Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
normalerweise sonntags machte, war ein Vanillepudding, auf den Beeren kamen; der Saft lief die schimmernden Seiten hinunter. Nicht nur schön anzusehen, sondern auch einzigartig köstlich: der feste, aber feine Geschmack des nur leicht gesüßten Puddings im Kontrast mit der weichen Cremigkeit der aufgetauten Beeren und dem duftenden Fruchtmark.
Was andere Beeren angeht: die fanden sich im Elsass jenseits der Gartenmauer geradezu im Überfluss. Einen großen hölzernen Stecken in der Hand, den sie als Gehstock für Waldspaziergänge benutzte, führte unsere Großmutter die Familie, jeder von uns mit einem Behälter ausgerüstet, auf Expeditionen. In den Wäldern hinter ihrem Haus gab es ein schier unglaubliches Heidelbeerfeld – die
myrtilles
waren ihr geheimer Garten. Auch ich wollte unbedingt meine kleine Schachtel füllen, geriet aber immer ins Hintertreffen, da ich mir gleichzeitig so viele Beeren in den Mund stopfte. Großmutter brauchte sehr viele
myrtilles
, um einen Kuchen damit zu backen, da die Früchte so klein waren. Was ihrem Geschmack jedoch keinen Abbruch tat, sie waren gleichzeitig süß und auf ihre Art würzig. Manchmal half mir mein Vater am Ende mit meinem Sammelanteil, indem er etwas von seiner Ausbeute mit mir teilte. Ich erinnere mich, wie ich versuchte, Edward die
myrtilles
zu beschreiben, die es so in Amerika nicht gibt. Er wusste nicht recht, worauf ich hinauswollte, bis er Jahre später in der L’Auberge de l’Ill, einem kulinarischen Schrein des Elsass, eine Offenbarung hatte. Dort gab es die erste
tarte aux myrtilles
der Saison. Hätte ich doch nur in dem Moment ein Foto von seinem Gesicht gemacht.
Für viele steht der Sommer für Pfirsiche und Melonen, auf die Birnen folgen und dann, in den Herbst hinein, Äpfel.In Frankreich scheinen wir dazu eine Obsession für die verschiedenen Arten von Pflaumen zu haben, die es vom Spätsommer bis in den Herbst gibt. Tatsächlich werden davon pro Jahr fast 40 Millionen Pfund konsumiert. Bei uns zu Hause fing die Saison zum Sommerende mit
la mirabelle
an, die es nur in Ostfrankreich gibt. Die kleinen, saftigen, süßen gelben Früchte haben einen feinen Duft, der an Vanille und Honig erinnert. Wir nahmen sie für Kuchen, machten Fruchtsoße daraus, Marmelade, Sorbet und Schnaps,
alcool blanc
, den sich mein Großvater nach einem festlichen Essen genehmigte, um der Verdauung zu helfen. Diese Früchte waren so wichtig, dass es sogar ein
fête de la Mirabelle
gab: Da wird eine Königin gewählt, die auf einem Festzug durch die Stadt zieht, gefolgt von Wagen voller Mirabellen. Es gibt organisierte Degustationen, bei denen es um alle möglichen Arten der Zubereitung geht. Und Wettbewerbe. Meine Mutter machte wunderbare Dinge mit den Mirabellen, aber ich muss zugeben, dass Tante Berthe sie noch schlug – wobei sie keines ihrer Rezepte preisgab. Als Teenager habe ich sie dann einmal »auf frischer Tat« ertappt, aber sie rang mir das Versprechen ab,
en famille
zu halten, was ich da gesehen hatte, also verrate ich hier nichts.
Eine verbreitetere Pflaumenart ist
la quetsche
, die Zwetschge, mit ihrer violetten Farbe und dem festen, saftigen Fleisch. Im Herbst backe ich
clafoutis
und
tartes
damit. Zwetschgen lassen sich gut einfrieren, und ich benutze die, die ich wie ein Eichhörnchen dazu auf die Seite gelegt habe, oft als Ergänzung zu
panna cotta
, wenn ein schnelles Dessert benötigt wird. Für die
panna cotta
selbst braucht man fünf Minuten, und dann noch mal fünf, um die aufgetauten Zwetschgen in ein bisschen Butter anzuwärmen. Anschließend bestreue ich sie mit einem Hauch Zuckerund Zimt, um den Geschmack der
panna cotta
und ihre Textur zu vervollständigen.
Zu guter Letzt will ich hier noch von einer Obstart sprechen, die ich das ganze Jahr über als Teil meines Wellness- Programms esse. Sie heißt
la prune d’Ente
, ist violett, und aus ihr werden im Südwesten Frankreichs die berühmten
pruneaux d’Agen
bereitet. Edward hat sich lange über mich lustig gemacht, weil ich immer noch mehrmals in der Woche zwei Backpflaumen zum Frühstück esse – das scheint ihm für eine Französin nicht glamourös genug. Aber Backpflaumen sind voller Vitamine und natürlich voller Ballaststoffe, wie man es aus alten Witzen weiß – ein leichtes Abführmittel mit reichlich Kalium, Calcium und Magnesium als Inhaltsstoffen. Französinnen halten Backpflaumen für das perfekte Entgiftungsmittel; sie reinigen den Körper und helfen, eine gute Balance in
Weitere Kostenlose Bücher