Warum französische Frauen nicht dick werden (German Edition)
sprichwörtliche amerikanische Treffpunkt für Bürotratsch ist.
Der Unterschied zu unserem Pariser Hauptquartier könnte nicht größer sein. Dort wird jeden Tag in jedes Büro und auf jeden Schreibtisch eine Literflasche Wasser gestellt, und wenn das nicht genug ist (und das ist es nicht!), gibt es noch einen Raum, in dem man sich beliebig Nachschub holen kann. Bei unseren Sitzungen steht der Konferenztisch voller Flaschen. In New York bleiben selbst die kleinen Wasserflaschen unberührt, dafür werden die Kaffeevorräte geleert und die Dosen mit Diät-Coke verschwinden.
Wenn ich in Frankreich bin und jüngere Verwandte besuche, sehe ich immer noch, woran ich mich aus meiner eigenen Kindheit erinnere. Jeder beginnt den Tag mit einem Glas Wasser. Bei jedem Essen steht eine große Flasche Wasser auf dem Tisch. Alle trinken den ganzen Tag über davon, und das Wasser steht nicht im Kühlschrank. (Manchmalist eine Aversion gegen Wasser die verständliche Reaktion gegen etwas zu Kaltes. Wasser mit Zimmertemperatur ist Ihnen womöglich weit angenehmer.)
Franzosen trinken kein Leitungswasser; es schmeckt normalerweise nicht gut genug, um getrunken zu werden. Nun mag es Ihnen widerstreben, Geld für etwas auszugeben, das Sie eigentlich für Gemeingut halten, und die große Vielfalt Wassersorten auf den Regalen mag Ihnen unnötig erscheinen. Und dann kommt natürlich auch noch dazu, dass Sie das Wasser heimschleppen müssen. Vielleicht ist es ja völlig in Ordnung zu trinken, was aus Ihrem Wasserhahn kommt, aber wenn Sie nicht genug Wasser zu sich nehmen, sollten Sie sich fragen, woran das liegen mag.
Bei uns zu Hause hatten wir als stilles Wasser –
eaux plates
– Vittel und Volvic; das Einzige mit Kohlensäure –
gazeuse
– war und ist bis heute Badoit. Wobei das alles eine Frage der Gewohnheit ist. Vor langen Jahren gab es eine Werbezeile, die uns nicht aus dem Kopf ging: …
et badadit et badadoit, la meilleure eau c’est le Badoit
. Wir haben natürlich auch andere probiert, aber am Ende gab die Gewohnheit den Ausschlag.
Die Franzosen stehen weltweit an Nummer zwei nach den Italienern, was den Konsum von Wasser mit Kohlensäure angeht. Wir bevorzugen
l’eau plate
, und auch wenn man
l’eau gazeuse
beiseite lässt, ist die Auswahl immer noch riesig. Im Colette, einem Pariser Restaurant (das tatsächlich ein Geschäft ist, mit einem Kellerrestaurant und einer Bar), können Sie 80 bis 100 verschiedene Wassersorten aus der ganzen Welt trinken. Wasser zu trinken ist so schick geworden, dass es sogar eine extra Bezeichnung –
aquanomy
– für seine Kennerschaft gibt. Wasser hat auch seine
crus
, seine Geschmacksrichtungen und das zugehörige Vokabular; eine Sorte unterscheidet sich von der anderenentsprechend ihres Gehalts an Calcium, Magnesium und anderen charakteristischen Mineralien.
In vielen Ländern ist das angebotene örtliche Wasser eher langweilig, weshalb Frankreich und Italien ihr Wasser auch in Dutzende Länder exportieren. In jedem Fall ist es an der Zeit, dem Wasser seine ihm gemäße Rolle zuzuerkennen – Gewichtskontrolle kann dabei ein guter Anlass sein, wenn nicht sowieso der dringlichste.
Wichtig zu wissen ist dabei, dass oft das erste Gefühl von Durst fälschlicherweise für Hunger gehalten wird: Sehr oft, wenn wir
un petit creux
oder
une petite faim
verspüren, haben wir tatsächlich
une petite soif
. Wir verwechseln den kleinen Durst mit dem kleinen Hunger, was nicht verwunderlich ist, wenn wir zu wenig trinken und so auf den Wassergehalt unseres Essens angewiesen sind. Aus eben diesem Grund ist Wasser ein wirkungsvoller
coupe faim
– und dämpft Ihren Hunger. Regelmäßig seinen Magen damit zu füllen, führt zu einem Gefühl von Sättigung und schwächt Hungergefühle.
Ich habe meine eigene Technik entwickelt, genug Wasser zu bekommen. Ich trage immer eine kleine Flasche in der Tasche, aber die ist nur
en cas
und keine tägliche Ration. Um möglichst viel von Ihrem Wasserkonsum zu profitieren, müssen Sie ihn über den ganzen Tag verteilen. Ich trinke ein Glas, wenn ich morgens aufstehe, eins, bevor ich ins Bett gehe, und etliche zwischendurch. Etwa eine halbe Stunde vor jedem Essen trinke ich ein Glas (wozu ich mich nicht mehr selbst anhalten muss; das geht sehr schnell automatisch), vermeide aber,
während
des Essens zu trinken, weil das den Verdauungsprozess verlangsamt. (Dennoch rate ich dazu, während der Phase der Umorientierung und Stabilisierung auch beim Essen Wasser zu
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