Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
Lieblingsfrüchte in Frankreich. Als ich mich dem Melonenstapel zuwandte, fragte die Verkäuferin: »
C’est pour quand?
«, ich sagte es ihr, und sie machte sich an die Arbeit, wog ein paar Früchte, prüfte Geruch und Stängel, hatte schließlich noch zwei zur Auswahl und sagte dann mit sicherem Lächeln: »
Dans ce cas, c’est celui ci
– dann ist es die hier.« Die auserwählte Melone präsentierte sie mir in ihrer rechten Hand, nachdem sie sich ausgerechnet hatte, dass die in ihrer linken noch bis Sonntag brauchte, um perfekt zu sein. Natürlich bewahren wir Obst nicht im Kühlschrank auf, und so legte ich die Früchte in den Korb auf dem Küchenbüfett und dachtenicht weiter darüber nach. Am Samstagmorgen, als ich aufwachte und mich auf Edwards Ankunft freute, lag ein ungeheuer berauschender Duft in der ganzen Wohnung. Die Melone rief förmlich: »Iss mich!«, und als Edward schließlich vom Flughafen kam und durch die Tür trat, war es unmöglich, eine Überraschung daraus zu machen. Er sagte einfach nur »Wow!«, als er an der Küche vorbeikam.
Auch wenn meine Marktbesuche in New York nicht ganz so intensiv ausfallen wie in der Provence oder Paris, so bleiben es doch reiche Erfahrungen, was die Waren und ihre Produzenten betrifft. Der berühmte Markt am Union Square ist vier Tage in der Woche geöffnet, man kann sehen und schmecken, was die jeweilige Jahreszeit zu bieten hat, und einiges darüber lernen, wie man es am besten – und mit der nötigen Achtung – zubereitet. Farmer tauschen gern Rezepte aus, und die ebenso neugierigen wie freundlichen Amerikaner scheuen sich nicht zu fragen, was man mit dem einen oder anderen machen soll, ob es nun Rochen ist oder Sauerampfer, ob es um Zucchiniblüten oder Schalotten geht. (Da haben sie einen Vorteil: Aus Stolz und Angst, ignorant zu erscheinen, sehen Franzosen mitunter davon ab, nachzufragen, dabei ist Zurückhaltung, wenn es um Informationen zu Speisen geht, völlig fehl am Platz.)
Wenn Sie Obst und Gemüse erst einmal auf dem Markt gekauft haben, von Brot, Eiern, Geflügel und Fisch gar nicht zu reden, fällt es schwer, noch irgendetwas »Frisches« im Supermarkt zu kaufen. Natürlich muss man sich an den Marktrhythmus gewöhnen. In Frankreich sind wir verwöhnt mit täglichen Märkten, aber es gibt auch wöchentliche. In der Provence zum Beispiel sind die bekannten täglichen Märkte in Nizza, Aix und Avignon, während in den kleineren Städten ein wöchentlicher rotiert. Immer zu wissen, wann man wohin muss, ist kein Umstand, sonderneine Art Sport für uns, und der Aufwand zahlt sich in der Küche zehnfach aus. Auch der beste Koch der Welt kann kein gutes Menü mit schlechten Zutaten bereiten, und man muss schon eine ziemlich verdrehte Genialität besitzen, aus wirklich wunderbaren Zutaten ein schlechtes Essen zu machen. Gute jahreszeitliche Produkte werden am besten möglichst einfach zubereitet; wer auf Qualität achtet, kann nicht wirklich irren.
In Frankreich gehört die Liebe zu gutem, natürlichem Essen zum allgemeinen Erbe. Nicht dass die Franzosen nicht auch mehr dafür zahlen würden: Im Durchschnitt geben sie einen weit größeren Anteil ihres Einkommens für Essen aus als andere Leute. Aber was dem einen oder anderen als Luxus erscheinen mag, ist für Franzosen eine Notwendigkeit. Natürlich kann sich nicht jeder alles leisten (Beluga Kaviar gehört nicht zu unseren allgemein verbrieften Rechten), dennoch leben die Franzosen nach einer Devise, die man in meiner Wahlheimat Amerika ausgezeichnet auf den Punkt gebracht hat:
garbage in, garbage out
– einfach übersetzt: Wo Müll reinkommt, kommt auch Müll raus. Gut zu kochen und damit auch gut zu leben, hat wesentlich mit den richtigen Zutaten zu tun.
Wie eine Französin zu leben, bedeutet also, nach Qualität zu suchen und auch etwas mehr dafür zu bezahlen, ob nun auf einem Markt oder in einem guten Lebensmittelgeschäft, das entsprechend beliefert wird. Auch französische Frauen müssen mit ihrem Geld auskommen, aber sie begreifen auch den Wert von Qualität vor Quantität.
Gewürze und Kräuter
Auf jedem französischen Markt finden Sie reichlich getrocknete und frische Kräuter und eine große Auswahl von Gewürzen. In jeder
épicerie
, jedem Lebensmittelladen, treffen Sie ebenfalls auf eine gute Auswahl. Auch wenn französisches Essen nicht unbedingt dafür bekannt ist, besonders scharf zu sein, sind Gewürze doch sehr wichtig für eine französische Köchin. Kunstfertig eingesetzt,
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