtlichenDursts. Ich schlug vor, sie sollte, wann immer sie am Wasserbehälter im Flur vorbeikam, einen der kleinen Pappbecher voll trinken. Als sich die ersten Erfolge einstellten, kam sie regelmäßiger daran vorbei.
Ein anderes Problem hatte mit dem Beruf zu tun. Sie aß, was immer man ihr auf ihren Flügen vorsetzte (für mich passen Essen und Fliegen im Grunde nicht zusammen), und das zusätzlich zu den Geschäftsessen, zu denen sie unterwegs war. Was das Kabinenpersonal auch vor sie hinstellte – muffige Nüsse, undefinierbare Fleischstücke, klebrige Nachtische –, sie aß es (kommt Ihnen das bekannt vor?), auch wenn sie direkt vom Flughafen ins Restaurant fuhr. Damit war relativ leicht umzugehen. Sie wusste, dass Flugzeugessen schrecklich ist. Aß sie aus Langeweile? Um sich die Zeit zu vertreiben? Jedenfalls riet ich ihr, bevor sie an Bord ging, ein kleines Sandwich zu essen und eine Flasche mit kühlem Kräutertee mitzunehmen, den sie sich abends zuvor aufgoss. Während des Fluges nippte sie daran, lauschte ihren eigenen CD s (nicht dem vorgefertigten Musikprogramm) und kam so zufrieden an ihr Ziel. Zum ersten Mal in ihrem Leben gelang es ihr sogar, an Bord ein kurzes Schläfchen einzulegen. (Das tue ich auch. Trinken Sie außerdem gegen die ausgetrocknete Luft an, die allein für die Frisur gut ist, für nichts sonst.)
Mit dem dritten »Übeltäter« wurde es komplizierter. Mehrmals in der Woche, vor allem an den Wochenenden, aß Camille abends eine Riesenportion Pasta. Sie sagte, das sei für sie das Einfachste und gebe ihr dennoch das gute Gefühl, zu Hause zu kochen. Aus ihr sprach mangelnde Erfahrung. Natürlich gibt es andere Wege, den Abends-alleinzu-Hause-Blues zu bekämpfen. Doch zunächst einmal verlangte das Problem nach einem dramatischen Ansatz: dem vorläufigen Verzicht auf Pasta zu Hause. Was bedeutete,dass wir etwas anderes finden mussten, das ähnlich befriedigend und leicht zuzubereiten war. Zum Glück war Frühling, und die offenen Märkte New Yorks schienen wie von Gott gesandt. Ich zeigte ihr die so einfachen wie köstlichen Zubereitungsarten für Rote Bete, Fenchel, Brokkoli, Karotten und mehr, verfeinert mit ein paar gehackten Kräutern und etwas Zitronensaft. Die Geschmacksrichtungen der verschiedenen frischen Gemüse berauschten sie. Jeder, der einmal eine frisch gepflückte Tomate mit etwas Salz und Olivenöl, dazu noch etwas Petersilie oder Basilikum, gegessen hat, wird bestätigen, dass das schon fast eine Mahlzeit sein kann. Bald ging sie selber auf die Suche, folgte ihrem ganz persönlichen Geschmack und fand es wunderbar
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